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Holzkunst aus Wansleben Holzkunst-Loki: Wie Christian Curth mit der Kettensäge Märchenfguren schnitzt

Vom Waldgeist am Dorfrand bis zu drei Meter hohen Kranichen für die Ostsee: „Holzkunst-Loki“ Christian Curth schnitzt in Wansleben aus umgestürzten Baumstämmen neue Kunstwerke.

Von Anne Holzki Aktualisiert: 18.08.2025, 09:26
Ur-Wansleber Cristian Curth alias „Holzkunst-Loki“ erweckt Märchenfiguren zum Leben. Gerade arbeitet Curth an den Feinschliffen der Märchenuhr für einen ganzen Zauberwald.
Ur-Wansleber Cristian Curth alias „Holzkunst-Loki“ erweckt Märchenfiguren zum Leben. Gerade arbeitet Curth an den Feinschliffen der Märchenuhr für einen ganzen Zauberwald. Foto: Anne Holzki

Wansleben/MZ. - Aus einem umgestürzten Baum und einer spontanen Idee wurde eine Leidenschaft. Wenn man Christian Curth (47) in seiner Werkstatt in Wansleben besucht, liegt der Geruch von frischem Holz in der Luft. Auf seiner Pferdekoppel stehen Bänke, Eulen und Waldgeister – alle geschnitzt mit der Kettensäge.

Bekannt ist er weit über die Ortsgrenzen hinaus als „Holzkunst-Loki“. „Ich hatte mal einen Freund, der geschnitzt hat und mir eine Eule für meine Jagdhütte machen wollte. Dann ist er weggezogen – und ich hatte niemanden mehr dafür“, erinnert sich Curth. Die Gelegenheit kam, als ein Baum bei Sturm umstürzte und er selbst zur Säge griff.

Das Ergebnis überzeugte – und bald wollten Freunde und Nachbarn eigene Figuren. „So hat sich das entwickelt. Ich habe mir die Techniken selbst beigebracht“, sagt Curth. Auch sein zehnjähriger Sohn probiert sich bereits an den ersten Schnitzarbeiten.

Soldat und Holzschnitzer

Hauptberuflich ist der Ur-Wansleber bei der Bundeswehr tätig. „Ich könnte auch von der Holzkunst leben, aber dann müsste ich jeden Tag sägen – und das will ich nicht. Es ist für mich ein Ausgleich zum Dienst“, sagt er. Sein Künstlername hat eine ganz eigene Geschichte: „Mein Pferd heißt Loki, die Ranch hier nannte sich Lokis Ranch.“ Irgendwann habe er bei YouTube gesagt: „Grüßt euch, hier ist der Holzkunst-Loki.“ Seitdem nennen ihn alle so.

Am liebsten arbeitet Curth mit Eiche. „Die Deutschen wollen Eiche, weil sie haltbar ist und nicht so leicht bricht.“ Für besondere Aufträge verwendet er auch Akazie. Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland – von Privatpersonen über Vereine bis zu Gemeinden. „Ich habe schon drei Meter große Kraniche für die Ostsee gemacht, aber auch Bänke für den Ort oder geschnitzte Baumstümpfe bei Leuten im Garten.“

Aufträge von Märchenwald Genthin bis Fischskulptur Aseleben

Momentan hat Curth gleich mehrere große Projekte auf der Werkbank. Für den Natur- und Heimatverein Parchen schnitzt er der Einheitsgemeinde Genthin einen ganzen Märchenwald: acht Bänke, die Szenen aus bekannten Geschichten wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ darstellen.

Der Holzkünstler schnitzt für viele seiner Kunden ganze Sitzbänke, die detaillreiche Figuren beherbergen.
Der Holzkünstler schnitzt für viele seiner Kunden ganze Sitzbänke, die detaillreiche Figuren beherbergen.
Foto: Anne Holzki

Danach schnitzt Curth einen Holzfisch für Aseleben, den Bürgermeister Ralf Leberecht in Auftrag gegeben hatte. Das Werk soll am See der Ortschaft aufgestellt werden. „Ich sehe den Fisch schon im Stamm, bevor ich anfange.“

Neben Aufträgen bietet er auch Schnitzkurse an – für alle Altersgruppen und sogar für Menschen mit Behinderung. „Von der 80-jährigen Oma bis zum Rollstuhlfahrer – hier kann jeder mitmachen“, sagt der Holzkunst-Loki. Am Ende nehmen die Leute ihre Figur mit nach Hause.

In diesem Jahr organisierte er erstmals das Kettensägen-Spektakel „Wanstakel“ mit dutzenden Schnitzern. Der Erlös ging an gemeinnützige Projekte. „Das wiederholen wir nächstes Jahr“, versichert Curth.

