"Ironman" "Ironman": Triathletin trainiert eisern für die Weltmeisterschaft

Eisleben/Binz - Schon allein vom Zuhören bleibt einem die Luft weg. Jessica Koch schwimmt eine 1,9 Kilometer lange Strecke durch die Ostsee in 33 Minuten, legt 90 Kilometer auf dem Rad in zwei Stunden und 42 Minuten zurück und absolviert einen Halbmarathon (21,1 Kilometer) in einer Stunde und 43 Minuten. Schlag auf Schlag - zum Triathlon „Ironman 70.3. Rügen“.
Beim Wettkampf in Binz sichert sich Jessica Koch ein Ticket für den Ironman
Genau diese Leistungen brachten die 27-Jährige kürzlich beim Wettkampf in Binz auf das Siegertreppchen in ihrer Altersgruppe. Der Lohn: Die junge Frau sicherte sich mit diesem Erfolg ein Ticket für die „Ironman 70.3. Weltmeisterschaft“ in den USA: Im September nächsten Jahres will sie in Chattanooga in Tennessee an den Start gehen.
Schon wie jetzt zum Rügener Ironman werden ihr die Kollegen aus der Eisleber Helios-Klinik die Daumen drücken, wo sie zurzeit eine Qualifizierung für Führungskräfte absolviert. Obwohl der Startschuss für den Kräfte zehrenden Wettkampf erst in knapp einem Jahr fällt, plant die Sportlerin bereits detailliert ihre Teilnahme. Ihr ehrgeiziges Ziel: „Ich will gewinnen.“ Mit dieser Vorstellung trat sie auch zum Triathlon auf Rügen an und setzte sich gegen alle anderen Kontrahentinnen durch.
Für die aus Goslar stammende junge Frau zählt nur der Sieg. „Der Zweite ist der erste Verlierer“, sagt sie. Selbst wenn es Jessica Koch ganz nach vorn schafft, bedeutet das längst nicht, dass sie mit ihrem Ergebnis vollends zufrieden ist. Bevor sie sich richtig über den ersten Platz in Binz freuen konnte, haderte sie noch mit dem Wechsel zwischen den drei Disziplinen während des Wettkampfes. Aus ihrer Sicht verlief der Ablauf beim Umziehen nicht optimal.
Zum großen Wettkampf in den USA soll das besser werden. Nach Feierabend stürzt sich die 27-Jährige ins Training. In den intensiven Vorbereitungsphasen bringt sie es in der Regel auf 20 Stunden in der Woche. Im November und Dezember gönnt sie sich und ihrem Körper etwas mehr Ruhe - wohlgemerkt nach den Maßstäben einer Triathletin: Vier bis fünf Trainingseinheiten stehen in dieser Zeit trotzdem pro Woche auf dem Programm.
Die Vorbereitung findet in speziellen Trainingscamps statt
Ein Gefühl für die WM-Strecke will Jessica Koch direkt vor Ort bekommen. Nicht aber erst kurz vor dem Wettkampf. Sie wird schon Monate vorher spezielle Trainingscamps besuchen. Mit Muskelkraft, Ausdauer Willen und Taktik allein sieht sich Jessica Koch nicht an die Spitze gelangen. Eisern setzt sie auch ein spezielles auf ihre körperlichen Bedürfnisse zugeschnittenes Ernährungsprogramm um. Das zahlte sich auch schon in der Vergangenheit aus.
Die sportlichen Gene wurden Jessica Koch in die Wiege gelegt; ihr Weg zum Triathlon schien vorgezeichnet. Vater Michael stand einst für die Kicker von Offenbach in der Zweiten Bundesliga im Tor. Jessica Koch wuchs mit Fußball und Leichtathletik auf. Sie lief schließlich Marathon und fuhr immer schon viel Rad, „um von A nach B zu kommen“. Die logische Folge: „Da fehlte nur noch das Schwimmen für den Triathlon.“
Das Laufen ist ihre Paradedisziplin
Jessica Kochs Paradedisziplin ist das Laufen. Wenn ihr von ihrem Freund am Rande eines Wettkampfes ein gutes Zwischenergebnis zugerufen wird, schaltet sie nicht etwa siegesgewiss einen Gang runter. Die Aussicht auf den ersten Platz beflügelt sie: „Ich fliege dann noch mehr über die Strecke.“
Jessica Koch ist realistisch genug, um zu wissen, dass nicht jeder ihre unbändige Begeisterung für Triathlon nachvollziehen oder gar teilen kann. Für sie bleibt es die ideale Sportart. Mehr noch. Der Kampf um Sekunden gibt ihr den Kick: „Wenn man nicht an seine Grenzen geht, weiß man nicht, dass man lebt.“ Und im Urlaub auf der faulen Haut liegen - für Jessica Koch undenkbar. Nächste Woche fliegt sie nach Teneriffa. „Ich freue mich aufs Kitesurfen.“ (mz)