Eichwald ist ihm ans Herz gewachsen
FREIST/MZ. - Günter Krzebek (59) aus Freist freut sich jedes Mal, wenn er hier vorbei fährt. Die Bäume sind ihm ans Herz gewachsen. Als sie im November 1999 in die Erde kamen, waren sie kaum 70 bis 80 Zentimeter groß und sahen eher aus wie zu kurz geratene Besenstiele.
Längst ist daraus ein ansehnlicher Bestand geworden, der zwar immer noch von Zeit zu Zeit der Pflege bedarf. Aber die größten Probleme dürften gemeistert sein. Günter Krzebek ist da ganz sicher. Er kann im Ruhestand auf eine Arbeit zurückblicken, für die er voriges Jahr den Waldpreis des Landrates erhalten hat.
Wo heute die Bäume stehen, war Ende der 1990-er Jahre noch Ackerland, allerdings von Schadstoffen der benachbarten Hütten so sehr belastet, dass entschieden wurde, hier keine Landwirtschaft mehr zu betreiben. Auf Anregung der Kreisverwaltung beschritt damals der Agrarbetrieb Gerbstedt Neuland. Er erwarb die Fläche, um sie aufzuforsten. Günter Krzebek, seinerzeit Prokurist im Betrieb, sah der Sache eher skeptisch entgegen, wie er heute einräumt. So richtig wohl war ihm nicht dabei. Denn er sollte verantwortlich sein für die Bäume, obwohl er doch gar kein Forstmann war. Krzebek ist in der Landwirtschaft groß geworden. Er stammt aus Adendorf, hat in Hettstedt Maurer gelernt, Berufsausbildung mit Abitur, und danach in Meißen Betriebswirtschaft studiert, an der Hochschule für LPG, wie es damals hieß. Viele Jahre war er Ökonomischer Leiter in der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion Gerbstedt, die 1977 in die LPG Pflanzenproduktion Gerbstedt umgewandelt wurde. Ein Betrieb mit rund 500 Beschäftigten und 7000 Hektar Nutzfläche, von denen nach der Wende 60 bis 70 Beschäftigte übriggeblieben sind und etwa 1800 Hektar Nutzfläche.
Krzebek hatte Respekt vor der Aufforstung, er hat Forstleute zu Rate gezogen und sich richtig reingekniet in die neue Aufgabe, Warum? "Ich komme vom Dorf. Da wächst man mit Pflanzen und Tieren auf. Das Interesse wuchs mit den Bäumen." 208 000 Stück kamen seinerzeit in die Erde, zumeist Eichen, die 70 Prozent des Bestandes ausmachen, 20 Prozent sind Hainbuchen, der Rest sind Ebereschen und andere Gehölze.
Als sie endlich im Boden waren, mussten sie gepflegt werden. Forstleute gaben Hinweise, was zu tun ist, aber letztlich lief alles in Verantwortung des Agrarbetriebes, dessen Mitarbeiter die Arbeit machten. "Es war eine angenehme Arbeit", blickt Günter Krzebek zurück, der seit vielen Jahren in der Jagdgenossenschaft Zabenstedt aktiv ist. Aber es gab auch Momente, da er um die heranwachsenden Bäume fürchten musste, weil Wühlmäuse an den Wurzeln nagten. Es gab noch andere Rückschläge, die Krzebek aber nicht aus der Bahn geworfen haben. Er hat es immer wieder geschafft, "die richtigen Partner für das jeweilige Problem zu finden, denn allein waren sie nicht lösbar", heißt es in der Begründung für die Verleihung des Waldpreises seitens des Kreisverbandes der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, in der besonders hervorgehoben wird: "Aber die Probleme blieben immer in einer Hand. Diese Hand gewährleistete Beständigkeit, ihr ist es am meisten zu verdanken, dass der Eichwald heute ein Beispiel für vorbildliche Erstaufforstung von Ackerflächen ist."