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Wörlitzer Park Wörlitzer Park: Auf noch lichten Pfaden ins Elysium

Von UTE OTTO 27.04.2010, 17:12

WÖRLITZ/MZ. - Von düsterem Gebüsch, das den Wanderer umfängt, ist in August Rodes 1788 geschriebener Wegbeschreibung durch das Labyrinth in Neumarks Garten immer wieder die Rede. Das ist erstaunlich. Denn erst knapp vier Jahre zuvor hatte Fürst Franz das Areal im Wörlitzer Park nahe dem Eisenhart angelegt.

Am Dienstag führte Ludwig Trauzettel, Abteilungsleiter Gärten der Kulturstiftung Dessau Wörlitz, dort über sonnenbeschienene Pfade, und das nicht nur, weil das zarte Grün der Bäume noch kein Schattendach bildet. Das Labyrinth sowie auch der in unmittelbarer Nähe liegende Eisberg sind rekonstruiert worden. Das bedeutete zunächst, das Dickicht zu lichten. Viel war zugewuchert, berichtete Trauzettel, "einige Wege waren nicht mehr da, so dass die Intention des Fürsten, eine Allegorie des menschlichen Lebens zu schaffen, gar nicht mehr zu erkennen war".

An der etwa 262 000 Euro teuren Baumaßnahme beteiligt waren neben Landschaftsplanern aus Dessau und Leipzig ABM-Kräfte der Jugendbauhütte Quedlinburg. Glückssache war die Suche nach alten Spuren. Tatsächlich wurden bei den Grabungen Reste von Wegen frei gelegt und so wieder hergestellt, wie sie in historischen Plänen verzeichnet waren. Auch eine verschüttete Trockenmauer aus Raseneisenstein sowie ein altes Wegeentwässerungssystem wurden gefunden und restauriert.

"Wenn man eine gärtnerische Sanierung vorgenommen hat, ist vieles lange noch nicht fertig", sagte Stiftungsdirektor Thomas Weiss. Dank der detaillierten und sehr poetischen Beschreibung des Hofrates Rode (1751 bis 1837) fällt es jedoch leicht, sich vorzustellen, wie die Natur - behutsam gelenkt von den Gärtnern der Stiftung - dem Areal schon in wenigen Jahren wieder ein undurchschaubares Antlitz verliehen haben wird. So dass, wenn man die ersten Schritte gesetzt hat, noch nicht abzusehen ist, was folgen wird.

Am sichtbarsten ist die Erneuerung im Zentrum des Areals, das gleichzeitig die Jugend versinnbildlicht, "wo man zu Lehren kommt", wie Trauzettel sagte. Die Flügelwände aus Raseneisenstein wurden wieder hergestellt und auch die Sandsteinnischen rekonstruiert. In einer befindet sich die Büste des Schweizer Philosophen Johann Caspar Lavater (1741 bis 1801), in der zweiten die Büste des deutschen Dichters und Moralphilosophen Christian Fürchtegott Gellert (1715 bis 1769) - beide waren Vorbilder des Fürsten. Die dritte, leere Nische steht für alle namenlosen Lehrer, die einen jungen Menschen prägen.

Weiter durch imaginäres "düsteres Gebüsch" windet sich der Weg und führt durch einen Brückenbogen mit einer Tafel "Wähle Wanderer Deinen Weg mit Bedacht" hindurch - vorbei an einer Öffnung in der Mauer, von wo aus einst in Richtung Vockerode der Drehberg, ursprünglich gedacht als Grabstätte des Fürsten, zu sehen war. Diese Sichtachse ist jedoch noch nicht wieder hergestellt.

Der Gang durchs Labyrinth ist ein wahrhaft philosophischer Spaziergang. Dass sich viele Besucher dessen nicht bewusst sind, weiß man auch in der Kulturstiftung. "Wir müssen uns etwas überlegen, wie wir dem interessierten Besucher, der keine Führung bucht und keine Broschüre zur Hand hat, am Wege diese Information vermitteln können", sagt Weiß.