1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Geplantes Bürgerrathaus in Eisleben: Kosten fast verdoppelt - Sanierung der Grabenschule ist umstritten

Geplantes Bürgerrathaus in Eisleben Kosten fast verdoppelt - Sanierung der Grabenschule ist umstritten

Die Stadt Eisleben arbeitet seit 2018 daran, das ehemalige Schulgebäude in der Grabenstraße zu einem Bürgerrathaus umzugestalten. Doch im Stadtrat ist das Projekt nach wie vor umstritten.

Von Jörg Müller 30.08.2024, 14:00
Die ehemalige Grabenschule in Eisleben soll saniert und umgebaut werden.
Die ehemalige Grabenschule in Eisleben soll saniert und umgebaut werden. (Foto: Jürgen Lukaschek)

Eisleben/MZ. - Es dürfte das anspruchsvollste Bauvorhaben für die Lutherstadt Eisleben in der jüngeren Geschichte sein: die Sanierung der ehemaligen Grabenschule und der Umbau zu einem Bürgerrathaus. Seit sechs Jahren arbeitet die Stadtverwaltung an der Planung und Finanzierung des Projekts. Mittlerweile sind die ersten Planungsphasen so weit fortgeschritten, dass der Bau im kommenden Jahr beginnen könnte.

Sonderstadtratssitzung zum Thema Grabenschule geplant

Doch im Stadtrat ist das Projekt nach wie vor umstritten. Was sich auch in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses wieder gezeigt hat. Nach einiger Diskussion verständigten sich der Ausschuss und die Stadtverwaltung darauf, dass es zeitnah eine Sonderstadtratssitzung nur zu diesem Thema geben soll. Dann soll endgültig beschlossen werden, ob das Projekt umgesetzt wird. Bisher hat der Stadtrat lediglich 2018 einen Grundsatzbeschluss gefasst und einzelne Planungsleistungen vergeben.

Knackpunkt ist vor allem die erhebliche Kostensteigerung. War man bei Beginn der Planung noch von rund sechs Millionen Euro ausgegangen, wird nach derzeitigem Stand bereits mit mehr als elf Millionen Euro gerechnet. Wobei der größte Teil aus Förderprogrammen des Landes und des Bundes für Stadtumbau und Denkmalschutz kommen würde. Konkret plant die Lutherstadt mit rund 9,6 Millionen Euro Fördermitteln, von denen bereits 6,2 Millionen Euro bewilligt sind. Der Anteil der Stadt würde am Ende bei rund 1,7 Millionen Euro liegen, was circa 15 Prozent der Gesamtsumme entsprechen würde.

Denkmalgeschütztes Gebäude steht seit 2007 leer

Die seit 2007 leerstehende, denkmalgeschützte Grabenschule befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Luthers Sterbehaus und zählt zu den prägenden historischen Gebäuden in der Innenstadt. Mit der Sanierung und Umgestaltung zu einem Bürgerrathaus soll es dauerhaft erhalten und einer nachhaltigen Nutzung zugeführt werden. Seit der Schließung der Schule hatte es immer wieder Ideen und Konzepte für das Gebäude gegeben, die sich aus finanziellen Gründen aber nicht umsetzen ließen.

Im künftigen Bürgerrathaus sollen mehrere Bereiche der Stadtverwaltung konzentriert werden (insgesamt 86 Beschäftigte). Die derzeitigen Standorte in der Klosterstraße (Bauamt) und in der Münz- und Bucherstraße (Finanzen, Rechnungsprüfungsamt, Vergabestelle, Stabsstelle) sollen aufgegeben und nach Möglichkeit verkauft werden. Das historische Rathaus und der Standort Katharinenstift sollen weiter genutzt werden.

Investitionen in Bestandsgebäude notwendig

Das neue Bürgerrathaus wird barrierefrei zugänglich sein. Durch die Zentralisierung der Verwaltung sollen sich die Wege für die Bürgerinnen und Bürger verkürzen und erleichtern. Zudem können bei der Sanierung des Gebäudes die Klimaschutz- und Energieanforderungen umgesetzt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist laut Stadtverwaltung, dass an den Bestandsgebäuden in der Münz-, Bucher- und Klosterstraße in den kommenden Jahren unter anderem brandschutztechnische Maßnahmen notwendig wären, auf die dann natürlich verzichtet werden könnte. So fehlen zum Beispiel zweite Rettungswege, und es müssten in den Gebäuden Brandabschnitte gebildet werden.

Bürgermeister wirbt für Umsetzung des Projekts

Dazu würden energetische und allgemeine Sanierungsmaßnahmen sowie die Herstellung der Barrierefreiheit kommen. Die Verwaltung schätzt den Investitionsbedarf in den Bestandsgebäuden auf insgesamt vier bis fünf Millionen Euro.

Bürgermeister Carsten Staub (parteilos) wirbt deshalb für die Umsetzung des Vorhabens Bürgerrathaus. „Wir haben die einmalige Chance, etwas Nachhaltiges für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen.“ Zudem könne ein „städtebaulicher Missstand behoben“ werden. Über das Projekt sei seit Jahren intensiv diskutiert worden. „Und das Gebäude wird ja nicht besser.“ Laut Sven Kassik, Fachbereichsleiter Kommunalentwicklung/Bau, sind für die bisherigen Planungsschritte circa 500.000 bis 600.000 Euro ausgegeben worden.

Knabenvolksschule wurde 1883 eröffnet

Die genaue Bauzeit des Schulgebäudes in der Grabenstraße ist laut Stadtverwaltung nicht bekannt. Vermutlich habe es drei Bauabschnitte gegeben. Eröffnet wurde die Knabenvolksschule 1883. Ein berühmter Lehrer war Carl Eitz, der Begründer der Tonwortmethode im Musikunterricht, der hier von 1882 bis 1912 tätig war. In den 1950er Jahren wurde die Volksschule zur zehnklassigen Polytechnischen Oberschule, die zunächst „Oberschule III“ hieß und ab 1961 den Namen „Fritz Heckert“ trug.

Nach der Wende war die Grabenschule eine Sekundarschule. Aufgrund sinkender Schülerzahlen wurde sie 2004 geschlossen. Bis 2007 diente das Gebäude noch als Außenstelle der Katharinenschule und steht seitdem leer. Seit 2010 ist die Lutherstadt Eisleben Eigentümerin der Immobilie. 2018 wurde das marode Dach saniert.