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Hausärzte werden knapp Hausärzte werden knapp: Mediziner gehen in Ruhestand, doch der Nachwuchs fehlt

Von Jörg Müller 19.06.2018, 08:00

Eisleben - Frank Stahl ist ein Glücksfall für seine Patienten. Denn obwohl der promovierte Allgemeinmediziner bereits weit im Rentenalter ist, denkt er noch nicht daran, in Ruhestand zu gehen. „Die Arbeit macht mir Spaß, und ich habe ein vorzügliches Kollektiv“, so Stahl, der seit 1972 in seiner Praxis in der Eisleber Straße des Aufbaus arbeitet - zunächst als Angestellter, seit 1991 als niedergelassener Facharzt.

Dass er irgendwann seine Praxis aufgeben könnte, bereite seinen Patienten natürlich Sorgen. „Es ist ja schwierig, woanders unterzukommen.“ Schließlich seien die anderen Praxen in Eisleben gut ausgelastet. Auch einen potenziellen Nachfolger zu finden, sei nicht einfach. „Da muss man langfristig seine Fühler ausstrecken“, so der Mediziner.

Etliche Hausärzte in und um Eisleben gehen in den Ruhestand

Horst Tetzel befürchtet, dass sich die angespannte Hausarzt-Situation in der Lutherstadt weiter zuspitzen wird. In nächster Zeit würden mehrere Ärzte in den Ruhestand gehen, sagt Tetzel, der dem Eisleber Stadtrat und dem Kreisseniorenrat Mansfeld-Südharz angehört. „In der Ernst-Thälmann-Siedlung haben wir bald keinen Arzt mehr.“ Und andere Praxen würden keine neuen Patienten mehr annehmen.

Noch schlimmer sei die Situation bei den Kinderärzten. „Wir haben in Eisleben nur noch eine Kinderärztin.“ Im ganzen Landkreis sind es derzeit nur sechs Kinderarzt-Praxen. Laut dem Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für den Bereich Eisleben, Sebastian Philipp Liebhold, sei die Situation bei den Hausärzten in ganz Sachsen-Anhalt angespannt.

Viele Kollegen seien älter und würden in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen. Das sei auch in Eisleben so. Wenn dann zum Beispiel noch Krankheitsfälle dazukommen, verschärfe sich das Problem natürlich. „Einen akuten Notstand haben wir in Eisleben aber nicht“, so der Internist.

KV will junge Ärzte ins Mansfelder Land holen

„Wir müssen auf allen Ebenen daran arbeiten, Nachwuchs in unsere Region zu holen“, sagt Liebhold. Eine Möglichkeit sei zum Beispiel, junge Ärzte in einer Praxis erst einmal im Angestelltenverhältnis zu beschäftigen. Die KV biete den Kassenärzten entsprechende Fortbildungen an und vermittle auch Kontakte zu jungen Medizinern. Es gebe auch in Eisleben mittlerweile einige Beispiele, dass Nachwuchsärzte auf dem Weg einer Anstellung in die Region gekommen seien.

Als mögliche Alternative gerade für den ländlichen Raum werden immer wieder Medizinische Versorgungszentren (MVZ) genannt. In diesen Einrichtungen arbeiten Ärzte als Angestellte. „Die Frage ist immer nur, wer ein solches MVZ betreibt“, meint Liebhold. In Großörner wird seit dem vergangenen Jahr eine Hausarzt-Praxis als Zweigstelle des MVZ Oberröblingen geführt.

Für die Helios-Klinik Eisleben sei ein MVZ „nach wie vor ein Thema“, so Sprecher Sebastian Krziwanie. Aktuell gebe es aber keine Pläne. Im Zusammenhang mit der altersbedingten Aufgabe von Praxen sei die Klinik „offen, einen solchen Weg gemeinsam und kooperativ mit den niedergelassenen Ärzten zu gehen“. (mz)