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Erinnerung an kreativen Hettstedter

Von Helga Langelüttich 18.11.2007, 18:55

Hettstedt/MZ. - Anlässlich des 210. Todestages des Hettstedter Komponisten Carl Christian Agthe (1762 - 1797) hatte der Förderverein Gangolfkirche zu einem besonderen Konzert eingeladen. Unter der Leitung von Kantor Detlef Ochs waren der Kammerchor "Ochstett" aus Eisleben und der Violinist Jens Peter

Dossin aus Salzwedel die musikalischen Interpreten. Detlef Ochs leitete das Konzert mit drei Fugen Agthes in G-Dur, a-Moll und g-Moll auf der kleinen Rühlmann-Orgel ein.

Ein fröhliches musikalisches Zwiegespräch schienen die Violine (Jens-Peter Dossin) und das Cembalo (Detlef Ochs) bei der anschließenden Darbietung der Sonatina D-Dur von Georg Philipp Telemann (1681-1767) zu halten. Telemann war wie Agthe ein vielseitiger Musiker und Komponist und fast ein Landsmann des Hettstedter Komponisten: Telemann wurde in Magdeburg geboren.

Wie wunderschön menschliche Stimmen auch ohne instrumentale Begleitung klingen können, bewies der Kammerchor "Ochstett": Dem Bergbau gewidmet, erklangen vier Bergmannslieder, die Agthe vertont hat und die seine Beziehung zu seiner Heimat zeigen. So war der "Bergchoral" ein vertontes Berggebet. Das triste Novemberwetter vergessen ließen die von Siegfried Hünermund bearbeiteten Chor-Lieder "Zufriedenheit", "Trinklied im Mai" und "An die Ruhe".

Ein besonderes Klangerlebnis hatten die Zuhörer, als die vier Sängerinnen des "Ochstetts" als Quartett mit dem "Wiegenlied" und "Das Kinderspiel" bewiesen, wie klar Frauenstimmen klingen können. Mit der Sonate D-Dur für Violine und Cembalo von Pietro Nardini (1722-1793) endete das Konzert unter lang anhaltendem Beifall.

Siegfried Hünermund, Musikpädagoge und Komponist aus Ballenstedt, wo Agthe bis zu seinem Tod lebte, hat sich um den zu Unrecht lange Zeit fast vergessenen Komponisten sehr verdient gemacht. In seinem kurzen Vortrag zu Beginn des Konzerts erfuhren die Zuhörer, wie er dazu kam, sich so intensiv mit Agthe zu beschäftigen: Die Ballenstedter Musikschule suchte einen passenden Namen - und bei dieser Suche stieß man auf Agthe. Noten wurden gefunden, und man stellte mit Erstaunen fest, wie viele und vielseitige Kompositionen Agthe in seinem 35-jährigen Leben geschaffen hat.

Dabei war das Komponieren lediglich ein Hobby, da er seinen Lebensunterhalt als Organist am Hof der Fürsten von Anhalt in Ballenstedt verdiente - mit zunächst fünf Talern monatlich, die später auf 190 jährlich aufgestockt wurden. Aus seiner Feder gingen zahlreiche Opern, Singspiele, Sonaten und Lieder hervor, ein Teil der Kompositionen wurde im 2. Weltkrieg vernichtet. Die Lieder schrieb er vorrangig für Solostimmen, von Siegfried Hünermund wurden sie für Chorgesang bearbeitet. "Agthe sollte in seiner Heimat nicht wieder in Vergessenheit geraten, sagte Siegfried Hünermund. Die Vorsitzende des Fördervereins Gangolfkirche, Waltraud Hornickel, schlug vor, der Musikschule Mansfelder Land nach dem Komponisten zu benennen.