Mit fahrender Werkstatt auf Festivals

Mit seiner „fahrenden Werkstatt“, einem Anhänger, in dem er seine Materialien transportiert und zugleich schläft, ist der Holzkünstler selbst auf Schnitz-Festivals im ganzen Land unterwegs. Dort arbeitet er unter dem Pavillon, verkauft seine Figuren und nimmt an Speedcarving-Wettbewerben teil. „Ich fahre hin, wenn ich Zeit und Lust habe – der Anhänger ist mein mobiles Atelier mit Feldbett, Fernseher und Heizlüfter.“

Mit seiner fahrenden Werkstatt nimmt der „Holzkunst-Loki“ sogar an Schnitz-Festivals teil.
Mit seiner fahrenden Werkstatt nimmt der „Holzkunst-Loki“ sogar an Schnitz-Festivals teil.
Foto: Anne Holzki

Einmal hatte Curth dort viele kleine Wichtel geschnitzt, doch die blieben liegen. Dann kam ein Besucher mit einem ungewöhnlichen Wunsch: ein geschnitzter Stinkefinger. „Ich habe einen gemacht – und plötzlich wollten zwanzig andere Männer auch einen“, erzählt der Holzkünstler.

Die Vorstellungen seiner Kunden sind so vielfältig wie ihre Gärten: Klassiker wie Eulen, Adler, Waldgeister und Bären gehen immer, dazu Tiermotive nach Foto – vom Familienhund bis zur Katze am Kratzbaum. Beliebt sind außerdem individuelle Sitzbänke mit Gravur oder Firmenlogo sowie „Baustumpfveredelungen“ direkt vor Ort, wenn ein gefällter Stamm im Garten stehen bleibt.

Curths Hobby ist die Holzkunst. Seine kreative Ader hat er erst vor vier Jahren entdeckt.
Curths Hobby ist die Holzkunst. Seine kreative Ader hat er erst vor vier Jahren entdeckt.
Foto: Anne Holzki

„Manche wollen’r das s naturbelassen, andere mit dezenten Farbakzenten“, sagt Curth. Je nach Auftrag bekommt Curth ein Foto oder macht sich selbst eine grobe Skizze. Oft weiß er aber schon vorher genau, welche Figur im Holz steckt.

Holz wird Verkaufsschlager

Seine allerersten Werke – ein Adler, eine Eule und ein Waldgeist – stehen bis heute im Hof. Verkaufen wollte er sie nie. „Die habe ich für mich gemacht“, erzählt Curth. Auch eine besondere Eule aus seiner Jagdhütte behält er: Sie entstand bei einem Weltrekordversuch, bei dem 500 Schnitzer gleichzeitig eine Eule fertigten.

Alles andere hat allerdings schnell neue Besitzer gefunden. „Wenn ich mal was für mich gemacht habe, stand es da – und dann kam oft sofort jemand und wollte es mir abkaufen.“

So wechselte auch ein großer Bär, der einst vor seiner Werkstatt stand, den Besitzer. Heute ziert er Amsdorf, gekauft von einem Dorfbewohner und der Gemeinde gespendet. „Die Leute sind eigentlich immer begeistert – das ist das Schönste an meiner Arbeit.“

In seiner Werkstatt in Wansleben zaubert Christian Curth aus umgestürzten Baumstämmen imposante Kunstwerke.
In seiner Werkstatt in Wansleben zaubert Christian Curth aus umgestürzten Baumstämmen imposante Kunstwerke.
Foto: Anne Holzki

Beliebte Holzfiguren: Eule, Waldgeist und mehr

Ein besonderes Werk ist der Waldgeist, den er in einen toten Baum an der Dorfstraße in Wansleben geschnitzt hat: „Wer aus dem Dorf fährt, freut sich jedes Mal, ihn zu sehen.“ Nachhaltigkeit ist ihm wichtig: „Ich arbeite nur mit Holz, das sowieso gefällt werden musste oder vom Sturm umgekippt ist.“

Und er hat klare Grenzen: „Verfassungsfeindliche Symbole mache ich nicht“, sagt er. Manche wollen komische Sachen. „Einmal wollte jemand einen riesigen Holz-Penis – der Auftrag ist dann irgendwie untergegangen“, erzählt er lachend.

Ob als Kunstwerk im Garten, als Bank für die Gemeinde oder als Erinnerung an ein besonderes Ereignis – jedes Stück hat seinen eigenen Charme. Und so wird wohl auch in Zukunft am Ortsrand von Wansleben das Surren der Kettensäge zu hören sein, wenn „Holzkunst-Loki“ den nächsten Stamm zum Leben erweckt.