Ausflugslokal am Süßen See Ausflugslokal am Süßen See: "Seeperle" wird nach 40 Jahren nochmal getauft

Seeburg/MZ - Vor 40 Jahren ankerte am Nordufer des Süßen Sees in Seeburg die „Seeperle“ und seit „dieser Zeit ist auch mein Herz mit dem Schiff fest verankert“, erzählt Jürgen Meinecke über sein Restaurant. Der heutige Inhaber der Schiffsgaststätte in Seeburg kann sich noch genau daran erinnern, als die Schwerlasttransporter im Mai 1973 durch den Ort rollten und den in zwei Teile zerlegten Dampfer an seinen künftigen Standort transportierten. „Das war ein Ereignis, was man nicht alle Tage sieht“, so Meinecke.
Die Schiffsgaststätte „Seeperle“ hat eine bewegte Vergangenheit. 1892 verließ der als original gebaute Personenseitenraddampfer die Werft in Dresden-Blasewitz und wurde auf den Namen „Graf Molthe“ getauft. Sein zu befahrendes Gewässer war dabei hauptsächlich die Oberelbe. Der Dampfer fuhr damals unter der Sächsisch-Böhmischen-Flagge. Seit dieser Zeit bekam das für damalige Zeiten moderne Schiff verschiedene Namen, bevor es 1945 von der Tschechoslowakei beschlagnahmt wurde. 1947 wurde es erneut umbenannt in „Königstein“ und fuhr bei der „Weißen Flotte Dresden“ bis zur endgültigen Ausmusterung im Jahr 1972.
Die damalige Konsumgenossenschaft Eisleben, bei der Meinecke Kellner und Koch erlernte, kaufte das Schiff und baute es zu einer Gaststätte um. „Vier Monate dauerte der Umbau für Küchengeräte und Interieur“, so Meinecke. Seit der Einweihung und erneuten Taufe am 7. 7. 1973 auf den Namen „Seeperle“ gehört der 58-Jährige zur festen Crew. Anfangs arbeitete er als Kellner, bevor er 1978 die Bar- und Restaurantleitung übernahm. 1990 wurde der Konsum aufgelöst und 1991 die Schiffsgaststätte zum Kauf angeboten. Meinecke: „Ich war einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“
40 Personen haben auf der Terrasse des Lokals Platz, Gesellschaften bis 30 Personen können in der neu bestuhlten Bar feiern. Im urig eingerichteten Restaurant können bis zu 50 Gäste von der Speisekarte wählen. Sechs Mitglieder zählt die Besatzung, davon drei „Smutjes“. „Auf unsere Küche legen wir großen Wert“, erklärt Meinecke, dessen Küche 2010 mit dem „Kochlöffel“ ausgezeichnet wurde. Hauptsächlich deutsche Gerichte stehen auf der Speisekarte, darunter viele Fischgerichte. Und auf dem oberen „Achterdeck“ betreibt Meineckes Sohn mit seiner Lebensgefährtin ein Café inklusive Barbetrieb.
„Mein ganzes Leben und mein Herz sind mit diesem Objekt verbunden“, sagt der „Kapitän“ des 55 Meter langen Stahlkolosses. Deshalb möchte der Gastwirt auch den 40. Geburtstag des Schiffes ausgiebig über zwei Tage feiern. „Den 30. Geburtstag habe ich verpasst“, erzählt er lachend, „und deshalb wird der 40. umso schöner“. So sollen am 6. Juli Blasmusikanten für Stimmung sorgen, bevor der eigentliche Geburtstag am 7. Juli gefeiert wird. Bier und Essen wird es zu „Sonderpreisen“ geben, denn auf diesem Weg möchte sich Meinecke bei seinen Gästen bedanken.
Auch eine Flasche Sekt wird er am Rumpf des Schiffes zerschellen lassen und seine „Seeperle“ nochmals taufen. Was die „Crew“ für diese beiden Tage noch vorbereitet, lässt der Gastwirt als Überraschung offen.