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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Der Reformator und die Ehe

19.02.2012, 17:45

eisleben/MZ. - Es ist ja nicht unbekannt, dass Martin Luther über alle Lebensfragen zu philosophieren verstand und auch in mehreren Schriften den Zölibat als von Menschen und nicht von Gott gewollt anprangerte und sich damit gegen den Papst und die katholische Kirche stellte.

Christian Philipsen, Leiter der Eisleber Lutherstätten, hatte eine Fülle von ausgewählten Schriften Luthers zum Thema Liebe, Ehe und Sexualität zusammengetragen, die der Musiker und Hochschullehrer Johannes Reiche mit Eigenkompositionen für Klarinette begleitete. Gemeinsam mit dem Intendanten der Landesbühne, Ulrich Fischer, interpretierte Philipsen authentische Texte, die uns heute noch beschäftigen: Der Wert der Ehe in einer säkularen Welt; Die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Mühen des Alltags.

Rechtlich und soziologisch gesehen ist die Ehe für Luther ein weltlicher Stand. Er predigte über die Ehe "Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen müssen und an seinem Weibe hangen, und sie werden sein ein Fleisch". 1522 unternahm Luther eine Predigerreise durch mehrere Städte und verkündete seine Vorstellungen vom "christlichen Leben" und "Ehefragen" nach der Reformation und veröffentlicht 1523 seine Schrift "Vom ehelichen Leben". In seinen Predigten lässt er dabei deutlich werden, dass Ehe und Kinder im Schöpfungswillen Gottes verankert sind, der Geschlechtstrieb den Menschen von Gott eingepflanzt ist und seine Unterdrückung Hurerei, Ehebruch und "stumme Sünde" (Selbstbefriedigung) hervorbringt. Denn Mann und Frau hat Gott geschaffen und segnete sie mit den Worten: "Wachset und mehret euch und füllt die Erde". Luthers Folgerung daraus: Alles was ein Mann ist, muss ein Weib haben, und was ein Weib ist, muss einen Mann haben, auch die Erfüllung ehelicher Pflichten und das Zeugen von Kindern.

Dass Martin Luther 1525 die Nonne Katharina von Bora heiratete, war eine Folge seiner reformatorischen Gedanken und Handlungen und ein Bekenntnis für Andersdenkende: Schaut her, wir leben als Eheleute wie Mann und Frau zusammen, so wie es Gottes Wille ist.