Postbank zieht sich zurück Ende einer Ära - Post in Eisleben schließt nach fast 140 Jahren
Die Postbank und die Deutsche Post geben zum 17. März ihren Standort im einstigen Kaiserlichen Postamt am Schloßplatz in Eisleben auf. Was das für die Kunden bedeutet.

Eisleben/MZ. - Der originale Schriftzug „Postamt“ ist bei der letzten Sanierung vor 20 Jahren noch einmal mit frischem Blattgold belegt worden. Doch eine goldene Zukunft hat die einstige Kaiserliche Post am Schloßplatz in Eisleben nicht mehr. Nach fast 140 Jahren ziehen sich die Deutsche Post und die Postbank aus dem stattlichen Gebäude im Zentrum der Lutherstadt zurück. Wie die Postbank als Mieterin kürzlich mitgeteilt hat, wird die Filiale zum 17. März geschlossen. Damit werden hier auch keine Postdienstleistungen mehr angeboten.
Folge der Digitalisierung: Postbank schließt bundesweit mehr als 200 Standorte
Hintergrund sei die „fortschreitende Digitalisierung“, so ein Postbank-Sprecher auf Anfrage der MZ. „Wir beobachten schon länger eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden.“ Mobile- und Online-Angebote würden zunehmend stärker genutzt, „und zwar über alle Altersgruppen hinweg“.
Das gelte sowohl für das klassische Online-Banking als auch für den Online-Abschluss von Produkten oder die Beratung. Dies führe dazu, dass die stationären Angebote in den Filialen „weniger stark nachgefragt“ seien.
Wie die Postbank im Oktober 2023 informiert habe, werde deshalb das Filialnetz bis Ende 2026 bundesweit von rund 550 auf rund 320 Standorte reduziert, so der Unternehmenssprecher. Bereits im vergangenen Jahr war bekanntgeworden, dass unter anderem auch die Filiale in Sangerhausen geschlossen wird.
Betriebsbedingte Kündigungen gebe es dabei nicht; die Beschäftigten würden an anderen Standorten eingesetzt. Zur Zukunft der jeweiligen Gebäude könne man keine Aussagen treffen, da die Postbank nur Mieterin sei. Ein Ersatzstandort sei in Eisleben derzeit nicht geplant.

Geldabhebungen seien an allen Automaten der Deutschen Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank möglich. Darüber hinaus könne auch bei zahlreichen Einzelhändlern Geld abgehoben oder eingezahlt werden. Die nächste Postbank-Filiale befinde sich in Halle. Die Postbank ist seit einigen Jahren ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank.
Post betreibt keine eigenen Filialen mehr - Auswirkungen für Eisleben
Eine Sprecherin der Deutschen Post teilte auf MZ-Anfrage mit, dass die Post seit 1995 keine eigenen Filialen („Postämter“) mehr betreibe. Alle Postdienstleistungen würden im Partner-Filialmodell in Kooperation mit dem örtlichen Einzelhandel oder mit der Postbank angeboten.
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„Ungeachtet der Entscheidungen der Postbank werden wir uns als Deutsche Post nicht aus der Lutherstadt Eisleben zurückziehen“, so die Sprecherin. Die Kunden würden in der Partner-Filiale im Lotto-Toto-Geschäft in der Magdeburger Straße 8 alle Postdienstleistungen erhalten. „Die bisher in der Postbank-Filiale befindliche Postfachanlage wird ebenfalls in die Magdeburger Straße 8 umziehen.“
„Paketaufkommen nimmt deutlich zu“
Weitere Partner-Filialen gebe es in der Hauptstraße 35 in Helfta (Friedrichs Hofladen) und in der Halleschen Straße 77 (Kaufland-Center). Zudem würden fünf DHL-Paketshops zur Verfügung stehen: Markt 6 (Mäc Geiz), Hallesche Straße 8 (Telefon-/Handy-Shop), Hallesche Straße 13 (City-Shop), Herner Straße 7 (Rewe-Markt) sowie im Gewerbegebiet Rothenschirmbach bei Wohnmobile Schmidt.
DHL-Packstationen gebe es am Schloßplatz und am Kaufland-Center. Während seit Jahren immer weniger Briefe verschickt würden, nehme das Paketaufkommen deutlich zu, so die Postsprecherin. Für die Kundinnen und Kunden werde es dabei immer wichtiger, Pakete flexibel abzugeben und zu versenden.
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Bürgermeister Carsten Staub (parteilos) sagte, dass die Stadt im Januar über die Schließung der Postbank- und Postfiliale am Schloßplatz informiert worden sei. „Ich habe daraufhin deutlich unseren Unmut kundgetan“, so Staub. Doch letztendlich sei es leider eine unternehmerische Entscheidung, auf die man als Stadt keinen Einfluss habe. „Vielleicht findet sich ja noch ein Nachnutzer, der dort weiterhin Postleistungen anbietet.“