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Handwerker brachte Pionierausweis mit

Von HELGA LANGELÜTTICH 09.11.2009, 17:25

HETTSTEDT/MZ. - Aus Anlass des 20. Jahrestages des Mauerfalls hatte Sozialkundelehrerin Diana Hohmann in die Klasse 9 / 3 zu einer besonderen Unterrichtsstunde eingeladen.

Röthel ist 45 Jahre alt. Er erinnerte daran, dass dem Mauerfall in Berlin die Grenzöffnung in Ungarn vorausging. Wie er den Schülern berichtete, war er zu der Zeit gerade in Polen - "und ärgerten uns, dass wir nicht auch dabei waren. Aber an Flucht haben wir vorher nie gedacht. Ich hatte meinen Wunschberuf, alle hatten ihre Arbeit. Aber zurück möchte ich die DDR auf keinen Fall haben", sagte der selbständige Handwerksmeister, der auch vom Wehrkunde-Unterricht und von der Zivilverteidigung berichtete, an der auch die Mädchen teilnehmen mussten.

So alt wie Röthel ist auch Pfarrer Sebastian Bartsch. Er hatte die Maueröffnung in Erfurt erlebt, als er mit vielen anderen aus einem Konzert kam und auf viele aufgeregte Menschen traf. In der Runde mit ihm machten sich Sebastian Hoffman und Michael Sanhen Gedanken, wie die Welt wohl aussähe, wenn es die DDR nicht gegeben hätte. Sanhen war der Überzeugung, dass es dann bereits eine bessere Entwicklung in der Welt geben würde.

Über einen reichen Erfahrungsschatz aus drei Gesellschaftsordnungen verfügt die 77-jährige Erika Meyer. Lebhaft berichtete die ehemalige stellvertretende Ratsvorsitzende darüber, wie sie die Nachkriegszeit erlebt hatte und nach der Schule eine harte Lehre bei einem Landwirt absolvierte.1953 war sie staatlich geprüfte Landwirtin. "Die Wende habe ich bei einem Treffen mit meiner Tochter in Leipzig miterlebt: Wir waren mit in der Nikolaikirche, haben mit demonstriert - das alles war einmalig", so die Seniorin.

"Wir waren satt und zufrieden - aber es gab Probleme. Da fehlte es an Papier, Mangelware reichte nicht für alle", erzählte die ehemalige Kaufhausleiterin, die 73-jährige Gerlinde Schwennicke. 1989 sei es in ihrem Beruf sehr turbulent zugegangen, weil Waren verlangten wurden, die man noch nicht hatte. Seit 1992 Rentnerin, lebe sie jetzt ruhig und habe die Freiheit zu reisen. Angeregt von diesen Erzählungen meinte die Schülerin Monique Turowski: "Man sollte auf keinen Fall die DDR vergessen, denn sie gehört nun mal zu unserer Vergangenheit".