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Eingeheizt mit «Böhmischen Knödeln»

Von GUDRUN RIEDEL 11.05.2009, 17:06

AHLSDORF/MZ. - Wenn ein Jubiläum zu feiern ist, lädt man sich gerne Gäste ein. Und das taten sie, die 17 Musiker, die sich seit 1990, nach dem kleinen Dorfbächlein Dippelsbach, nunmehr "Original Dippelsbacher Musikanten" nennen. Zu feiern gab es das dienstälteste Blasorchester des Mansfelder Landes. 1964, vor 45 Jahren, fanden sich interessierte Musikfreunde zusammen und gründeten unter Leitung von Heinz Kempe (81) das "Blasorchester des Klubs der Werktätigen Ahlsdorf", das zu DDR-Zeiten viermal mit dem Titel "Hervorragendes Volkskunstkollektiv" ausgezeichnet wurde.

Das Orchester profilierte sich im Laufe der Jahre zu einer der bekanntesten und gefragtesten Blasmusikformation unter solchen langjährigen Dirigenten wie ihrem "Erstdirigenten" Heinz Kempe, Kurt Müller oder Horst Rothmann. Heute gehört das Orchester unter Stabschef Gerhard "Fetsche" Dönau zu einem der besten und stets Einsatz bereiten Blasorchestern des Mansfelder Landes.

Die Tatsache spricht auch dafür, dass jährlich nicht nur cirka 35 Auftritte von privaten Feiern, über Teilnahmen an Festumzügen oder zu gesellschaftlichen Höhepunkten im Landkreis absolviert werden. Gewünscht auch stets ihre Teilnahme am Blasmusikfest in Helbra, zum Tag des Bergmanns in Wettelrode und dem Maien-Austragen im Mansfelder Grund. Eine liebenswerte Geste an die Musikerfrauen: Sie wurden für die vielen Stunden des Alleinseins mit einem Blumengruß entschädigt.

Ein Förderer und Begleiter der Musiker, der Ahlsdorfer Rudi Müller (90), spricht noch heute begeistert von "seinen Jungs. Und Aribert Fritsche (78), Gründungsmitglied des Orchesters und immer noch als Waldhornist aktives Mitglied der Musikergemeinschaft, ist nicht weniger stolz, dass er mit vielen Helfern in einer mehrbändigen Chronik die Entwicklung des Orchesters lückenlos über die vielen Jahre festgehalten hat.

Dass der Saal des Landhotels "Stadt Nürnberg" bis auf den letzten Platz gefüllt war und andere Musikformationen wie die Ziegelröder Spielleute und Vertreter der Feuerwehr, der Verwaltungsgemeinschaft, Ortsbürgermeister Detleff Wachsmann mit Blumen und "Briefumschlägen" zum Jubiläum gratulierten, spricht für die Beliebtheit dieser Truppe. Und der kleine, aber sehr feine Liedbeitrag des gemischten Chores unter Leitung von Hartmuth Eisermann war ein Ausdruck der Gemeinsamkeit, Kultur im Dorf lebendig zu halten.

Der 1. Vorsitzende des Musikervereins Klaus Ecke kam mit seiner launigen Begrüßung gleich zur Sache und meinte unter zustimmenden Beifall, "lasst uns nicht lange reden, die Musiker haben eine Sprache, die alle verstehen, die Musik, und die soll heute reden."

Das stimmige Programm spannte dann auch einen musikalischen Bogen von bekannten Märschen über Walzer und die immer wieder gern gehörten Polka-Potpourris. "Musik, Musik", dieser Marsch war ein guter Auftakt und heizte schon mit den ersten Tönen die fröhliche Stimmung unter den Besuchern an. Dass speziell für das Orchester arrangierte böhmische Musik erklang und dabei natürlich einer der bekanntesten Meister dieser Art, Ernst Mosch, mit seinem besonderen weichen und harmonischen Blasmusiksound zu hören war, wurde von den Besuchern mitschunkelnd quittiert. Axel-Leo Hüttner, Liedsänger des Orchesters, gab mit seiner Baritonstimme den Musikstücken eine gute stimmliche Grundlage und erhielt deshalb zu Recht viel Beifall für seine zahlreichen Auftritte.

Seit 1974 haben sie bestehende Kontakte zum Landespolizeiorchester Magdeburg. Elf Polizisten musizierten gemeinsam mit den 14 Ahlsdorfer Musikanten. Da ging die Post ab. Und "Gruß an Kiel", dieser bekannte Marsch, war nicht nur den Pfingstburschen gewidmet, es war ein wunderbar im 7-Mann-Trompetensatz gespieltes anzuhörendes Musikstück. Alleine musizierten die Polizisten fast zwei Stunden. Ihre hohe geschulte Musikinterpretation war eine Freude, diese mitklatschend, mitschunkelnd und mitsingend zu genießen. "Böhmische Knödel" gab es zum Abend. Da wurde es richtig heiß. Denn der beliebte böhmische Sound und die so herrlich animierenden Melodien, gespielt von vier Enthusiasten aus Prag, vermittelten Spaß, verleiteten zum Tanz und sorgten für genügend Unterhaltung bis in die frühen Morgenstunden.