Pfingstburschen in Ahlsdorf Pfingstburschen in Ahlsdorf: Die Peitschen knallen wieder

Ahlsdorf/MZ - Die Ansage war klar: „Wir führen die Tradition weiter, die uns unsere Vorfahren vorgelebt haben“, so Philipp Walter vom Vorstand der „Pfingstgesellschaft Ahlsdorf 1824“. Immerhin: Zum 190. Mal wiederholt sich das Pfingstfest in diesem Jahr dort und Ahlsdorf sei somit der älteste eingetragene Verein der gesamten Grunddörfer. Darauf sind die Pfingstburschen natürlich stolz, wie sich jetzt auf der Festsitzung deutlich zeigte.
Stefan Ecke als 1. Vorstand der Pfingstburschen erklärte in einem kurzen geschichtlichen Abriss, dass die heidnischen Stämme zu den Wechseln der Jahreszeiten ausgelassene Feste feierten, unter anderem ein großes Frühlingsfest, bei dem der Winter vertrieben wurde. Dieses Fest wird auch heute noch in den Grunddörfern zu Pfingsten gefeiert.
In vielen Regionen Mitteldeutschlands haben sich im Laufe der Zeit Pfingstbräuche entwickelt. Vielen Pfingstbräuchen liegt ein Erntedankfest zugrunde.
Bei vielen weltlichen Bräuchen geht es um die Beschwörung des Wachstums und der Fruchtbarkeit von Feldern und Weiden. Dazu gehört beispielsweise das Aufstellen von Pfingstbäumen, die denselben Hintergrund haben wie die Maibäume. Vielerorts verkaufen Kinder auch an den Straßenrändern kleine Pfingststräuße. Ebenfalls Tradition haben Pfingstbrunnenfeste, bei denen Dorfbrunnen mit Blumen und Birkenstämmchen, an denen bunte Bänder sowie Ketten mit ausgeblasenen bunten Eiern hängen, geschmückt werden. Aber auch Häuser, Kirchen, Ställe und Autos werden mit grünen Zweigen zu Pfingsten geschmückt.
In ländlichen Gebieten gibt es teilweise heute noch einen Pfingstochsen. Geschmückt mit Blumen, Kränzen und Bändern führt er das Vieh in einer Prozession durch den Ort und dann auf die Weide. Bis ins 19. Jahrhundert war es auch noch üblich, den Ochsen für das anschließende Pfingstessen zu schlachten.
Auf der einen Seite vermummen und verkleiden sich die jungen Männer des Dorfes zu dunklen Gestalten und stellen so den Winter dar (Tänzer) und auf der anderen Seite ziehen andere junge Männer in farbenfrohen, hellen Gewändern (Läufer) durch den Ortskern und vertreiben die „dunklen Gestalten“. Dazu schwingen die Läufer mit knallenden Peitschen in kreisenden Bewegungen über ihren Köpfen die vier Meter langen Hanfseile. Dieses Peitschen knallen soll die Geister des Winters zusätzlich verjagen und den Frühling einläuten.
Auch in diesem Jahr laufen die Vorbereitungen in Ahlsdorf bereits auf Hochtouren. „Wir könnten den „Pfingsttanz nicht ohne die vielen Helfer stemmen“, meinte Stefan Ecke als Vorsitzender. Deshalb engagieren sich nicht nur die aktuell 26 aktiven Mitglieder, sondern auch ehemalige Pfingstburschen und deren Familien. Ein weiterer alter Brauch ist, den Festplatz mit Tannengirlanden zu schmücken. Diese dürfen aber nur von Junggesellen des Dorfes gefertigt werden. „Ich habe schon etwas Übung darin“, so Michael Drescher als Mitglied. Alljährlicher Auftakt ist dann das Austragen von Maien im gesamten Dorf.
Dazu schlagen die Pfingstburschen in diesem Jahr über sechshundert junge Bäume im Forst und schmücken bereits am Samstag die einzelnen Häuser von Ahlsdorf. Für den Abend wird zum „Schürzenball“ eingeladen, wobei eine gewisse „Schürzenpflicht“ bei den Frauen besteht, wie Stefan Ecke verriet.
Als Haupttag und Höhepunkt wird der Sonntag im Ort favorisiert, wie von den Pfingstburschen zu erfahren war, denn bereits gegen 10 Uhr wird dieser Tag mit einem musikalischen Frühschoppen mit den „Thüringer Oldies“ starten, bevor ein in traditioneller Kleidung erfolgender Umzug mit dem Spielmannszug aus Großörner von Haus zu Haus zieht. Der Sonntag endet dann mit einem großen Tanzabend, bei dem zu Discomusik auf dem Festplatz getanzt werden kann und parallel dazu zum Tanz in das Kulturhaus geladen wird.
Bereits Montagmorgen gegen sieben Uhr findet dann der eigentliche Brauch statt, denn die als Winter verkleideten Tänzer werden von den Läufern zu einer Waldpartie ins Brandholz getrieben und enden dort mit einem reinigenden Bad im Fischteich.
Dazu schwingen sie kunstvoll mit den Peitschen, die bis zu vier Meter lang sind. Es bedarf viel Übung, sie zum Knallen zu bringen, wie Philipp Walter sagte. Fakt sei, dass sich alle bereits auf das traditionelle Fest freuen.