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Wagner-Passage Wagner-Passage in Dessau: Großer Umbau soll neuen Schwung bringen

Von Annette Gens 08.07.2016, 10:24
Die Wagner-Passage hat schon bessere Zeiten gesehen und soll wieder bessere Zeiten sehen.
Die Wagner-Passage hat schon bessere Zeiten gesehen und soll wieder bessere Zeiten sehen. Lutz Sebastian

Dessau - „Hier tut sich einfach gar nichts“, bedauert Gertrud Fritsche am Mittwoch den Zustand der Wagner-Passage. Die heute 83-Jährige war 2010 zusammen mit ihrem pflegebedürftigen Mann in eine der darüber liegenden Wohnungen gezogen.

Der neue Wohnstandort wurde damals mit Bedacht gewählt. Fritsche wollte kurze Wege zum Einkaufen. Doch der Einzelhandel hat sich nach und nach aus der Passage zurückgezogen.

Bäcker, Fleischer, Gemüsehändler, Drogeriemarkt, das kleine Café, der türkische Imbiss, die Änderungsschneiderei - all das gibt es nicht mehr. Die Rentnerin hat kaum mehr Hoffnung, dass „sich hier bald irgendetwas ändert“.

Baustart in dieser Woche

Unbemerkt von Gertrud Fritsche sind seit Montag die ersten Bauarbeiter in der Dessauer Wagner-Passage am Werk. Denn die Einkaufsmeile in der Franzstraße wird Schritt für Schritt umgebaut.

Hinter verklebten Schaufenstern im ehemaligen türkischen Imbiss wurden Deckenverkleidung und darunter befindliche Rohre entfernt. In dem Geschäftsraum, der einmal ein Sonnenstudio beherbergte, wird ebenfalls abgerissen.

In rund zehn Wochen werden beide Geschäfte wieder nutzbar sein. „Dorthin ziehen das Optikergeschäft und die Apotheke. Beide befinden sich in der Passage“, sagt René Trost, Asset-Manager der im Frankfurt am Main ansässigen Lohnbach Investment Partners GmbH.

Alten Passagen eine Zukunft geben

Das Unternehmen ist Dienstleister und unter anderem spezialisiert darauf, Industriebrachen oder alte, leergezogene Passagen wie die Dessauer eine ist, wieder eine Zukunft zu geben.

Bis März, so erklärt Trost, werden in die Revitalisierung des Nahversorgers Wagner-Passage mehr als vier Millionen Euro investiert. Die meisten Aufträge dafür sind ausgelöst. Im Inneren richtig los geht der Bau, wenn Optiker und Apotheke ihr neues Domizil bezogen haben.

Der südliche Bereich der Passage wird dann für die Filialisten Rewe und Dm-Markt hergerichtet. Allein 1.600 Quadratmeter beansprucht Rewe, erklärt Trost, um sein Vollsortiment anbieten zu können.

Kompletter Umbau des Hauses

Lange schon beschäftigt sich Lohnbach Investment mit der Weiterentwicklung der Wagner-Passage, die seit der Insolvenz von Schlecker nicht mehr funktioniert. Seitdem gaben immer mehr Einzelhändler auf. Neue Mieter fehlten. „Wir sehen deshalb die Zukunft der Wagner-Passage im kompletten Umbau des Hauses und der neuen Ansiedlung eines Drogeriemarktes und eines Lebensmitteldiscounters.“

Drei Jahre war Lohnbach mit der Stadt im Gespräch, das dann in einem städtebaulichen Vertrag mündete. Im Stadtrat war damals ein Kompromiss geschlossen worden. Die Passage darf nicht mehr als 3.000 Quadratmeter Handelsfläche ausweisen.

Es folgten Planungen und Gespräche mit den verbliebenen Mietern vor Ort. Ein Gutachten war erforderlich, das darstellt, wie sich die Weiterentwicklung der Passage auf den Handel rund um das Quartier am Leipziger Tor auswirken wird. „Das alles nimmt Zeit in Anspruch“, erklärt Trost. Seit drei Monaten liegt den Investoren die Baugenehmigung vor. Jetzt kann es endlich losgehen.

Nur noch zwei Eingänge

Mit dem Umbau wird die kleine Einkaufsmeile nur noch über zwei Eingänge verfügen. Bis jetzt sind es drei. Das ist notwendig, um Platz für die Filialisten zu schaffen, erklärt Trost, dass die Passage nach modernen Gesichtspunkten saniert wird.

Zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss werde eine Decke eingezogen. Die Böden, die Elektrik und Belüftungsanlagen werden grundhaft erneuert. Das Beleuchtungskonzept wird geändert.

Die ehemalige Zentralbank muss weichen

Ändern wird sich auch ziemlich alles auf dem Parkplatz. Das Außengelände bietet mehr als 200 Stellflächen. An der Zahl der Stellplätze wird sich zwar nichts ändern, sie werden aber kundenfreundlicher angeordnet und großzügiger.

Lohnbach konnte vor zwei Jahren aus einer Zwangsversteigerung heraus die alte ehemalige Zentralbank erwerben. Das Gebäude wird abgerissen. Das damit beauftragte Unternehmen - die Dessauer Abbruch- und Recycling GmbH - hat im Hof der alten Bank schon erste Container für anfallenden Bauschutt abgestellt.

Trost rechnet, dass der Abriss in der kommenden Woche beginnt. Die Fläche wird gebraucht, um das Parkplatzkonzept umzusetzen. Auf dem neuen großzügigeren Parkplatz werden wieder Bäume gepflanzt, versichert Trost und weiß, dass die Fällung der alten Bäume viel Unmut eingebracht hat. Sowohl die Fällung der alten Bäume als auch die Pflanzung neuer Bäume sind Bestandteil der Baugenehmigung.

Aldi bleibt geöffnet

Bis März 2017 soll die Wagner-Passage komplett umgebaut sein. Während der gesamten Bauphase wird der Aldi-Mark geöffnet bleiben. Auch die Geschäfte, Praxen und das Fitness-Studio im ersten Obergeschoss bleiben erreichbar, versichert Trost. Nur die Techniker-Krankenkasse schloss „vorübergehend“ ihr Büro. (mz)

Für den Umbau des Parkplatzes wird die alte Zentralbank abgerissen.
Für den Umbau des Parkplatzes wird die alte Zentralbank abgerissen.
Lutz Sebastian
Nicht nur die Einkaufsmeile wird umgebaut, sondern auch der Parkplatz.
Nicht nur die Einkaufsmeile wird umgebaut, sondern auch der Parkplatz.
Lutz Sebastian
Manager René Trost zeigt den Bauplan.
Manager René Trost zeigt den Bauplan.
Lutz Sebastian