Hettstedt Hettstedt: Frust an der Friedhofstür
HETTSTEDT/MZ. - "Wo ist hier die Bürgerfreundlichkeit?", fragt sich Mike Döring aus Hettstedt. Energisch zeigt er auf das Schild mit den Öffnungszeiten des Friedhofseingangs in der Ritteröder Straße. Unzählige Male stand er bereits vor verschlossener Tür. Kein Wunder. Das Metalltor ist montags bis donnerstags ab 16 Uhr zu, freitags schon ab 13 Uhr. "Am Wochenende brauche ich es gar nicht versuchen, da ist immer abgeschlossen", sagt Döring. Seit vergangenen Oktober gelten diese eingeschränkten Öffnungszeiten, unter denen nicht nur der 45-Jährige leidet.
Vor kurzem traf Döring fünf Minuten nach Schließung eine ältere Dame mit Sauerstoffgerät an der Tür. "Sie rackelte noch an der Klinke, aber es war zu. Sie wusste nicht, wie sie zu dem Grab kommen sollte. Der nächste Eingang ist fast ein Kilometer entfernt. Das hätte sie nicht geschafft. Es tut mir in der Seele weh, wenn sich alte Leute so quälen müssen", sagt Döring. Immer wieder passiere so etwas. Besonders weil viele gebrechliche und gehbehinderte Menschen mit dem Bus zum Friedhof fahren, direkt neben diesem Eingang aussteigen, dann aber um den halben Friedhof zum Haupteingang laufen müssen.
"Das ist eine große Schweinerei", schimpft auch Werner Zinke, selbst schlecht zu Fuß. "Nur weil ein paar Bürger ihren Müll auf dem Friedhof entsorgt haben, kann es doch nicht sein, dass nun alle darunter leiden müssen." Die Stadt sollte sich seiner Meinung nach lieber bemühen, weitere Parkplätze am Friedhof bereitzustellen. Und nicht die Tore schließen.
Gerade in der Sommerzeit ist das ärgerlich. "Wer geht denn schon in der Nachmittagshitze gießen? Da verbrennen doch die Blumen", sagt Mike Döring. Er hat sich mittlerweile einen Handwagen zugelegt, um Blumen und Gartengeräte an der Friedhofsmauer entlang zum nächsten Eingang zu transportieren. Eine Dauerlösung sieht Döring darin aber nicht. Er fordert verlängerte Öffnungszeiten.
Bisher bestand für die Stadt Hettstedt kein akuter Handlungsbedarf, die Öffnungszeiten wieder zu verlängern. "Diebstähle und Vermüllung hatten massiv zugenommen, deshalb wurden die Zeiten geändert. Bisher liegt der Verwaltung aber erst eine schriftliche Beschwerde dagegen vor", sagt Danny Kavalier, Fachbereichsleiter für öffentliche Dienste der Stadtverwaltung. Auch an die Mitarbeiter vor Ort wurde nichts übermittelt.
"Wenn wir den Bedarf erkennen und es die Bürger an uns herantragen, sind wir gesprächsbereit und werden die Zeiten nochmals überprüfen", versichert Kavalier.