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Jüdenhof in Eisleben Jüdenhof in Eisleben: Architekten aus Halle haben "Mut zur Lücke"

Von Jörg Müller 21.11.2018, 15:00
Die Architekten  Guido Großmann (links) und Michael Peitz  aus Halle  haben den 1. Preis im Wettbewerb zum Eisleber Jüdenhof gewonnen.
Die Architekten  Guido Großmann (links) und Michael Peitz  aus Halle  haben den 1. Preis im Wettbewerb zum Eisleber Jüdenhof gewonnen. Jürgen Lukaschek

Eisleben - „Ich bin ein bisschen sprachlos“, sagte Guido Großmann. „Wir haben jetzt zum fünften Mal an einem Wettbewerb ,Mut zur Lücke‘ teilgenommen und sind zum vierten Mal erfolgreich.“

Großmann hat gemeinsam mit Michael Peitz - beide aus Halle - den Architekturwettbewerb zur Neugestaltung des Jüdenhofs 8, 9 und 9a in Eisleben gewonnen.

13 Arbeiten waren eingereicht worden.  „Alle Entwürfe waren geeignet“, so der Architekt Hans-Otto Brambach, Sprecher der Jury.

Abriss zieht sich hin

Der zweite Preis ging an das Büro Ahola Architekten Halle. Außerdem wurden zwei dritte Preise vergeben: an Däschler Architekten & Ingenieure Halle und an EZ Architecture Studio Leipzig. 

Derzeit läuft der Abriss der drei Bestandsgebäude, die seit Jahren leergestanden hatten und völlig marode waren. Sie werde oft gefragt, warum die Beseitigung dieses städtebaulichen Missstandes so lange gedauert habe, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD).

„Das Problem waren die Eigentumsverhältnisse.“  Schließlich konnte die Stadt die Grundstücke erwerben und die Gestaltung des Areals vom Jüdenhof bis zur Grabenstraße in Angriff nehmen.

„Wir danken dem Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, das den Wettbewerb finanziert hat“, so die Oberbürgermeisterin.

Platz für Praxen und Wohnungen

Die Stadt werde den Investor bei der Wiederbelebung des Areals unterstützen. Potenzieller Bauherr ist der Mediziner Thomas Büchel, der mit seinem Sohn Matthias eine Gemeinschaftspraxis in Eisleben betreibt. Sie wollen einen Neubau mit Praxen und Wohnungen errichten.

Im Rahmen der fünften Staffel „Mut zur Lücke“ der Architekturkammer waren neben Eisleben Projekte in Wittenberg, Osterburg und Blankenburg für Wettbewerbe ausgewählt worden.

„Wir fanden die Lücke in Eisleben am interessantesten“, sagte Preisträger Großmann. So ein Wettbewerb sei zwar sehr aufwändig für ein kleines Büro, mache aber „wahnsinnig viel Spaß“.

Klinker als Baumaterial

 „Wir haben uns an der Vorgängerbebauung orientiert“, sagte  Großmann. Er, Peitz und Mitarbeiter Christian Müller haben zwei getrennte Baukörper entworfen: Am Jüdenhof soll ein Wohnhaus entstehen, an der Grabenstraße das Ärztehaus.

„Wir wollten die Funktionen trennen, weil die Durchmischung schwierig ist.“ Dazwischen sind Parkflächen geplant sowie Mietergärten.   

Von der Stadt gefordert war auch eine fußläufige Verbindung zwischen dem Jüdenhof und der Grabenstraße. „Es war eine sehr spannende Aufgabe“, sagte Architekt Peitz.

Als Baumaterial schlagen die Entwurfsverfasser Klinker vor, wie sie ähnlich bei den Museumsneubauten der Stiftung Luthergedenkstätten in Eisleben zum Einsatz gekommen sind.

Investor mit Ergebnis des Wettbewerbs zufrieden

Der potenzielle Investor Büchel zeigte sich mit dem Wettbewerbsergebnis sehr zufrieden. Der Entwurf, der den ersten Preis gewonnen habe, „war auch unser Favorit“, so der Mediziner.

In der Jury sei die Entscheidung für den ersten und den zweiten Preis eindeutig gefallen. Lediglich bei den beiden weiteren Entwürfen sei es so knapp gewesen, dass zwei dritte Preise vergeben worden seien.

Er persönlich finde alle eingereichten Arbeiten sehr gelungen. „Wir werden uns mit den Architekten zusammensetzen und über die Umsetzung sprechen.“

Zuvor wird es aber noch archäologische und Baugrunduntersuchungen geben, wenn die Abrissarbeiten beendet sind.

An der Rückwand der alten Gebäude war ein kleines Stück der ersten Eisleber Stadtmauer aus dem 12./13. Jahrhundert entdeckt worden. Die Denkmalbehörde stimmte dem Abriss des Mauerrests nach der Dokumentation zu. (mz)