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Mit 120 Sachen den Wolken entgegen

Von Sigrid Dillge 18.08.2006, 16:03

Ballenstedt - Wenn das Seil der Schleppwinde den Flieger frei gibt, folgen Minuten des motorlosen Gleitens durch die Luft. Minuten, die Frances Schmelzer besonders liebt. "Diese Freiheit fasziniert mich. Da oben stört mich keiner, da entscheide ich für mich allein", versucht sie das "bodenlose Gefühl" zu beschreiben.

Die 17-jährige Frances kommt aus Hettstedt, will einmal Pilotin werden und ist Mitglied im Ballenstedter Aeroclub. Der hat gegenwärtig 15 seiner Mitglieder im Sommerlager auf dem Verkehrslandeplatz in Ballenstedt. Sechs von ihnen sind Mädchen und junge Frauen. Eine ungewöhnlich hohe Zahl. "Aber wir sind ja auch in Sachsen-Anhalt der Segelfliegerverein mit den meisten Frauen", weiß Sophie Vorwerk.

Die 21-Jährige kommt ebenfalls aus Hettstedt, wo sie eine Ausbildung zur Krankenschwester macht. Sie ist seit drei Jahren bei den Fliegern und möchte unbedingt die PPL-C schaffen. Für Laien: Das ist die Privatpilotenlizenz für Segelflieger.

Die hat Jana Fricke aus Harsleben bereits seit drei Jahren in der Tasche. Die 23-Jährige studiert in Halle Soziologie und hat mit 14 Jahren mit dem Fliegen angefangen. Das ist das Mindestalter, um selber den Steuerknüppel in die Hand zu nehmen. Zuerst wird im Zweisitzer mit dem Fluglehrer geflogen, dann kommt der erste Alleinflug, später folgen den Platzrunden, bei denen vor allem starten, landen und der Kurvenflug geübt wird, auch Streckenflüge. Jana nennt das "auf Thermik fliegen".

Genau das probiert jetzt die 14-jährige Mona Hörig aus Quedlinburg aus. Sie ist seit Oktober beim Ballenstedter Aeroclub und hat bereits über 100 Starts und Landungen hinter sich. Das Fliegen macht ihr einfach Spaß und soll auch in irgendeiner Weise später mal zum Beruf werden.

Teresa Dippe aus Friedrichsbrunn gehört ebenfalls in die Runde. Sie ist seit 2001 dabei. Die 22-Jährige studiert an der Fachschule Harz international Business. Sie möchte das Fliegen auf keinen Fall missen, obwohl sie auch schon mal eine sehr harte Landung hinnehmen musste. "Aber wir haben super gute Fluglehrer, die einem immer wieder Mut zu sprechen", weiß sie und klettert wieder in das enge Cockpit des Seglers. Heute startet sie mit Hilfe der Seilwinde. Im Vergleich mit dem so genannten F-Schlepp eine für sie einfache Sache. "Der F-Schlepp ist schwer, weil man noch ein Flugzeug vor sich hat", erklärt sie und die anderen nicken bestätigend.

Zwischendurch gehen die Blicke immer wieder zum Himmel, zu den Segelflugzeugen. "Sie kommt zu hoch rein" oder "Das war eine super Landung" lauten die Kommentare. Der Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung sind wichtig beim Segelfliegen. Und nicht nur die Mädchen wissen und schätzen das.