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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Überall in Burgsdorf sprießen Blumen

Von WOLFRAM BAHN 01.09.2011, 17:01

BURGSDORF/MZ. - Wer nichts in Burgsdorf zu suchen hat, der rauscht mit dem Auto vorbei. Denn die alte Handelsstraße von Halle in den Harz streift nur den Ort, der zwischen Rottelsdorf und Polleben liegt und heute ein Stadtteil von Eisleben ist. "Da rollt wenigstens nicht so viel Verkehr durch unser schönes Dorf", meint Marianne Drenkmann, die derweil Ausschau nach ihrem Besuch hält, der sich für Mittwoch angekündigt hat.

Die 74-jährige rüstige Seniorin ist keine Unbekannte in der kleinen Ortschaft, die im Jahre 835 erstmals urkundlich erwähnt wurde, wie Ortschronist Erhard Gust versichert. Auch er zählte einst zu den Schützlingen von Marianne Drenkmann, die von 1954 an fast 40 Jahre lang im Kindergarten gearbeitet hat, zuletzt als Leiterin. Nach dem Studium in Halle hatte sie sich damals für die Stelle auf dem Land gemeldet. Sie wollte unbedingt aufs Dorf - und diesen Schritt haben sie und ihr Ehemann Manfred nie bereut. "Wir fühlen uns hier sauwohl", sprudelt es aus ihr heraus.

Günther Herzberg, der im früheren Gemeindeamt wohnt, sieht das ein bisschen skeptischer. "Wenn man beweglich ist, geht es", sagt er. "Aber wehe, du kannst nicht mehr Autofahren, dann wird es schwierig", macht er sich keine Illusionen über die Zukunft des Ortes.

Noch fährt ein Bus. Auch die Feuerwehr ist da. Doch es gibt nichts, um sich zu versorgen: keinen Laden, keine Kneipe, auch Kindergarten und Schule sind längst geschlossen. Lediglich bei der Fleischerei Sauer auf dem alten LPG-Gelände kann man einkaufen.

"Dennoch möchten wir hier nicht weg", sagt Jan Fruggel (37). Er ist gerade mit seiner Frau Sandra (30) und der zwei Jahre alten Tochter Änna vom Einkauf im knapp zehn Kilometer entfernten Eisleben zurück. "Wichtig ist, man hat noch Arbeit und verdient genug Geld damit." Ihm und seiner Familie gefällt wie den anderen besonders der Zusammenhalt in dem Dorf, die Lage und die Sauberkeit.

Ein Bummel durch den Ort bestätigt den ersten Eindruck: Die meisten Häuser sind gut in Schuss. An vielen Stellen stehen Bänke. Wege und Plätze sind gepflegt. So wie am Dorfteich mit den herrlichen Seerosen. Isolde Höpfer, die gleich nebenan ein Haus bewohnt, hackt gerade auf dem kleinen Platz am Teich ein Beet mit Blumen. "Das mache ich schon seit 30 Jahren, wir wollen es doch schön haben", erzählt sie, während sie sich den Schweiß aus dem Gesicht wischt.

Nicht nur dort, überall in Burgsdorf sprießen Blumen, manchmal auch in alten Fleischtrögen, die vom Ortsbürgermeister Dietmar Jung, den alle nur "Didi" rufen, stammen. Der 61-jährige gelernte Fleischer, der am Wanderweg nach Bösenburg wohnt, ist in Burgsdorf geboren, hier zur Schule gegangen und will eines Tages auch auf dem Friedhof seines Heimatdorfes liegen. Doch jetzt macht er sich vielmehr Gedanken darum, wie man das Leben im Ort verbessern kann.

Ein schmuckes Dorfgemeinschaftshaus ist bereits entstanden. In Burgsdorf wird eben viel gefeiert. Ob Osterfeuer, Dorffest, Halloween, Glühweinfest oder Silvester - es ist zu jeder Jahreszeit was los. Nun soll auch noch ein Spielplatz gebaut werden. "Wir müssen doch versuchen, die jungen Leute zu halten", betont der Ortsbürgermeister.

Schließlich wohnen nur noch acht Kinder in Burgsdorf, 91 der derzeit 177 Einwohner sind dagegen schon älter als 55. Da freut es ihn, dass ein junges Paar ein Haus gekauft hat und es ausbaut. Jetzt ist Nachwuchs unterwegs. Und der soll in dem Ort eine Zukunft haben. So wie die 13-jährige Nicole und die elfjährige Alexandra, die am Lindenplatz spielen.

Der wurde vor zwei Jahren neu gestaltet, erzählt der 79-jährige Erich Roller, den es nach dem Krieg aus Bessarabien ins Mansfelder Land verschlagen hat. Auf einer Tafel kann man erfahren, dass Burgsdorf bereits seit 1923 eine zentrale Wasserversorgung hat. Die vielen reichen Bauern in dem Ort hätten das damals bezahlt, heißt es. Die meisten Höfe wurden inzwischen aufgegeben. Nur an der Ortseinfahrt hat sich der Wiedereinrichter Sven Krienitz nieder gelassen.

Sein Vater Hans, der bei Könnern einen großen Hof besaß, war in den 50er Jahren aus der DDR geflüchtet, weil er nicht in die Genossenschaft wollte. Nach dem Fall der Mauer kam erst sein Sohn und bald auch er zurück in seine alte Heimat. "Wir wurden sofort gut aufgenommen, ich denke auch, weil wir keine Großmotze sind", sagt der heute 82-Jährige und spaziert glücklich mit seinem Hund davon.

Nächste Wochen werden wir uns in Ulzigerode umschauen.