Zukunft weiter ungewiss Zukunft weiter ungewiss: Gefängnismuseum in Dessau erhält mehr Zeit vom Land

Dessau - Für das Gefängnismuseum zu Dessau wurde noch keine neue Bleibe gefunden. Das Museum im Dachgeschoss der ehemaligen Justizvollzugsanstalt hatte zunächst zum 30. Dezember 2017 eine Kündigung vom Land erhalten, die verschoben wurde. Bis Ende Juni soll nach einer Lösung gesucht werden, sagte Mario Pinkert vom Verein „Das Gerichtsgefängnis zu Dessau“, der der Träger der Sammlung ist.
Es mache eigentlich keinen Sinn, die Ausstellung ohne Gefängnis zu zeigen
In wenigen Wochen soll es erneut Gespräche mit dem Land und der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt geben. „Uns ist wichtig, dass die Sammlung nicht zerrissen wird. Wir haben Interesse mit der Stiftung zu verhandeln“, so Pinkert. Die Ideallösung für ein Museum wäre auf dem Areal der ehemaligen Vollzugsanstalt, sieht der Verein. Es mache eigentlich keinen Sinn, die Ausstellung ohne Gefängnis zu zeigen.
Interesse an einigen Exponaten hat auch das Deutsche Hygienemuseum Dresden bekundet. Das Museum bereitet in Kooperation mit dem Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf und dem Musée des Confluences in Lyon eine Sonderausstellung zum Thema „Haft“ vor. Die Ausstellung soll 2019 zunächst in Genf zu sehen sein und danach ins französische Lyon und nach Dresden wandern. Die Exposition soll die Institution Gefängnis heute und in verschiedenen politischen Regimen beleuchten. Einer Ausleihe von Exponaten steht der Dessauer Verein offen gegenüber.
Das Verwaltungsgebäude und das Gerichtsgefängnis sind in ihrer ursprünglichen Form bis heute erhalten
Die Justizvollzugsanstalt wurde zwischen 1883 und 1886 gebaut. Das Verwaltungsgebäude und das Gerichtsgefängnis sind in ihrer ursprünglichen Form bis heute erhalten. Der 2013 gegründete Verein erinnert in seinem Museum an die Haftanstalt, die durch unterschiedliche Gesellschaftsordnungen geführt wurde. Die Sammlung zeigt unter anderem Hafträume verschiedener Epochen. Erinnert wird an Ausbrüche und Hinrichtungen.
Die Sammlung wurde 1979 als Traditionskabinett angelegt und bis 1990 ergänzt. Dann lag sie bis 2004 brach. Justizvollzugsbeamte bauten aus den Resten die jetzige Sammlung auf. Der Museumsverband Sachsen-Anhalt schätzt die Exposition als wertvoll ein. Sie böte bei entsprechender wissenschaftlicher und didaktischer Überarbeitung Ansatzpunkte, um den Jugend- wie auch Erwachsenenstrafvollzug in der DDR und nach der politischen Wende am Beispiel der JVA Dessau zu veranschaulichen. (mz)