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Hoffnung für altes Neustädter Rathaus Hoffnung für altes Neustädter Rathaus in Eisleben: Land und Kreis geben Geld für Notsicherung

Von Jörg Müller 30.08.2016, 06:00
Das alte Neustädter Rathaus wird jetzt notgesichert.
Das alte Neustädter Rathaus wird jetzt notgesichert. Archiv/Lukaschek

Eisleben - Erster Hoffnungsschimmer für das alte Neustädter Rathaus in Eisleben: Das akut einsturzgefährdete Gebäude an der Ecke Breiter Weg/Annengasse kann jetzt notgesichert werden. Wie Michaela Heilek, Sprecherin der Kreisverwaltung, auf MZ-Anfrage mitteilte, habe das Land dem Landkreis 55.000 Euro bewilligt.

Lutherstadt Eisleben signalisiert ebenfalls finanzielle Beteiligung

Es handele sich um Denkmalpflege-Fördermittel, die zweckgebunden für gefahrenabwehrende Maßnahmen bestimmt sind. „Der Landkreis selbst wird noch einmal die gleiche Summe für die Notsicherung aufbringen“, so Heilek. Sollten die insgesamt 110.000 Euro nicht ausreichen, habe die Lutherstadt Eisleben bereits signalisiert, sich ebenfalls mit einem finanziellen Anteil zu beteiligen.

Der Landkreis bereite nun die Ausschreibung und Auftragsvergabe für die Sicherungsmaßnahmen vor, so die Sprecherin weiter. Die Arbeiten müssen laut Fördermittelbescheid bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.

Das 1571 bis 1589 erbaute Neustädter Rathaus zählt zu den bedeutendsten Renaissance-Bauten im Mansfelder Land. Von 1815 bis 1852 war das Gebäude Gerichtssitz, daher auch der Name „Altes Gericht“. Später befanden sich hier eine Bürgerschule und eine Volksküche, 1917 wurde es zu einem Wohnhaus umgebaut. Wegen Bauschäden nach mehreren Erdsenkungen musste das Haus 1973 gesperrt werden und steht seitdem leer.

Nach der Wende wechselte das Gebäude mehrfach den Eigentümer. Unter anderem sollten Wohnungen und Büros entstehen, auch ein Pflegeheim war mal geplant. Die Nachbarhäuser Annengasse 1 und 2 wurden im Jahr 2000 abgerissen. Die Fassade des Rathauses muss hier bereits seit langem mit einer Holzkonstruktion abgestützt werden.

Letzter Eigentümer war laut Kreisverwaltung ein Schweizer, der allerdings 2009 gegenüber dem Grundbuchamt seinen Verzicht auf die Immobilie erklärt hat. Damit gilt das Grundstück derzeit als „herrenlos“, das heißt, es hat keinen Eigentümer.

Gutachten stuft Zustand der Fassaden als problematisch ein

Nachdem der Verfall weiter fortgeschritten ist und Stadtrat Horst Tetzel (Fraktion Die Linke) 2014 eine neue Initiative zur Rettung des Gebäudes gestartet hat, ist nun Bewegung in die Sache gekommen. Der Landkreis als Gefahrenabwehr-Behörde hat im vergangenen Jahr ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Ergebnis: Problematisch ist vor allem der Zustand der Fassaden, so der hallesche Architekt Jörg Kowalski, der bereits 1989/90 ein Gutachten zum Neustädter Rathaus erarbeitet hat. Kowalski schlägt vor, die Fassaden außen mit Holzkonstruktionen zu sichern, die quer durch das Gebäude mit Stahlankern verspannt werden.

Die Kosten schätzt er auf rund 110.000 Euro. Wie es nach der Notsicherung mit dem Haus weitergeht, ist allerdings noch völlig offen. Denn eine Sanierung dürfte mehrere Millionen Euro kosten, und ein Nutzungskonzept gibt es bislang nicht. (mz)