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Zeit der Zweifel ist vorbei

Von Silvia Bürkmann 02.02.2005, 19:39

Zerbst/MZ. - Vor 14 Wochen wurde im Oktober die Kartusche mit den Zeitdokumenten in den Grundstein eingemauert, erinnerte sich Burkhard Dammann vom Bauträger Freitag & v.d. Linde. Damals aber wurden zum Fest Reden gehalten, die ungehalten klangen. Von großen Stolpersteinen war die Rede und viermonatigem Zeitverlust. Im Vergleich zu der nervenaufreibenden Anlaufphase im Clinch mit Denkmalpflege und Archäologen aber ging ab Herbst alles zügig vorwärts. Nach dem Rohbauabschluss gehe das Bauunternehmen nun an den Innenausbau, wie Dammann sagte, möglichst unverzüglich.

Ungeduldig wiederum ist Amtsgerichtsdirektor Jörg Kriewitz. Im Juli / August will der Chef seine Mannschaft, derzeit noch auf zwei Standorte verteilt, zusammenfügen. Derzeit wägt und spricht Justicia in Zerbst noch Recht in den Häusern in der Brüderstraße und auf der Schloßfreiheit (früher Kavalierhaus). Das marode Objekt in der Brüderstraße soll komplett leer gezogen werden. Jetzt aber werden dort noch drei Gerichtssäle benutzt, haben Richter dort ihre Geschäftsräume und Akten, während die zugehörigen Abteilungen in Büros auf der Schloßfreiheit arbeiten.

Dieser räumliche Zuschnitt ist für den Amtsgerichtsdirektor absolut unbefriedigend. So mussten Mitarbeiter nicht nur die Arbeitsplätze, sondern auch den Standort wechseln, um zu Verhandlungen zu gelangen. Fehlte dann mal einer der Prozessbeteiligten, war schon allein durch den Wechsel wieder viel Zeit vertan.

Der Neubau nun macht als Anbau "über Eck" zum Haus auf der Schloßfreiheit das Amtsgericht zum buchstäblichen "Justizviertel". Vier Gerichtssäle und etwa 35 Büros für insgesamt 50 Mitarbeiter, Gerichtsvollzieher und Richter hat dann das neue Amtsgericht. In Parterre und im Obergeschoss sind Alt- und Neubau künftig über Durchgänge verbunden, der Wechsel vom Büro zum Gerichtssaal also schnellstens zu bewerkstelligen.

Zu bewerkstelligen war am Mittwoch das Richtfest, von dem Jörg Kriewitz vorgab, keine praktische Vorstellung gehabt zu haben. "Soll ich den letzten Nagel einschlagen? Ohne Haftungsverzichtserklärung?", erkundigte er sich bei Freunden. Die wiederum wollten nicht glauben, dass ein Richter nicht wisse, wie zu richten ist. Da die Kirche hohen Festtagen eigene Namen gibt, pägte Jörg Kriewitz gleich einen für den Tag des Richtfestes: "sine dubio" soll er heißen, "ohne Zweifel". Die Zeit der Zweifel ist für den Amtsgerichtsdirektor vorbei.