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Kaninchen an Fäden auf der Bühne

Von KATJA MÜLLER 21.10.2008, 16:15

HETTSTEDT/MZ. - Bereits zum sechsten Mal hatten Antonia und Wendolin Woitschack mit ihren Kindern Anna-Carina und Renardo in der Wipperstadt Station gemacht. Und vor allem für viele kleine Besucher bot das Marionettentheater ein Vergnügen, dass sie so wohl noch nicht erlebt hatten. Als am Samstagnachmittag das Märchen "Rumpelstilzchen" auf dem Spielplan stand, war das Bühnenzelt jedenfalls gut gefüllt.

Grimms Märchen hat das Marionettentheater der Familie Woitschack vorzugsweise im Repertoire. Insgesamt vier Vorstellungen gab es in Hettstedt zu sehen und inzwischen steuern die Schausteller schon wieder die nächste Stadt an. Wie sie ihren Puppen Leben einhauchten, war in der Tat sehr kunstvoll. Daneben hoppelten echte Kaninchen über die Bühne und in vielen Passagen wurden die kleinen Besucher aktiv ins Spielgeschehen mit einbezogen.

Fröhliches Kinderlachen schallte jedenfalls weit über den Platz an der Feuerbachstraße. Renardo (14) und Anna-Carina Woitschack (18) hatten am Samstagnachmittag gerade Spielpause, denn bei "Rumpelstilzchen" ziehen stets die Eltern die Fäden. Beherrschen tun sie ihr Handwerk inzwischen genauso perfekt. "Uns wurde das einfach in die Wiege gelegt", sagte Anna-Carina.

Ihr Bruder ist mit seinen 14 Jahren im Übrigen der derzeit jüngste Marionettenspieler in ganz Deutschland. Und beide können sich eigentlich gar nichts anderes vorstellen, als durch die Lande zu reisen, jede Woche eine andere Stadt zu sehen und dort wo sie sind mit ihren Puppen für Spaß und Freude zu sorgen. "Das schwerste ist dabei, eine Marionette eine Stunde zu halten", erzählt Renardo. Sechs Kilogramm wiegen die bis zu 1,10 Meter großen Puppen, die Bewegungen werden durch insgesamt zwölf Fäden koordiniert und gleichzeitig müssen die Schausteller auch noch textsicher sprechen.

"Dass sich die Fäden verheddern, passiert eigentlich nicht", sagt Anna-Carina. Es sei jedoch mal vorgekommen, dass Hänsel und Gretel ziemlich kopflos auf der Bühne standen und Gretels Haupt durch einen falschen Zug an ganz anderer Stelle schwebte, als er eigentlich sollte.

Zu Ende gegangen war die Aufführung im Übrigen mit einem ganzen Marionettenzirkus. Dabei tanzten ganz viele Puppen auf der Bühne und Antonia und Wendolin Woitschack mussten die Kontrolle über ganze 34 Fäden behalten.

Auf die Frage, ob denn das Marionettentheater auch in Zukunft seine Tradition weiter führen könne, zeigte sich Anna-Carina Woitschack schließlich ziemlich optimistisch. "Man muss schon Idealismus haben, aber aus der Mode wird das Marionettentheater nicht kommen", sagte sie.