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Zwangsheirat in der Türkei Zwangsheirat in der Türkei: Familie aus Roßlau kämpft um junge Frau

Von Heidi Thiemann 12.09.2013, 11:46
Das WDR-Filmteam beim Dreh mit Serap in der Türkei.
Das WDR-Filmteam beim Dreh mit Serap in der Türkei. Selka Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Kommt die Änderung der Sorgerechtsbestimmung für Kinder mit ausländischem Elternteil in Deutschland zu spät? Andreas und Petra Selka aus Roßlau befürchten es. Seit Monaten kämpfen sie darum, dass eine junge Türkin, die in Deutschland aufwuchs, zur Schule ging, einen Beruf erlernte, hier arbeitete, dann aber in die Türkei zwangsverheiratet wurde, nach Deutschland zurückkehren kann. Mit ihrem Kind, das in Deutschland geboren wurde, dem jedoch die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wurde.

Ohnmacht

Der Fall der Türkin Serap und ihres Sohnes Suat füllt viele Ordner, Rechtsanwälte, Gerichte, die deutsche Botschaft in Ankara, die Ausländerbehörde in Dessau-Roßlau und andere sind damit befasst. Aber Petra Selka muss feststellen: „Das Schlimmste ist, man steht dem allem ohnmächtig gegenüber“.

Sohn darf nicht einreisen

Einen Teilerfolg hatte die Roßlauer Familie für Serap erzielt. Das Innenministerium Sachsen-Anhalts hatte die besondere Härte der jungen Frau festgestellt, der im September 2009 der unbefristete Aufenthaltstitel für Deutschland aberkannt wurde. Das Auswärtige Amt erlaubte der Türkin daraufhin die Wiedereinreise nach Deutschland. „Aber nicht ihrem Sohn“, wie Selka feststellt. Die Roßlauerin beklagt, dass deutsche Behörden „uns in die Spur geschickt haben, etwas zu besorgen, was nicht besorgt werden kann“. Und zwar einen gerichtlichen Bescheid, dass der Vater des Kindes auf das Sorgerecht verzichtet. Dies, sagt Selka, setze eine Scheidung voraus. Der notariell beglaubigte Verzicht des Vaters auf sein Sorgerecht wurde von der deutschen Botschaft nicht anerkannt.

„Man hat die Härte bei der Mutter gesehen, nicht aber bei dem Kind“, sagt Selka. Aber ohne ihren Sohn käme Serap nicht nach Deutschland, „denn die Betreuung des Kindes in der Türkei ist nach der Abreise der Mutter nicht sichergestellt“, erklärt sie.

Fernsehteam machte Hoffnung

Hoffnung hatten sich Selkas und auch die junge Türkin gemacht, als ein Fernsehteam des WDR fünf Tage im Juni für die Sendung „Menschen hautnah“ über Zwangsverheiratungen und deren Auswirkungen eine Reportage drehte. „Das hatte viel Spaß gemacht“, erinnert sich Petra Selka, die mit ihrem Mann ebenfalls dort war. „Und wir hatten gehofft, dass wir Serap und ihren Jungen mitbekommen.“ Denn in Roßlau haben Selkas für die junge Frau und ihr Kind nicht nur Wohnraum besorgt, sondern auch eine Arbeit.

Die Hoffnungen aber hatten sich zerschlagen. „Selbst der WDR mit seiner großen Rechtsabteilung hat auf viele Fragen keine Antwort erhalten“, erklärt Selka, die sich Sorgen um die junge Türkin macht, „weil deren psychischer Zustand jetzt bedrohlich ist. Sie hat den Kontakt abgebrochen“. Ihr Visum läuft am 11. September aus.

Die Reportage über Serap und das Thema Zwangsverheiratungen soll im Oktober ausgestrahlt werden.