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Großes Holzspielzeug ist ein Renner

Von BURKHARD ZEMLIN 17.05.2010, 16:02

MANSFELD/MZ. - Das neue Holzspielzeug kommt in der Kindertagesstätte Großörner gut an. Zum Beispiel der kleine Wagen, in dem man richtig sitzen kann. Ein Pferdchen gehört auch dazu. Besonders begehrt sind jedoch die farbenfrohen Steckenpferdchen, auf denen sich die Kinder wie richtige Reiter fühlen. "Sie spielen gern damit", versichern die Mitarbeiterinnen der Einrichtung.

Hergestellt wird das Spielzeug auf Schloss Mansfeld, etwas abseits von der Jugendbegegnungsstätte in einem mittelalterlichen Gewölbe, das wohl vor Jahrhunderten als Küche diente. Hier hat die Kommunale Ökologische Sanierungsgesellschaft Welfesholz vor

reichlich einem Jahr eine Holzwerkstatt für fünf Mitarbeiter über 50 eingerichtet. "Soziale Dienste" heißt die Maßnahme offiziell, sagt Projektleiterin Alexandra Sponner.

Die fünf Holzarbeiter kommen alle aus anderen Berufen. Matthias Lindert aus Mansfeld ist Schuhmacher und hat bis zur Wende als Melker gearbeitet. Danach konnte er nie wieder eine feste Arbeit finden, war in verschiedenen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen tätig. Dass er sich nun an Baumstämmen beweisen kann, findet er gut. Er hat sich schnell eingefuchst. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier", sagt der 51-Jährige, während er die Rinde vom Holz schält. Wenn es irgendwie möglich wäre, würde er die Arbeit weiter machen, am liebsten bis zur Rente. Nicht nur, weil die Holzbearbeitung eine feine Sache ist, vor allem wegen der Kollegen, mit denen er hier zusammen ist. "Wir sind ein schönes Team, da klappt alles einwandfrei", sagt auch Reinhard Müller (58) aus Großörner, der Maurer und Gerüstbauer von Beruf ist und überhaupt kein Problem damit hatte, sich auf Holzarbeiten umzustellen. "Wir sind gelernte DDR-Bürger", schmunzelt Karl-Heinz Baumgarten (60), der ebenfalls in Großörner zu Hause ist. Da gehöre es für einen Maurer dazu, auch Holzarbeiten machen zu können.

Achim Brodmann (52) wirkt weniger glücklich, obwohl gerade seine Arbeit ganz besonders geschätzt wird. "Er ist unser Künstler", sagt Alexandra Sponner. Doch Brodmann wehrt ab. Er ist Bergmann von Beruf, war bis zur Wende auf dem Thomas-Müntzer-Schacht Sangerhausen, danach im Walzwerk Hettstedt und schließlich im Tiefbau. Brodmann lässt durchblicken, dass ihm eine richtige Arbeit für richtiges Geld lieber wäre. "Wer geht schon gern für einen Euro arbeiten?", fragt er.

Angelika Röhling (51) aus Mansfeld klammert diese Frage aus. Sie fühlt sich wohl in der Holzwerkstatt. Bis 1996 war sie in der Ossi-Bäckerei Hettstedt beschäftigt, dann folgten zwei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, und nun ist sie in erster Linie für die Bemalung des Spielzeugs zuständig. Dabei richtet sie sich ganz nach den Wünschen der Kinder. Die Mädchen bevorzugen pinkfarbene Pferdeköpfe für die Steckenpferde, die Jungen stehen hingegen eher auf Schwarz oder Braun.

Und so entsteht ein Pferdchen nach dem anderen für die hiesigen Kindergärten. Wie sie dort genutzt werden, hat Karl-Heinz Baumgarten daheim tagtäglich vor Augen. Er wohnt in Großörner gegenüber dem Kindergarten und kann sehen, wie die Kinder die Steckenpferde angenommen haben. "Manche sind gleich mit drei Pferden losgemacht", sagt er. Einige Kindergärten haben schon Dankschreiben geschickt, verrät Alexandra Sponner, die auf ihre Holzarbeiter nichts kommen lässt. "Sie sind fleißig, pünktlich und zuverlässig."

Mit ihrer Arbeit haben sie schon so manchem Kindergarten ein Krokodil von der Größe eines Baumstammes beschert, oder ein Pferdchen mit Wagen, einen massiven Traktor oder bunte Steckenpferde. Alles kostenlos. Bis zum Ende der Maßnahme "Soziale Dienste" im nächsten Frühjahr wird ganz sicher noch eine Menge Holz verarbeitet. Ob es danach weiter geht, steht noch in den Sternen. Karl-Heinz Baumgarten ist eher skeptisch, dass noch einmal Geld für diesen Zweck bereitgestellt wird. "Das Geld geht doch jetzt nach Griechenland", sagt er.