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Bunte Röcke aus Wachstuch genäht

Von HELGA LANGELÜTTICH 28.11.2008, 21:05

KLOSTERMANSFELD/MZ. - Doch dann gab es eine ungewohnte Unterbrechung: Gisela Koch, die unter den Zuschauern saß, wurde auf die Bühne gebeten.

Seit 1981 sei sie eines der zuverlässigsten Mitglieder, sie war viele Jahre aktiv im Ballett und sorgt jetzt dafür, dass die Kostüme immer auf dem neuesten Stand sind. Dabei bleibe sie stets im Hintergrund und bescheiden. Um sie einmal nach vorn zu holen, sie besonders zu ehren, haben die Karnevalisten sie für den Blumenstrauß der Woche vorgeschlagen, der ihr nun überreicht werde. Mit diesen Worten begründete Zeremonienmeister Jörg Litke die Unterbrechung des Programms.

Unter dem Beifall der Mansfelder Karnevalsnarren und des Publikums nahm die völlig Überraschte die Ehrung entgegen. "Ich konnte doch nicht glauben, dass ich gemeint war", so Gisela Koch, als sie sich von der Überraschung erholt und wieder ihren Platz im Saal eingenommen hatte.

1981 kam sie zum Club, dem ihr Ehemann bereits angehörte. "Aus Spaß an der Freude", wie sie erzählte, und der Spaß habe bis heute angehalten. Sie war "Mädchen für alles" und tanzte bis vor vier Jahren im gemischten Ballett.

Seit sie aus dem Ballett ausgeschieden ist, näht die Hobbyschneiderin die Kostüme. "Aber nicht allein, Barbara Voigt näht auch. Und ich versuche so gut zu werden wie es Rita Vondran war, die früher genäht hat", betonte sie. Man brauche viel Phantasie, um die Ideen, die von den Tänzern kommen, zu verwirklichen. Da werden alte Modezeitungen gewälzt, in Geschäften gestöbert, im Internet geschaut und dann die gefundenen Modelle dem Thema des Tanzes angepasst.

Das sei oft ein sehr langer Weg. Aber wenn die Arbeit gelungen sei, wäre die Freude groß, sagte sie, und verweist auf die Kostüme der Männer im gemischten Ballett, wo Wachstuch zu kurzen knallbunten Röckchen verarbeitet wurde.

Die schlanke 59-Jährige hatte einst den Beruf einer Werkzeugschleiferin erlernt, arbeitete dann 28 Jahre im Mansfelder Möbelwerk. Seit dessen Schließung arbeitet die Mutter von drei erwachsenen Kindern seit zwölf Jahren in einem Autohaus als Fahrzeugaufbereiterin.