Kampagne für Eisleber Feuerwehrstiefel in sozialen Medien Eisleber Schuhfabrik EWS wirbt mit Influencern
Die Eisleber Schuhfabrik muss sich unter schwierigen Rahmenbedingungen behaupten. In einem hart umkämpften Markt setzt die Firma auf Qualität und Innovation – und modernes Marketing.

Eisleben/MZ. - Zu viel Bürokratie, hohe Energiepreise, Fachkräftemangel – die Wirtschaft hat nach wie vor mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Das betreffe insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen, sagt Jörg Schlichting, Inhaber der Eisleber Schuhfabrik EWS. Er kennt die aktuellen Probleme nicht nur aus seiner eigenen unternehmerischen Tätigkeit. Auch ehrenamtlich engagiert er sich seit vielen Jahren für kleine und mittelständische Firmen, so als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau.
Hersteller von Sicherheitsschuhen für Feuerwehr und Rettungsdienst
Schlichtings Unternehmen EWS stellt Sicherheitsschuhe für Feuerwehr, Rettungsdienst und Industrie her. Während das vergangene Geschäftsjahr noch gut verlaufen sei, beschreibt er die derzeitige Situation für EWS als „herausfordernd“. Als einen Grund dafür nennt der Firmenchef die schwierige finanzielle Lage vieler Kommunen, die als Träger der Feuerwehren Auftraggeber für die Ausrüstung sind.
In einem „sehr hart umkämpften Markt“ könne sich EWS als kleines Unternehmen nur mit Qualität und Innovation behaupten. „Wir sind kein Massenhersteller, sondern müssen uns unsere Nischen suchen.“ Dabei komme es darauf an, sich permanent am Bedarf auf dem Markt zu orientieren. „Wir wissen, was die Kundschaft möchte“, so Schlichtung. „Wir kennen das Anforderungsprofil.“
Neues Modell wird auf Fachmesse „Florian“ in Dresden präsentiert
Aus dieser Marktbearbeitung heraus ist in diesem Jahr unter anderem ein neuer Rettungsdienststiefel entwickelt worden. Laut Schlichting biete das Modell „Dynamic Rescue“ maximale Sicherheit und hohen Tragekomfort. Gerade das geringe Gewicht sei sehr wichtig für Beschäftigte im Rettungsdienst, die sehr lange Dienstzeiten hätten. Neben der Funktionalität werde auch auf die Optik großer Wert gelegt. Bei den Praxistests sei das neue Modell sehr gut angekommen.
„Wir sind lieferfähig“, sagte Schlichting. Die Markteinführung werde demnächst beginnen. Erstmals präsentiert wird der Rettungsdienststiefel auf der Fachmesse „Florian“ im Oktober in Dresden. Mit ihrer überregionalen Ausstrahlung sei die „Florian“ sehr wichtig für EWS, so Schlichting. Im nächsten Jahr wird die Eisleber Firma auch wieder auf der „RETTmobil“ in Fulda sowie auf der weltweiten Leitmesse „Interschutz“ in Hannover ausstellen.
Fotoshooting beim Eigenbetrieb Rettungsdienst Mansfeld-Südharz
Neben der Präsenz auf Messen und dem eigenen Außendienst nutzt die Firma erfolgreich soziale Medien, um ihre Zielgruppen zu erreichen. Für die neue Kampagne auf Facebook, Instagram und TikTok hat kürzlich ein professionelles Fotoshooting stattgefunden. Als passende Kulisse, um den neuen Rettungsdienststiefel in Szene zu setzen, diente das Gelände des Eigenbetriebs Rettungsdienst des Landkreises Mansfeld-Südharz in der Eisleber Karl-Fischer-Straße.
Vorbereitet hatte den Fototermin die Feuerwehrfrau und Influencerin Marie Trappen („MarieLuu“), die für EWS als Social-Media-Managerin und Bloggerin tätig ist. „Wir sind dem Eigenbetrieb und seinem Leiter Uwe Treskow sehr dankbar, dass wir das Gelände nutzen konnten“, sagt Schlichting.
Stiefel für die Jugendfeuerwehr
Als Models fungierten neben Marie Trappen und ihrer Tochter Emma weitere Influencer wie der Notfallsanitäter Chris Grüne aus Göttingen, Finn Ole Block aus Hamburg und Juliane Lamster aus Nordhausen mit ihrer Tochter Milena. Außerdem wirkten drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Eigenbetriebs mit: Martin Riedel, Larissa Wrede und Emily Rothe. „Ich bin sehr zufrieden“, so Schlichting. „Das Shooting hat Spaß gemacht, es war eine Supertruppe.“
Als Fotograf war bereits zum dritten Mal Michael Stifter aus Vöhrenbach (Baden-Württemberg) in Aktion, ein Spezialist für Werbe- und Produktfotografie. Die Kampagnen mit den Influencern würden sehr hohe Reichweiten erzielen, so Schlichtung. „Wir merken das immer an den Bestellungen.“ In diesem Jahr wird auch der neue Jugendfeuerwehrstiefel „Juniorfire“ besonders im Blickpunkt stehen. „Der Stiefel ist sehr nah dran an einem professionellen Modell und auch optisch ein Highlight“, sagt Schlichting.
„Pink Fire“ ist zum Markenzeichen geworden
Ein erstes Ausrufezeichen, was modernes Marketing betrifft, hatte EWS vor einigen Jahren mit der Kampagne für den Frauenfeuerwehrstiefel „Pink Fire“ gesetzt. Bis heute sei der Stiefel mit den pinken Accessoires international nachgefragt, so der Firmenchef. „Wir setzen keine riesigen Mengen ab, aber es gibt eine starke Community.“ Mit dem pinken Feuerwehrstiefel – „man liebt ihn oder man hasst ihn“ – habe EWS ein Alleinstellungsmerkmal. „Das ist unser Markenzeichen.“
Die Schuhfabrik in der Eisleber Klosterstraße ist aus einer 1945 gegründeten Produktivgenossenschaft hervorgegangen. Der Präsident der IHK Halle-Dessau, Sascha Gläßer, hat dies jetzt mit der Verleihung einer Ehrenurkunde für „80 Jahre erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit“ gewürdigt. Die Genossenschaft (PGH Progema) war 1972 zum VEB Schuhfabrik Eisleben verstaatlicht worden. Seit 1981 gehörte der Betrieb zum Kombinat Schuhe Weißenfels.
Neustart 2005 nach Insolvenz
Das 1990 reprivatisierte Unternehmen musste 2001 Insolvenz anmelden. 2005 übernahm Schlichting die Firma, die heute zu einem der führenden Hersteller von Feuerwehr- und Sicherheitsschuhen in Deutschland und Europa zählt. Pro Jahr werden circa 35.000 bis 40.000 Paar produziert. Neben Deutschland als Hauptmarkt hat EWS Kunden in mehreren europäischen Ländern.