Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Auf Jagd nach dem perfekten Gewitter
BIELEN/SANGERHAUSEN/MZ. - Am Mittwoch könnte es in der Region wieder ordentlich krachen. Da sind sich Ricardo Henning (22), der bei der Sparkasse Mansfeld-Südharz Bankkaufmann lernt, und Markus Telemann (23) relativ sicher. Denn die jungen Männer überlassen in puncto Wetter nichts dem Zufall. Eine erfolgreiche Unwetterjagd funktioniert nur mit einer perfekten Planung. Liegt ein Gewitter in der Luft, werden das Auto startklar gemacht, die Akkus der Kamera randvoll geladen und die besten Beobachtungspunkte noch einmal durchgegangen.
Oberstes Gebot ist es, zu wissen, wie die Gewitterfront zieht. Um das herauszufinden, studieren die beiden Regenradar und Satellitenfilme im Internet, tauschen sich mit anderen Sturmjägern in der Region per Handy und Forum aus. Diese Vorbereitung kann schon zwei bis drei Stunden in Anspruch nehmen. Häufig rufen sich die Jäger an, wenn das Gewitter in ihrer Region durchgezogen ist. Das ist das Signal für den nächsten Jäger, loszufahren. Ricardo und Markus gehen immer zu zweit auf die Jagd. "Einer fährt, der andere schaut, wie die Front zieht, macht gegebenenfalls Fotos", erklärt Ricardo Henning.
Die beiden Unwetterjäger überlassen bei ihrer Suche nach dem Supergewitter nichts dem Zufall. Ansonsten kann es für die Sturmjäger auch schon einmal gefährlich werden. "Wir fahren nie direkt in ein Gewitter, sondern versuchen immer, südwestlich einer Gewitterfront zu stehen", erklärt Ricardo Henning. "Einmal falsch abgebogen und alles kann vorbei sein", ergänzt Kaufmann Markus Telemann. Entweder die dunkle Wetterwalze zieht weg oder sie befinden plötzlich mittendrin.
Dann kann es schon passieren, dass die Blitze in unmittelbarer Nähe zum Auto einschlagen. Doch das bleibt eher die Ausnahme. Wenn die beiden Sturmjäger auf der Jagd sind, legen sie des Öfteren mehr als 50 Kilometer zurück. Bis Wippra, Sangerhausen oder Heiligenstadt haben die Jäger mit Fotoapparat und Videokamera die bedrohlichen Wolken verfolgt. Es ist ein kosten- und zeitintensives Hobby. "Doch in den meisten Fällen entschädigen die tollen Bilder für den Aufwand", sagt Markus Telemann.
Und Ricardo Henning ist froh, dass Freundin und Familie die außergewöhnliche Freizeitbeschäftigung unterstützen. Ihren bisher größten Fang haben sie vor der Haustür gemacht: ein Tornado über dem Wald im Nordhäuser Ortsteil Leimbach. Viele Fotos und ein Video dokumentieren den außergewöhnlichen Fang. Auch wenn bisher Hitzerekorde purzeln. Gewittertechnisch war es für die beiden eher mager. "Im vergangenen Jahr waren wir um diese Zeit schon öfter unterwegs", sagt Telemann.
Seit 2008 betreiben die beiden das Hobby. Mittlerweile sind sie fast zu Experten geworden. Doch ihr ambitioniertes Freizeitprojekt hat auch einen ernsten Hintergrund. Braut sich etwas Unheimliches zusammen, dann melden die Sturmjäger das dem Deutschen Wetterdienst und helfen damit Unwetterwarnungen zu erstellen.