Rätsel in Seeburg Rätsel in Seeburg: Wieso machen es sich Kröten in Schacht gemütlich?

Seeburg - Bei der ersten Begegnung ist Albrecht Fischer noch etwas zusammengezuckt, inzwischen ist er auf die blinden Passagiere vorbereitet: Hebt der Seeburger in seinem Kleingarten den Deckel zum Schacht hoch, in dem der Abstellhahn für die Wasserleitung installiert ist, schaut er in etwa anderthalb Meter Tiefe auf mehrere Kröten.
Mit einer Kröte fing es vor etwa drei Jahren an, erinnert sich der Rentner. Sie blieb Dauergast im Schacht. „Vor zwei Jahren kam noch eine zweite hinzu.“ Mittlerweile leben nach den Schilderungen des Seeburgers fünf Artgenossen auf dem schlammigen Boden im Schacht.
Was Fischer in diesem Zusammenhang besonders beschäftigt: „Die Tiere kommen dort nicht raus.“ Er wundert sich deshalb, dass die Tiere all die Jahre überlebt haben. „Wie ernähren sich die Tiere bloß?“
Naturschutzpfleger: „Kröten wühlen sich auch in die Erde“
Ganz so rätselhaft findet Tim Appel die Beobachtung nicht. Der studierte Naturschutz- und Landschaftspfleger ist sich ziemlich sicher, dass die Tiere allein in den Schacht gefunden haben. „Kröten wühlen sich auch in die Erde.“ Sie seien durchaus nicht nur oberirdisch, sondern auch unterirdisch unterwegs.
Appel geht davon aus, dass die Tiere durch einen Schlupfwinkel in den Schacht gelangt sind. „Irgendwo wird eine Lücke gewesen sein“, meint er.
Der Naturschützer muss auch nicht lange überlegen, weshalb an dieser Stelle die Tiere entdeckt wurden. Appel hält es für möglich, dass die Kröten dort schon überwintern wollen. Aus diesem Grund sollten die Tiere dort auch nicht gestört werden.
Kröten wollen wahrscheinlich in dem Schacht überwintern
Für den Gartenbesitzer bleibt die Frage über den Verbleib der Tiere im Schacht, den er im Winter sorgsam mit Stroh abdeckt. „Was passiert, wenn die Kröten im Frühjahr immer noch in dem Schacht hocken?“ Nach Ansicht des Naturschützers Appel wäre es ratsam, den Tieren in diesem Fall zu helfen. Sie sollten an ein Laichgewässer in der Nähe gebracht werden.
Appel hat Erfahrung in solchen Dingen. Er zählt zu den wenigen Ehrenamtlichen im Landkreis Mansfeld-Südharz, die an Straßenrändern aufgestellte Krötenzäune betreuen.
Konkret bedeutet das: Appel sammelt in seinem Zuständigkeitsbereich die hinter den Zäunen gestoppten Tiere ein und trägt sie während ihrer Wanderzeit sicher zum nächstgelegenen Laichgewässer. Da landen mitunter bis zu 75 Kröten in einem Eimer. Im vergangenen Jahr brachte Appel auf diese Weise etwa 400 Kröten an das sichere Ufer. (mz)
