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An der «Fabrikbreite» stand Zuckerfabrik

26.09.2008, 17:43

VOLKSTEDT/MZ/LALÜ. - Referent Thomas Fischer verstand es, locker und heiter den Inhalt einer von den Volkstedter Bürgern Herbert Meyer und Wieland König verfassten Schrift zum Thema vorzustellen. Fischer: "Wenn sich Menschen wie Meyer und König nicht um die Historie kümmern, wird vieles in Vergessenheit geraten. Und das wäre schade." Viele Flurbezeichnungen weisen auf die ehemaligen Erwerbsquellen der Bewohner hin: So liegt rechts der Straße am Polleber Berg Richtung B 180 die Flur "Der Sandberg". Es wird angenommen, dass dieser Weg von der Postkutsche genutzt wurde. 1900 kaufte die Mansfeld AG die "Alte Sandgrube", deren Inhalt zum Bau von Familienhäusern und Schlafhäusern genutzt wurde. Bis 1984 wurde hier Sand abgebaut. Von da an nutzte man die "Neue Sandgrube", die bis 1991 betrieben werden konnte.

Viele Flurnamen weisen auf ehemalige landwirtschaftliche Nutzung hin: Der Bürger Hermann Graf legte von 1896 bis 1898 an der Straße, die jetzt zur B 180 führt, "Grafs Plantage" an.

Zwischen Zirkelschächter Halde und der Heidelbergschlucht liegen "die Hundert". Einer Separationskarte von 1851 nach sollte die Fläche 100 Morgen betragen, allerdings haben neuere Messungen ergeben, dass es sich lediglich um 97 Morgen handelt. Der Heidelberg war einst eine Obstplantage, 1925 angelegt, 1967 wegen Überalterung der Bäume aufgegeben. Auch die Bäume in der "Kirschschlucht" tragen schon lange keine Früchte mehr, sie starben ab. Vom "Weinberg" und "Auf dem Weinberg" blieben auch nur die Namen, doch soll hier wirklich einst Wein angebaut worden sein. Bis 1880 war auf dem Gelände der Eisleber Straße 1 eine Zuckerfabrik in Betrieb, die Fläche heißt heute noch "Die Fabrikbreite". Manche der Flurnamen gehen auf Personen zurück wie das "Minnabad": Hier hatte sich in einer Senke Wasser gesammelt. Der Besitzer, ein Bauer namens Walter Becker nannte es nach seiner Mutter "Minna". Dass am "Schindanger" krepiertes Vieh vergraben wurde, ist bekannt, Flurnamen wie "Königshöhe" und "Franzosenberg" lassen auf einen geschichtlichen Hintergrund schließen, über den Ursprung anderer könnte noch geforscht werden, wie zum Beispiel für "Bettelmannbrücke" und "Eselskrippe" liegen wohl noch keine Erkenntnisse vor.