Weltfrauentag Weltfrauentag : Dessauer Kegelfrauen verbinden 47 Jahre Freundschaft

Dessau - Eine ruhige Kugel schieben? Das kommt Monika Müller, Lieschen Braun, Christina Muth, Marlies Datschewski, Margarethe Röhrich, Ilse Schieche, Gisela Hartmann, Christel Döbler, Christel Lier und Heidrun Grams nicht in den Sinn. Im Gegenteil: „Alle Neune“ ist ihr Motto und das schon seit fast fünf Jahrzehnten.
Die Mehrzahl der Frauen war einst in der Kinderkrippe beschäftigt - als Erzieherin, Köchin oder Reinigungskraft in der Einrichtung Akazienwäldchen. Und weil zu DDR-Zeiten „Massensport angesagt war, gingen wir kegeln“, erinnert sich Christel Lier an die Anfänge 1969 - also vor genau 47 Jahren. Günstig war für die Frauen, dass in unmittelbarer Nähe ihrer Einrichtung gerade das Haus des Handwerks (HdH) fertiggestellt worden war. Denn das verfügte auch über eine Kegelbahn. Jede Woche trafen sich die Frauen dort. 20 bis 30 waren es in Hoch-Zeiten, denn jede brachte noch eine Freundin oder Bekannte mit.
Freundschaft hält bis heute
„Irgendwann aber ließ die Euphorie denn doch nach“, erinnert sich Heidrun Grams, mit 66 Jahren die Jüngste und auch die „Chefin“ in der Gruppe. Irgendwann waren nur noch zehn Frauen übrig - aber deren Freundschaft, die hält bis heute.
Ein großes Fotoalbum hat Heidrun Grams vor sich liegen, als die MZ die Freizeit-Kegelfrauen der „Stoobwolke“ in ihrem Domizil besucht. Jeden dritten Mittwoch im Monat treffen sich die Frauen (zwischen 66 und 77 Jahre alt) an der Kegelbahn. „Das sind zwei Stunden Freude und Geselligkeit“, sagt Christina Muth. Nur beim Kegeln kann manch eine von ihnen nicht mehr so mithalten. Dies oder jenes Knie macht da Probleme.
Dennoch, so es möglich ist, kommen die Frauen her. „Aber die Horde zusammenzuhalten, ist verdammt schwer“, weiß Lieschen Braun. Sie war über viele Jahre die beste Keglerin der Zehn und anfangs die Leiterin der Gruppe. Bis 1982, denn damals wechselten die Frauen die Kegelbahn und wurden Mitglied im Eisenbahnersportverein Stahlbau. Und von da an hatte Heidrun Grams die Leitung übernommen. Die Eisenbahner hatten im Querweg ein neues Domizil mit Kegelbahn gebaut. „Da haben wir Aufbaustunden geleistet“, sagt Monika Müller. Fenster und Pfeiler in der Gaststätte „Stoobwolke“ wurden geputzt oder auch Gardinen gewaschen. Ebenfalls bei den ESV-Sportfesten waren die Kegeldamen immer mittendrin. „Wir haben Kuchen gebacken“, lacht Christel Lier. Denn: „Da war manchmal so viel über, das haben wir dann gegenüber ins Kinderheim gebracht.“
Viel in der Freizeit unternommen
Unternehmungslustig waren die zehn Damen schon immer. Nicht nur die Kegel warfen sie regelmäßig um. Auch Ausflüge wurden (mal mit, mal ohne Männer) unternommen. Nach Berlin etwa zu einer befreundeten Gruppe, nach Hamburg oder zum Roten See bei Bergwitz, wo Stahlbau Dessau drei Bungalows stehen hatte. Aber auch ins Theater gingen und gehen die Frauen bis heute - haben sich hinter der Bühne umgeschaut und sitzen einmal im Jahr gemeinsam im Zuschauerraum. Hinzu kommen zahlreiche Ausflüge mit dem Rad durchs Gartenreich oder die Oranienbaumer Heide. Und natürlich wird gemeinsam gefeiert: Fasching, Weihnachten oder Familienfeste - von Geburtstag bis Goldene Hochzeit.
„Wir sind in den Jahrzehnten gemeinsam durch Freud und Leid gegangen“, fasst Christina Muth zusammen, was die zehn Frauen bis heute eisern zusammenhält. Mitglied im Verein sind sie zwar nicht mehr, sondern mieten sich die Bahn. Aber trotzdem wollen sie auch in Zukunft zusammenhalten, getreu dem Lied von Florian Silbereisen, Jan Smit und Christoff (Klubbb 3): „Lasst uns Freunde bleiben, bis wir hundert sind. Lasst uns zusammenstehen auch in Sturm und Wind.“ (mz)
