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Ausstellung vereint alte Hasen und junge Talente

Von GUDRUN RIEDEL 18.04.2010, 17:49

HELBRA/MZ. - Der Helbraer Sonnensaal war am Wochenende zu einem großen Atelier umgerüstet worden. Ein farbenprächtiges Bild bot sich den zahlreichen Besuchern um zu schauen, zu staunen und zu kaufen, was der erst im Sommer 2009 gegründete Kulturausschuss der Gemeinde, dem Otto Röver (62) vorsteht, zuwege gebracht hat.

Und das konnte sich sehen lassen. Neben Exponaten der Genres Malerei, Grafik und Fotografie wurden auch Töpfer-, Schnitz-, Schiefer- und Metallarbeiten und vielfältige Kreationen des textil-kreativen Gestaltens ausgestellt.

Rövers Idee, mittels des Kulturausschusses das kulturelle Dorfklima mit beleben zu helfen, scheint Früchte zu tragen. Immerhin fühlten sich 18 Hobbykünstler, darunter alleine 13 von der malenden Zunft, angesprochen, in Helbra auszustellen. Zu denen gehörte auch der Hebraer Werner Turm, die bekannte, geschätzte und immer noch rüstige 90-jährige Mal-Legende. Er stellte alleine 32 Werke aus. Seine weiblichen und Selbstporträts und Szenen aus dem Alltag verinnerlichen nicht nur den Zeigefinger der Selbstironie, sie sind auch Ausdruck für seinen Feingeist, mit Farben und Formen Lebensfreude und Lebensbejahung auszudrücken. Während Wilfried Hennecke aus Eisleben ein effektvolles Selbstporträt mit Pistole in Ton mit detaillierten Weisshöhung-Effekten präsentierte, bestach die Friseurmeisterin Michaela Horlbog mit einer Reihe wirkungsvoller Kinderporträts und einem Selbstporträt in der Technik Pastell-Kreide. Die Autodidaktin, die Malen als Gegenpol für das lange Stehen im Frisier-Salon betrachtet, outete sich mit wachen Augen und Verständnis für Kunst als eine Meisterin, Psyche und Körperlichkeit bildnerischen Ausdruck, Würde und Größe zu verleihen.

"Ich war 1956 Treckejunge auf dem Schacht und heute male ich", erzählte Jürgen Behrendt, der 72-jährige Helbraer. An seinen großformatigen Gemälden kam man nicht vorbei. Die Expressivität seiner verwendeten leuchtenden Farben zog die Besucher an. Gisela Baumbachs Gesamtpräsentation bestach durch auffallend kraftvoll und doch malerisch ästhetisch-schön widergespiegelten Tier- und Menschenporträts.

Mit Schülerin Sarah Unger (18) aus Benndorf, der Krankenpflegerin Nancy Schlichting aus Helbra (22) oder der Bornstedter Absolventin für Gestaltungstechnik Grafik / Design Susann Gräbe (24), präsentierten sich junge künstlerisch-hoffnungsvolle Talente mit facettenreich unterschiedlichen Techniken. "Rentner haben niemals Zeit", meinten die Eheleute Przybylski aus Eisleben. Mit einer Fülle von Arbeiten, die zeitintensives Fertigen verlangen, bereicherten sie in den Techniken Malerei auf Schiefer, Bauernmalerei, Brandmalerei und kreativem Schreiben den Ausstellungsbereich "Kreatives Gestalten" und bestätigten: "Über Zeit spricht man nicht, wenn man künstlerisch tätig ist." Der Gemeindevertreter Uwe Wollny, der die Ausstellung mit vorbereitete und zeitweise betreute, war mit dem Besuch mehr als zufrieden. "Der Anfang mit Kunst ist gemacht, wir werden weiter machen. Wenn wir Gutes bieten, kommen unsere Gäste. Vielleicht werden wir auch mal Berufskünstler einladen."