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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Im Bereich der Kornflaschen ist die Böschung abgerutscht

Von BURKHARD ZEMLIN 30.03.2011, 17:16

FRIEDEBURGERHÜTTE/MZ. - Das Wahrzeichen von Friedeburgerhütte, die bekannten Kornflaschen, sind in höchster Gefahr. Monika Ost, die sich seit Jahren mit der Geschichte von Friedeburgerhütte befasst, wirkt verzweifelt. Ein Erdrutsch hat die Situation im Bereich des Denkmals zugespitzt, das weit und breit seinesgleichen sucht. "Unsere Kornflaschen sind einzigartig im europäischen Raum", sagt Monika Ost und fügt hinzu: "Deshalb mache ich doch so einen Spuk."

Wenn es wenigstens erst einmal gelänge, die Kornflaschen abzusichern, damit nicht noch mehr kaputt geht. Die Zeit drängt. Bereits im Dezember war im Bereich der im 19. Jahrhundert errichteten Vorratsbehälter der Lehm in Bewegung geraten, gab es am Abhang einen Rutsch, dem jetzt ein noch größerer folgte. Monika Ost ist in heller Aufregung. Seit 28 Jahren wohnt sie in Adendorf-Friedeburgerhütte, also praktisch ihr halbes Leben. Da sind ihr die Kornflaschen ans Herz gewachsen, weil sie einfach dazu gehören zum Ort. Mehr noch, sie sind ein Denkmal der gesamten Mansfelder Region, wie Rudolf Mirsch vom Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute unterstreicht, der sich mit den Mitgliedern aller bergmännischen Traditionsvereine einig ist: "Die Kornflaschen von Friedeburgerhütte müssen erhalten bleiben!"

Wie das geschafft werden kann, ist allerdings im Moment noch völlig offen, zumal der Haushalt der Einheitsgemeinde Gerbstedt keinen finanziellen Spielraum für Reparaturen außer der Reihe vorsieht. Monika Ost denkt daher an einen Spendenaufruf, um Geld zusammen zu bekommen.

Vor reichlich zehn Jahren war die Situation an den Kornflaschen schon einmal so prekär. Seinerzeit gelang eine größere Reparatur, für 33 000 Mark konnten die großen Überreste der letzten Kornflasche wieder hergerichtet werden.

Um dieses Rudiment der Vergangenheit auf Dauer zu erhalten, wird von Bauleuten eine Abdeckung mit Kokosmatten empfohlen. Derzeit ist der Hang im Bereich der Kornflaschen mit allerlei Strauchwerk bewachsen, dessen Wurzeln auf lange Sicht jedoch zerstörerisch wirken.

Friedeburgerhütte ist der historische Ursprungsort der berühmten Mansfelder Schlackensteine, die bis zum heutigen Tag noch vielerorts zu finden sind. Von hier aus fanden die Formsteine zunächst in der näheren Umgebung Verbreitung, bevor sie sich im 19. Jahrhundert zu einem Exportschlager der Mansfeldischen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft entwickelten. Vordem verwendete die Gewerkschaft die aus Kupferschlacke hergestellten Steine auch zum Bau von Speichern zur Einlagerung von Getreide für die Versorgung der Belegschaft in Zeiten der Teuerung und des Mangels an Brotgetreide. Monika Ost: "Unsere Kornflaschen wurden von 1825 bis 1849 gebaut. Es waren einmal zehn." Ihre Öffnungen lagen einst etwa einen Meter unter der Erde, dadurch blieb die Temperatur in den Vorratsräumen fast konstant. Das Korn konnte hier über Jahre gelagert werden. Fünf Jahre Lagerung waren in Friedeburgerhütte nicht ungewöhnlich. Laut Überlieferung waren in einem Fall bei Roggen selbst nach sieben Jahren Lagerung kaum Verluste zu verzeichnen.