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Jeden zweiten Sonntag Zeitzeugen gesucht: Dessauer Radiomacher möchten OnAir über Stadtgeschichte sprechen

Max und Ralf-Torsten Berger sowie Daniel Riedel gehen jeden zweiten Sonntag im Monat über Kurzwelle auf Sendung. Stadtgeschichte soll mehr Platz einnehmen.

Von Heidi Thiemann 01.05.2022, 09:00
Max Berger (M.), Ralf-Torsten Berger und Daniel Riedel (l.)  gehen jeden zweiten Sonntag im Monat mit SM Radio Dessau auf Sendung.
Max Berger (M.), Ralf-Torsten Berger und Daniel Riedel (l.) gehen jeden zweiten Sonntag im Monat mit SM Radio Dessau auf Sendung. (Foto: Berger)

Dessau/MZ - Nicht nur in Deutschland und Europa haben sie Fans. Auch in Brasilien, Australien und - trotz Kriegszeiten - in der Ostukraine. Wenn Radio SM Dessau jeden zweiten Sonntag auf Sendung geht, Musik, Historisches und Kurzweiliges präsentiert, dann sind die Hörer über Kurzwelle dabei. Das nächste Mal am 1. Mai um 13 Uhr. Und dann, freut es Max Berger, „sind wir nicht nur über den Sender Moosbrunn in Österreich, sondern auch erstmals über den Sender Nauen zu hören“. Das ist die älteste Funkstation Deutschlands.

Max Berger ist der Chef des Radiosenders, den er mit seinem Vater Ralf-Torsten im September 2016 gegründet hatte. Ein reines Privatvergnügen ist das, erzählt der 23-Jährige, der als Lokführer im Drei-Schicht-System arbeitet. Die Liebe zum Radio ist ihm sozusagen in die Wiege gelegt worden. Denn alte Radios und die Technik dahinter waren schon immer eine Passion seines Vaters. Der dritte im Bunde der Hobby-Radiomacher ist Daniel Riedel (23), der seit Mai 2017 mit auf Sendung ist.

Die Themen der Sendung sind vielfältig

Die Themen der Sendung sind vielfältig. Da gibt es Musiksendungen, wie jetzt am 1. Mai, wenn sowohl um 11 als auch um 13 Uhr „Musik vom Oktoberklub“ über den Äther schallt. Das Motto freilich ist angelehnt an den 1. Mai, den Tag, der zu DDR-Zeiten als „Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse“ gefeiert wurde. Ein musikalischer Blick zurück in die Geschichte.

Gehuldigt wurde aber auch schon der Musik der 90er Jahre, James Last oder der Gruppe Renft. Auch das Phantom der Oper, die West Side Story oder Mein Freund Bunbury wurden schon vorgestellt.

Doch auch historische Tondokumente gehören zum Dessauer Radioprogramm, wie Berichte über den Leipziger Stadtfunk, Pausenzeichen früherer Radiosender oder eine Sendung über den Radiomacher Lord Knud.

Auch das aktuelle Weltgeschehen lässt die Radiomacher nicht kalt

Auch das aktuelle Weltgeschehen lässt die Radiomacher nicht kalt. „Im April wurde das Thema geändert. Wegen des Krieges in der Ukraine gab es eine Kehrtwende im AM-Rundfunk“, erläutert Max Berger. Das heißt, in der Ukraine wurden alte Mittelwellensender reaktiviert. Außerdem sendeten der ORF und BBC zusätzliche Sendungen auf Kurzwelle. „Das haben wir thematisiert.“ Außerdem rundeten ein Kommentar zur Meinungsfreiheit und Musik für den Frieden die besondere Sendung ab.

Besonders Spaß hatten den Radiomachern die Aufnahmen gemacht, die im Sommer 2019 in Kooperation mit dem Projekt „Zeig was du machst“ in der Zerbster Straße entstanden sind. „Dort wurden teilweise vorbereitete Berichte eingesprochen. Auch Passanten konnten zu Wort kommen“, so der Radio-Chef.

Gesendet wurden bisher etwa Berichte über die Dessauer Straßenbahn, den Waggonbau Dessau, das Anhaltische Theater

Im Programm von SM Radio Dessau sind aber auch immer wieder Berichte über Dessau und die Geschichte der Stadt zu finden. „Und die kommen bei unseren Hörern richtig gut an“, erzählt Max Berger. Er weiß das aus den Empfangsberichten. Wer einen Kurzwellensender hört, kann nämlich so genannte QSL-Karten schicken. Und von diesen Karten her weiß der Sender nicht nur, welche Themen gut ankommen, sondern auch, wo auf der Welt die Hörer Zuhause sind. Pro Sendung erreichen die Radiomacher zwischen 20 und 30 Zuschriften. Im November gab es sogar 75.

Gesendet wurden bisher Berichte über die Dessauer Straßenbahn, den Waggonbau Dessau, das Anhaltische Theater, den Dessauer Prozess gegen die Gas-Conti oder eine Aufnahme vom Weihnachtsgottesdienst in der Ziebigker Christuskirche. Auch Zeitzeugen kamen zu Wort. So Matthias Honigmann vom Raw Dessau, der ehemalige Eisenbahner und Reichsbahn-Oberrat Klaus Hiltrop, der Ziebigker Pfarrer Stephan Grötzsch und der frühere Dessau-Roßlauer Oberbürgermeister Peter Kuras. „Wir möchten die Liste gerne erweitern“, sagt der Radiochef. „Wir suchen Zeitzeugen aus Dessau und Umgebung, die bereit sind, unseren Hörern ihre Geschichte zu erzählen.“

Es gehe vor allem darum, Geschichte für die Nachwelt zu erhalten

„Und wenn es gewollt ist, kann man dann auch sein Interview im Programm von SM Radio Dessau auf Kurzwelle oder auf unserer Webseite www.smradio-dessau.de im Reiter Tondokumente anhören“, sagt Max Berger. Ein Muss ist das nicht. Es gehe vor allem darum, Geschichte für die Nachwelt zu erhalten. „Wir führen auch gern Gespräche mit Leuten, die keine Veröffentlichung wünschen“, versichert er.