Schulleiter griff zum Geigerzähler
HETTSTEDT/MZ. - Am ersten Schultag am Hettstedter Marktgymnasium wiederholte die Mathematik-Lehrerin, die auch Chemie und Englisch unterrichtet, mit ihren Schülern erst einmal das in den zurückliegenden Monaten Gelernte. Dass der erste Schultag zugleich auch Auftakt für ein zwei Jahre währendes Provisorium war, war im Unterricht am Donnerstag allerdings nicht zu spüren. "Der Start war so gut wie reibungslos", bestätigte Schulleiter Joachim Sommer gegenüber der MZ.
Mit dem neuen Schuljahr ist beim Hettstedter Marktgymnasium alles anders. Aufgrund der Komplettsanierung, die bis 2011 dauern wird, musste das Hauptgebäude geräumt werden, für die Klassen und Fachkabinette galt es andere Standorte zu finden. Schulleiter Sommer beruhigte, alles ist dort, wo es hingehört beziehungsweise gebraucht wird. Lehrer und Schüler können sich konzentriert ihren Aufgaben widmen.
"Lediglich der Internet-Anschluss fehlt noch", wendete Sekretärin Ines Ruppenthal ein, die mit ihrem Chef gemeinsam in einem ehemaligen Klassenraum untergebracht ist. Quer gestellte Schränke teilen den Raum. Kommunikation ist somit per Zuruf möglich.
Die erforderliche Logistik für den Start war bereits zum Ende des vergangenen Schuljahres angepackt worden. Nachdem klar war, welche Klassen wohin auszulagern waren, wurden dort die Zeugnisse ausgegeben. Treffpunkt sei im Haus an der Rathausstraße gewesen, danach führten die Lehrer ihre
Schüler zu den Außenstellen, um ihnen ihre Leistungsbescheide zu überreichen. So wussten die Mädchen und Jungen bereits, wo sie sich nach den Ferien einzufinden hatten. Sind jetzt in der Rathausstraße noch die fünften und sechsten Klassen, hat es die siebenten, achten und neunten in die ehemalige Sekundarschule I an die Bahnhofstraße verschlagen, während die zehnten, elften und zwölften in der ehemaligen Berufsschule in der Jakobistraße untergebracht sind, die ohnehin schon seit einigen Jahren genutzt wird.
Die Hauptaktion war natürlich das Ausräumen. Laut Sommer mussten allein 110 Schränke abtransportiert werden, wobei das Gros der Möbel in die ehemalige Grundschule II in der Fichtestraße eingelagert wurde. Dort kamen auch 22 Schultafeln hin, denn Tafeln sind ja in den Außenstellen vorhanden. Obendrein waren 500 Umzugkartons zu packen. Zwei Tage habe der Umzug gedauert, wobei auch Schüler und Lehrer angepackt haben. "Ihnen gilt mein Dank", bekräftigte Sommer. Wie der 59-Jährige sagte, habe sich dabei auch der Vorsitzende des Elternrates, Ronald Burchert, verdient gemacht.
Der größte Aufwand sei mit der Verlagerung der Fachkabinette einher gegangen. So musste für den Transport der Chemikalien eigens eine Fachfirma engagiert werden, die zwei Tage allein für das sichere und getrennte Verpacken der Reagenzien, Mineralien und Flüssigkeiten benötigte. Dabei gab es eine unliebsame Überraschung: Ein winziges Fläschchen wurde entdeckt, das wahrscheinlich - so Sommer - schon fünfzig Jahre unerkannt in einer Ecke gestanden hatte. Inhalt: eine radioaktive Uranverbindung. "Aber die Strahlung war gering", beruhigte der Schulleiter. Das habe er selbst mit dem Geigerzeiler festgestellt. Immerhin: Die spezielle Entsorgung des Fläschchens, kaum größer als eine Nagellack-Flasche, hat immerhin 250 Euro gekostet, wie Sekretärin Ruppenthal weiß.
Sind alle Schüler untergebracht, ohne dass Platznot besteht, gab es gestern Morgen allerdings doch eine Sache, über die sich Sommer geärgert habe. Er vermisste Unterstützung durch Polizei und Verkehrsgesellschaft auf dem Busbahnhof. Seit 15 Jahren sei er selbst dort am ersten Schultag immer mit vor Ort, um die reibungslose Anreise der Schüler zu beobachten. Dabei konnte er stets der Unterstützung sicher sein. Doch gestern, als es erstmals hieß, Umsteigen in den Zubringer zur Bahnhofstraße, seien weder Polizei noch VGS vor Ort gewesen. "Es gab einiges Durcheinander", so Sommer. Er hab das dann aber klären können.