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Zauberei aus Quark, Speck und Zwiebel

Von Annette Gens 22.09.2006, 15:48

Dessau/MZ. - Mit einem großen Löffel rührte die 70-jährige Großkühnauerin Speck und Zwiebeln in einer Pfanne, die Minuten später eine Verbindung mit Quark, Eiern, Salz und Kümmel eingehen sollten. Immer wieder aufs neue begann das Procedere, bis um die 20 Kuchenbleche mit Hefeteig und Quark-Speck-Zwiebelmasse belegt und schließlich gebacken waren. Das ist eine Menge Arbeit, wissen die Frauen. Doch das ist nun mal so.

Heute ist Erntedank in Großkühnau. Deshalb standen Sigrid Neumann, Helga Ebenhan, Tochter Christa und Enkelin Kathrin gemeinsam in der Küche eines Großkühnauer Bauerngehöfts. Seit Bestehen des Heimatvereins im Jahre 1997 zieht alljährlich das Erntedankfest hunderte von Besuchern an. Die wollen versorgt sein u. a. mit köstlichem Speckkuchen nach altem Rezept, mit selbstgeschmierten Fettbemmen oder Fischbrötchen. Das alles und auch süßen Kuchen machen die Vereins-Mitglieder selber.

Viele Hände halfen am Freitag beim Speckkuchenbacken. So rührte Enkelin Kathrin die Quarkmasse, die Grundlage für den deftigen Kuchen ist. "Tante Sigrid" ist zuständig für Hefeteig und Oma Helga wachte am Herd über Zwiebeln und Speck, die nur leicht dünsten dürfen. Tochter Christa Göldner flitzte von Zeit zu Zeit zwischen den Gasherden hin und her, denn keiner der Kuchen darin sollte die Chance haben anzubrennen.

Ob Taufe oder Konfirmation, ob Polterabend, grüne, silberne oder goldende Hochzeit, ob beim Kartoffellesen in früheren Zeiten oder bei Erntedankfesten, in Anhalt dürfen solche traditionellen Kuchen wie der mit Quark, Speck und Zwiebeln auf den Tischen nicht fehlen. Helga Ebenhan, die vor 50 Jahren in eine Großkühnauer Bauernfamilie einheiratete, erinnert sich noch gut an ihren eigenen Polterabend: "Zum Bier wurde der Speckkuchen gereicht." Um die 100 Personen hatten damals mit dem Paar gefeiert. Als sie kürzlich 70 wurde, erwarteten etliche der Gratulanten natürlich den leckeren Speckkuchen nach Art des Hauses, der selbst Enkelin Kathrin eine schöne Abwechslung zur Pizza ist.

Das Rezept ihrer Schwiegermutter hütet Helga Ebenhan gut. "Das bleibt Familiengeheimnis." Den Kuchen dagegen genießen, das dürfen heute und vielleicht noch am Sonntag alle Besucher des Erntedankfestes solange, bis auf dem Friedrichsplatz das letzte Stück verkauft sein wird.

Nach und nach füllte sich am Freitag um die Mittagszeit bei den Ebenhans ein Regal mit herzhaftem Blechkuchen. Eine Menge Arbeit lag noch vor der Speckkuchen-Mannschaft. Doch niemand stöhnte. "Wir haben gerade beschlossen, dass Speckkuchenbacken Spaß macht", lacht Christa Göldner, und so stand - wenn es auch niemand der Anwesenden erwähnte - am Freitag schon fest: Beim nächsten Erntedank werden die Speckkuchen-Spezialisten nicht fehlen.