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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Hebammen geraten in Not

Von DANIELA KAINZ 30.03.2011, 18:02

WOLFERODE/MZ. - Hebamme Annette Beyer liebt ihren Beruf. Seit 26 Jahren hilft die Wolferöderin Kindern auf die Welt, seit 1997 als freiberufliche Hebamme. Doch ihr fällt es zunehmend schwerer, ihre Selbständigkeit zu bewahren. Die Berufshaftpflichtversicherung - in den letzten Jahren für freiberufliche Hebammen immer wieder erhöht - macht ihr das Leben schwer.

Annette Beyer denkt darüber nach, ihre Tätigkeit künftig nur noch auf die Vor- und Nachsorge zu beschränken. Und das, wie gesagt, rein aus finanziellen Gründen. Sie ist kein Einzelfall. In Halle hat die bekannteste Hebamme der Stadt inzwischen aufgeben.

Soweit ist es bei Annette Beyer längst nicht, aber: "Ich kann nicht nur für die Versicherung arbeiten", umreißt sie das Problem. Sie arbeite bereits jetzt Tag und Nacht: Nach eigenen Angaben ist sie 24 Stunden in Rufbereitschaft, versorgt Wöchnerinnen und bietet neben der Geburtshilfe - da würden zehn bis zwölf Entbindungen im Monat zusammenkommen - verschiedene Kurse an.

Sollten die Beiträge weiter steigen, und das befürchtet sie, müsse sie Einschnitte in ihrem Angebot machen. "Ich werde dann wohl meine Geburtshilfe aufgeben müssen", so die Hebamme. Momentan hat sie so genannte Belegbetten in den Kliniken Sangerhausen und Aschersleben für Schwangere, die bei ihr entbinden wollen.

Für Annette Beyer ist das Pflichtversicherungssystem zudem nicht vollends ausgereift. Ihr zufolge müsste in der Beitragshöhe zwischen Hausgeburtshebammen und Hebammen mit Belegbetten differenziert werden. "Ich arbeite in den Kliniken Seite an Seite mit den Ärzten und trage die Verantwortung nicht zu 100 Prozent wie eine Hausgeburtshebamme. Da können doch die Versicherungsbeiträge nicht gleich hoch sein, zumal Hausgeburtshebammen auch dreimal so viel verdienen", meint sie.

Ihre Berufskollegin Anja Rothe kann diese Überlegungen gut verstehen. Sie selbst ist nicht in dieser Situation. Die Erdebornerin hat sich von Anfang an als freiberufliche Hebamme auf die Vor- und Nachsorge konzentriert: "Die Hebammen, die ihren Schwangeren Geburtshilfe anbieten, arbeiten am Existenzlimit."

Die hallesche Kollegin Constanze Rost-Schnabel, die nach 30 Jahren Arbeit als Hebamme jetzt aufgab und überlegt, nach Kanada zu gehen, hatte sich mit dem Problem auch an Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) gewandt: "Das hat nichts gebracht."