Wirtschaft Wirtschaft: Region Anhalt kann Vorreiter werden

Dessau/MZ - Von einem Großkreis Anhalt, für den Dessau-Roßlau seine Kreisfreiheit aufgeben sollte, davon will Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras nichts hören. Auch wenn die Landräte von Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld eine solche spitze Bemerkung in seine Richtung äußern, wenn sie auf Anhalt 2015 blicken. Nein, dieser Punkt sei kein Thema, wehrt Kuras die Andeutungen von Jürgen Dannenberg und Uwe Schulze ab.
Um die Frage nach den Chancen der dezentralen Energiewende beantworten zu können, haben sich die Landkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld sowie die Stadt Dessau-Roßlau zusammengeschlossen. Sie sind mit weiteren Partnern Träger der Energieavantgarde Anhalt. Sie wollen unter anderem die regionale Wertschöpfung steigern und die sozio-kulturelle Identität der Region als Energieavantgarde stärken.
Gleichwohl haben alle drei ein Zusammengehen im Blick. Unter dem Dach „Energie-Avantgarde Anhalt“ soll die gesamte Region zu einer Modellregion entwickelt werden, erklären sie in einem Pressegespräch zur Kooperation. Es soll dies eine Region sein, die die Energiewende meistert, wie Kuras es umschreibt, „wo es sich lohnt zu leben und der Anspruch besteht hierzubleiben“ (Dannenberg), und - so formuliert Schulze das Ziel - wo die benötigte Energie zu bezahlbaren Preisen regional erzeugt werde.
Gemeinsam wirken
Dafür wirken die Landkreise und die kreisfreie Stadt gemeinsam mit dem Umweltbundesamt, der Ferropolis GmbH, der Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, der Regionalen Planungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg, der Tourismus-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg sowie der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld-Dessau-Wittenberg und anderen unter der Federführung des Bauhauses Dessau in dem Projekt Energie-Avantgarde Anhalt schon seit Ende 2012 zusammen. Einer Zustandsanalyse sollen konkrete Vernetzungen für tragbare Konzepte folgen, um zu klären, wie der Energiebedarf der Zukunft nachhaltig gedeckt werden kann.
Strukturell ist dafür die Gründung eines Vereins geplant. Die Energie-Avantgarde will sich dafür in den Kreistagen und im Stadtrat, in den Fraktionen und Ausschüssen vorstellen. Gestern wurde der Auftakt bei der Regionalversammlung der Planungsregion Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg gemacht.
Verschiedene Ansätze
Inhaltlich gibt es verschiedene Ansätze und Aufträge. Einen Schwerpunkt der künftigen Arbeit sieht Jürgen Dannenberg zum Beispiel in der Speicherkapazität. Hier fordert er, dass Bildungseinrichtungen stärker dazu forschen sollten. Auch Kuras macht bei diesem Thema dringenden Handlungsbedarf aus und verweist auf die Dessauer Stadtwerke. Es werde in dem bevorstehenden Prozess keine in Stein gemeißelte Weisheiten geben, ist er überzeugt. Aber im Verbund fänden sich Synergien. „Es laufen ja schon wichtige Dinge“, die auf regionale Stromsysteme und dezentrale Energieerzeugungseinheiten orientieren.
Dass eine Vernetzung und eine Abstimmung in der Region möglich ist, davon zeigt sich auch Uwe Schulze überzeugt. Anfängliche Skepsis einräumend, bewertet er das Projekt als so weit gereift, dass er sagen könne: „Wir stehen dahinter.“ Gleichwohl stehe das Vorreitermodell erst am Anfang, allerdings an einem guten.
Mitstreiter ansprechen
Es müssten nun die Bürger, die Kommunen, die Energieerzeuger, die Netzbetreiber und die Betreiber alternativer Energiequellen zusammengeführt werden. Schulze sieht sich da durchaus als Befürworter, will selbst Mitstreiter ansprechen.
Den Namen Anhalt für die Region, in der sich die Energie-Avantgarde als Vorreiter für Deutschland und Europa entwickeln will, wollen die beiden Landräte und der Oberbürgermeister übrigens behalten. Anhalt in seiner historischen Struktur gebe es nicht mehr, aber an die Geschichte der Wirtschaftsregion Anhalt könne man durchaus gemeinsam anknüpfen. (mz)