Gasthaus "Zur alten Post" Gasthaus "Zur alten Post": Handwerker entdeckt geheimnisvolle Nachricht in der Wand

Wimmelburg - Wenn die historische Gaststätte „Zur alten Post“ reden könnte, was würde sie wohl alles für Geschichten erzählen? Diese Frage kommt Johannes Tautrim oft in den Sinn, wenn er in seiner Handwerkerkluft in dem Gebäude steht. Jetzt könnte der junge Mann der Antwort ein gutes Stück näher gekommen sein. Bei Bauarbeiten entdeckte er eine Flaschenpost.
Die dunkelgrüne Glasflasche steckte in einer Wand. „Ich wollte eine Treppe wegreißen, da entdeckte ich ein Loch, und in diesem Loch steckte die Flasche“, so der 30-Jährige. Erst auf dem zweiten Blick bemerkte er, dass es sich nicht nur um irgendeine ausgemusterte Flasche handelte.
Geheimnisvolle Flaschenpost: Verfasser hat achtzeilige Nachricht hinterlassen und in der Wand des Gasthofes versteckt
Im Inneren befanden sich ein zusammengerollter Zettel und eine Münze. Nachdem Tautrim das Stück Papier herausgeholt und aufgerollt hatte, gab es die nächste Überraschung für ihn.
Mit Bleistift hatte jemand eine achtzeilige Nachricht verfasst. Tautrim: „Nur leider kann ich nicht entziffern, was es heißen soll.“ Der Inhalt des Schreibens bleibt ihm ein Rätsel.
Selbst herausfinden konnte er zumindest den wahrscheinlichen Absender. „Auf dem Zettel steht der Name Otto Rust, das konnte ich erkennen.“ Auch wann der Zettel beschrieben wurde, bekam Tautrim heraus. Ganz am Anfang der Notiz ist vom 24. Juni des Jahres 1933, einem Montag, die Rede. Das Geldstück - ein Pfennig - stammt auch aus jener Zeit.
Zu gern wüsste Tautrim, was jener Otto Rust der Nachwelt mitteilen wollte. Er kann die alte Schrift leider nicht lesen und erhofft sich jetzt Hilfe von Leuten, die sich auf das Lesen alter Schriften verstehen. Vielleicht könne der Zeitungsartikel dazu beitragen, hofft er. Und vielleicht melden sich auch Nachfahren von Otto Rust, dessen Name auf dem Blatt Papier steht. Es wäre interessant zu erfahren, was er für ein Mensch war und wie er gelebt habe, überlegt der junge Mann.
Historische Gaststätte „Zur alten Post“ in Wimmelburg wird derzeit als Pension hergerichtet
Tautrim zeigt sich überrascht, dass früher jemand eine Flaschenpost als Nachricht für spätere Generationen in die Wand eingelassen hat: „Heutzutage macht das ja eher keiner mehr.“ Sein Vater Andreas Tautrim konnte indes schon etwas zur Aufklärung des Fundes beitragen. Die Aufschrift „Riebeck“ auf der Flasche deutet ihm zufolge auf eine gleichnamige Brauerei in Leipzig hin.
Die Flaschenpost, so viel steht für Tautrim Junior fest, soll nicht wieder in der Wand verschwinden. Er hat ihr einen Ehrenplatz im Haus reserviert, das er gemeinsam mit seinem Vater saniert. Im Eingangsbereich der künftigen kleinen Gaststätte mit Pension soll das alte Stück platziert werden. Bis es soweit ist, haben die Männer noch einiges zu tun.
Die Fremdenzimmer müssen hergerichtet werden, Laminat verlegt und auch noch tapeziert werden. Sie haben auch schon vieles geschafft: Zum Beispiel das Gebäude und den Hof entrümpelt. Die Fassade des Hauses erstrahlt inzwischen in einem frischen Gelb. Erst diesen Sommer hatte Andreas Tautrim den Zuschlag für das Grundstück während einer Versteigerung bekommen.
Er setzte sich gegen 30 andere Interessenten durch. Das war eine aufregende Sache, erinnert sich auch sein Sohn. Nicht minder spannend sei es jetzt, das lange leerstehende Haus wieder zum Leben zu erwecken. Und wer weiß, welche Geheimnisse das Gebäude bis dahin noch preisgibt?
Wer beim Entziffern der alten Schrift helfen kann, möchte sich bitte bei der MZ unter der Telefonnummer: 03475/61 46 10 melden. (mz)

