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MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher" MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": Hier entstehen echte Eisleber Räuchermännchen

Von Jörg Müller 14.12.2016, 14:00
Der 75-jährige Artur Kropp aus Eisleben fertigt seit fast 40 Jahren Räuchermännchen an. Gerade arbeitet er an dem Modell „Die Reinemachefrau“.
Der 75-jährige Artur Kropp aus Eisleben fertigt seit fast 40 Jahren Räuchermännchen an. Gerade arbeitet er an dem Modell „Die Reinemachefrau“. Klaus Winterfeld

Eisleben - Wenn Artur Kropp jemanden beschenken möchte, muss er meistens nur in den Keller gehen. Dort hat der 75-jährige Eisleber eine Werkstatt mit zwei Drechselbänken, einer Bandsäge und viel Werkzeug. Seit fast 40 Jahren geht er hier seinem Hobby nach: Er arbeitet mit Holz. Während er früher vor allem Gebrauchs- und Schmuckgegenstände wie zum Beispiel Kerzenhalter, Blumenhocker, Gardinenstangen, Schalen oder Regale gefertigt hat, sind es heute fast nur noch Räuchermännchen.

Ehemaliger Bergmann bringt sich Drechseln selbst bei

Oder auch Räucherfräulein, wie die Reinemachefrau, die er im Moment gerade in Arbeit hat - ein Geschenk für seine Frau Helga. Die Reinemachefrau war zunächst eine Geschenk-Idee für eine Verwandte - „und dann wollte meine Frau auch eine“, erzählt der Rentner, der diesen Wunsch natürlich gern erfüllt hat. Seine Frau habe immer sehr viel Verständnis für sein Hobby gehabt. „Das macht ja doch schon viel Dreck im Haus.“

Weihnachten ist für jeden Menschen etwas Besonderes. In unserer Adventsserie „Die Weihnachtsmacher“ stellen wir bis Heiligabend all jene heimlichen Helfer und Organisatoren in den Mittelpunkt, die das Fest für andere zu dem machen, was es ist.

Gelernt habe er das Drechseln nicht. „Ich habe mir das selbst beigebracht“, sagt Kropp. Er stammt aus Könnern und hat nach einer Ausbildung an der Zwei-Jahres-Schule in Eisleben 34 Jahre als Bergmann gearbeitet, unter anderem auf dem Fortschrittschacht. Er wirkte auch im Blasorchester des Mansfeld-Kombinats als erster Trompeter mit. Wann es mit dem Drechseln losgegangen ist, weiß er noch ganz genau. „1980 waren wir in Dresden, weil unsere Tochter dort mit dem Studium angefangen hat“, erzählt er. „Und da habe ich eine Drechselbank gesehen, die ich schon lange gesucht hatte.“ Kropp kaufte sie natürlich - und machte sich zu Hause sofort ans Werk.

„Ich habe mit Kerzenständern angefangen“, sagt er. Erst für den Hausgebrauch, dann auch für Verwandte, Bekannte und Arbeitskollegen. Das Holz - verschiedene Laub- und Obstbaumarten - besorgte er sich privat. „Das schönste Holz ist Pflaume“, so Kropp. Von dem über viele Jahre angelegten Vorrat zehrt er übrigens bis heute noch.

Mit der Wende sei dann der Bedarf an selbstgedrechselten Haushaltsgegenständen natürlich eingebrochen, weil es nun alles zu kaufen gab. Dafür stieg die Nachfrage nach Räuchermännchen, die er früher nur vereinzelt angefertigt hatte. „Plötzlich wollte jeder Räuchermännchen haben“, so Kropp, der 1990 zu den ersten Bergleuten im Mansfelder Land gehörte, die entlassen wurden. Er arbeitete danach unter anderem als Lkw- und Baggerfahrer. Die Räuchermännchen-Modelle hat er sich zum Teil im Erzgebirge abgeschaut, einige hat er sich selbst ausgedacht.

Artur Kropp hat bisher fast 350 Räuchermännchen hergestellt

So zum Beispiel einen Koch, einen Bäcker und einen Fleischer, einen Stadtwächter oder die berühmte Zeichentrick-Figur „Arthur der Engel“. Insgesamt habe er bestimmt 350 Räuchermännchen hergestellt. Mehr als 60 stehen immer zur Adventszeit auf extra angefertigten Regalen in den Wohnzimmer-Fenstern. „Alle funktionieren auch“, sagt Kropp, der mit dem Drechseln der Einzelteile, dem Zusammenleimen und dem Lackieren eines Räuchermännchens rund eine Woche zu tun hat.

Mittlerweile hat er die „Produktion“ allerdings stark zurückgefahren und beschenkt nur noch Verwandte und gute Freunde mit seinen Räuchermännchen. Oder Kinder. Kropp hat in den letzten Jahren mehrfach Kindertagesstätten besucht und ihnen einige seiner Räuchermännchen und Spielzeug, wie kleine Kreisel, geschenkt.

In diesem Jahr ist er gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Jutta Fischer in der Kita „Gänseblümchen“ gewesen, in den Vorjahren unter anderem in der evangelischen Kita „Kirchenmäuse“, in der Kita „Bummi“, im Hort der Schloßplatz-Schule und in der Kita „Volkstedter Zwerge“. „Die Kinder sind immer ganz begeistert“, so Kropp. (mz)

Immer in der Adventszeit stehen bei Familie Kropp insgesamt mehr als 60 Räuchermännchen in den Wohnzimmer-Fenstern.
Immer in der Adventszeit stehen bei Familie Kropp insgesamt mehr als 60 Räuchermännchen in den Wohnzimmer-Fenstern.
Klaus Winterfeld