Hettstedt Hettstedt: Ein Bankhaus verwandelt sich
HETTSTEDT/MZ. - Bis jetzt steht Florian Wend noch mitten in einer Großbaustelle. Der 27-jährige Geschäftsführer der Krankenpflege Wend GmbH in Hettstedt schaut täglich nach dem Rechten, wie weit die Arbeiten voranschreiten. Es wird gebohrt, gepinselt und verputzt. Die Zeit drängt. Anfang Juli soll in den Räumen der ehemaligen Deutsche Bank am Vöhringer Platz 1 die Tagespflege am Markt entstehen. Eine neu gegründete Firma, in der vier neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Erfahrung hat der Jungunternehmer einige vorzuweisen. Vor sechs Jahren hat er die Geschäftsführung der ebenfalls sich im Haus befindlichen Krankenpflege Wend GmbH von seiner Mutter übernommen. 15 Senioren werden vom Pflegepersonal eine Etage über der derzeitigen Baustelle betreut. Zudem sind andere Mitarbeiter täglich unterwegs, um die Senioren zu Hause zu betreuen.
"Wir wollen mit der Tagespflege nun aber die Lücke schließen zwischen häuslicher und stationärer Versorgung", sagt Wend. Vor etwa einem Jahr kam er auf die Idee. Den Ausschlag gab dann der Auszug eines Call-Centers aus den Räumen der ehemaligen Bank.
Mit Alltagsdingen zum Glücklichsein
Nun werden die 280 Quadratmeter für bis zu 18 Senioren hergerichtet, die je nach Interesse montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr ihre Freizeit dort verbringen können. Gemeinsam Frühstücken, zusammen Mittagessen kochen, stricken, backen, spazieren gehen... Mit all diesen Alltagsdingen soll die Lebensfreude wiederkehren. "Sie sollen aus der Melancholie, in die sie vielleicht allein zu Hause verfallen waren, wieder ausbrechen", sagt Wend. Ab besten funktioniert das laut dem Firmenbegründer, wenn "sie einfach das machen, was sie früher gemacht haben, um ihre vorhandenen Fähigkeiten solange wie möglich zu erhalten". Denn viele hegen trotz benötigter Unterstützung den Wunsch, weiter in den eigenen vier Wänden leben zu können, weiß Wend.
Entlastung für Angehörige
Die Tagespflege, die mit einer Gesetzesänderung seit diesem Jahr besonders gefördert wird, soll auch die Angehörigen unterstützen: "Sie sollen natürlich damit entlastet werden." Vor allem, weil für sie damit keine Mehrbelastung anfällt. Ganz im Gegenteil. Per Fahrzeug werden die Tagespflegenutzer vor der Haustür abgeholt und am Abend wieder abgesetzt. "Es stellt auch keine Konkurrenz zur häuslichen Pflege dar", sagt Wend. Denn die Pflegedienste können auch weiterhin unabhängig dieses Dienstes die Senioren beim Waschen und Tabletteneinteilen in den Morgen- und Abendstunden zur Hand gehen.
Wie man für sich herausfindet, welche Pflegedienstform die passende ist, darüber hat sich Wend ebenfalls Gedanken gemacht: "Wir werden dazu einen unabhängigen Servicepunkt in der Tagespflege einrichten." Dort können sich alle Interessierten über die Themen Pflegestufen oder Beantragung eines Schwerbeschädigtenausweises informieren. Erstmals wird am Servicepunkt zur Eröffnung der Tagespflege am 1. Juli beraten.