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Wilddieberei und Förstermorde

Von Heidi Jürgens 12.10.2004, 16:03

Gröbzig/MZ. - Hobusch, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg zum Lehrer ausbilden ließ, hatte schon sehr früh eine enge Beziehung zur Natur und zur Geschichte. Jahrelang hat er das Natur- und Heimatmuseum in Burg geleitet und gestaltet, später dann das Müritzmuseum in Waren an der Müritz. Er war Naturschutzbeauftragter und hatte gleichzeitig eine enge Beziehung zur Jagd. Von Waren an der Müritz führte ihn sein Weg 1963 nach Berlin, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rat für Museumswesen tätig war und sich speziell mit dem Thema Jagd beschäftigte. Seit 1980 lebt er freischaffend als Sachbuchautor auf diesem Gebiet, seine Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sie befassen sich mit Naturschutz, mit jagdlichen Themen und es sind Reise- und Wanderführer entstanden.

In Gröbzig stellte er verschiedene Bücher vor. Zum einen "Das große Halali" - die "erste zusammenfassende Darstellung zur Kulturgeschichte der Jagd und der frei lebenden Tierwelt von der Steinzeit bis in die heutigen Tage", wie er der MZ gegenüber in einem Gespräch erklärte. Dann präsentierte er Jagdchroniken und schließlich als weiteren Schwerpunkt das Thema "Wilddieberei und Förstermorde".

Dazu hat er authentische Kriminalfälle heran gezogen, die Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu Beginn der 30er Jahre vom Kriminalkommissar Otto Busdorf bearbeitet worden waren, der in Berlin einer der berühmtesten Kommissare war. Busdorf hat über seine Arbeit zwischen 1895 und dem Ende 20er Jahre Bücher veröffentlicht, Erich Hobusch hat sie nun vor einigen Jahren neu herausgegeben. Und zudem ein eigenes Werk über den Kommissar geschrieben unter dem Titel "Sein letzter Fall".

"Wilddieberei und Förstermorde hat es seit eh und je gegeben", sagt Hobusch. Und oft sei es so ausgegangen, dass man den Wilderern nicht viel habe nachweisen können. War es vor Zeiten noch so, dass Wilddiebe es sowohl auf das Wild an sich, als auch auf die Trophäen - also das Geweih - abgesehen hatten, so stelle man heute fest, dass Wilderer hauptsächlich der Trophäen wegen Tiere erlegen.

Karl-Heinz Ecke, Kreisjägermeister und Chef der Gröbziger Jagdgenossenschaft, der die Lesung organisiert hatte, weiß, dass auch jetzt noch gewildert wird. "Vor drei Wochen", sagt er, "gab es erst wieder einen Fall nahe Sangerhausen, wo ein Hirsch ohne Kopf gefunden wurde. Insbesondere dort, wo Kreisgrenzen aneinander stoßen, sei immer wieder Wilderei festzustellen. "Denn dort kann man schlecht hinterher kommen, wer nun geschossen hat." Insofern sind also die Geschichten, von denen in Hobuschs Werken die Rede ist, zwar lange her, aber dennoch auch heute noch aktuell.

Die Gröbziger Jäger haben übrigens die insgesamt elf Werke des Autors gekauft und der Gröbziger Stadtbibliothek zur Verfügung gestellt. Damit möglichst viele Gröbziger, die Interesse haben, auch selbst etwas von Erich Hobusch lesen können.