1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Von Roßlau bis zum Meer: Von Roßlau bis zum Meer: 150-jährige Geschichte der Schiffswerft wird im MDR erzählt

LIVE:

Von Roßlau bis zum Meer Von Roßlau bis zum Meer: 150-jährige Geschichte der Schiffswerft wird im MDR erzählt

Von Heidi Thiemann 08.10.2018, 10:10
Hans Friedrich und Dieter Herrmann (v.l.) waren Ingenieure auf der Roßlauer Schiffswerft - ihr gesamtes Arbeitsleben haben sie auf der Roßlauer Werft verbracht. (v.l.) Ihre Erlebnisse hat nun ein Fernsehteam interessiert.
Hans Friedrich und Dieter Herrmann (v.l.) waren Ingenieure auf der Roßlauer Schiffswerft - ihr gesamtes Arbeitsleben haben sie auf der Roßlauer Werft verbracht. (v.l.) Ihre Erlebnisse hat nun ein Fernsehteam interessiert. MDR/Hoferichter&Jacobs/Lutz Hofm

Roßlau - Den Schleppdampfer Woltmann in Hamburg haben sie gemeinsam besucht, Runden durch die Schiffswerft und das Schiffer- und Schiffbaumuseum in Roßlau gedreht, vor allem aber viele Geschichten erzählt. Jetzt sind Dieter Herrmann und Hans Friedrich vom Roßlauer Schifferverein 1848 auf das Ergebnis gespannt.

Am Dienstag, 9. Oktober, 20.45 Uhr, fiebern die Roßlauer der Ausstrahlung der Folge „Der weite Weg zum Meer - Schiffbau in Roßlau“ in der Reihe „Der Osten - entdecke wo du lebst“ im MDR-Fernsehen entgegen.

Schiffbauer und Montagearbeiter, Liebhaber der Roßlauer Dampfschiffe, Ingenieure und Unternehmer, der Enkel eines Zwangsarbeiters - sie alle erzählen aus ihrem Leben und sind die Dokumentaristen der bewegten Geschichte ihrer Roßlauer Schiffswerft, heißt es in der Ankündigung des Senders zur Reportage von Lutz Hofmann.

Roßlau hat eine bewegte 150-jährige maritime Geschichte

Zwar liegt Roßlau fast 300 Kilometer vom Meer entfernt, trotzdem, stellen die Filmemacher fest, hat die Stadt in Sachsen-Anhalt eine bewegte 150-jährige maritime Geschichte. 3.500 Schiffe liefen in Roßlau vom Stapel, knapp 1.000 davon allein während der DDR-Zeit.

Angefangen hatte die Werftgeschichte, als 1866 aus der Dampfmaschinenfabrik der Gebrüder Sachsenberg die Schiffswerft Roßlau wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts zählte die Roßlauer Werft zu den größten Binnenwerften Europas. Zu DDR-Zeiten schließlich war sie eine der wichtigsten Binnenwerften des Kombinates Schiffbau.

Und nach der Wende? Konnte eine endgültige Liquidation durch die Treuhand buchstäblich in letzter Minute abgewendet werden.

Dreiköpfige Fernsehcrew aus Leipzig war vom 10. bis 15. September in Roßlau

Die Geschichte in all ihren Facetten, Höhen und Tiefen zu erfassen, war die dreiköpfige Fernsehcrew aus Leipzig vom 10. bis 15. September in Roßlau. „Sie hatte sich an die Werft gewandt. Doch wenn es um etwas Historisches geht, dann kommt die Werft auf den Schifferverein zu. Viele von uns haben ja ein Leben lang hier gearbeitet. Wir kennen uns aus“, freut sich Herrmann, dessen eigene Geschichte seit den 1950er Jahren eng mit der Schiffswerft verbunden ist.

Zudem war er langjähriger Vorsitzender des Roßlauer Schiffervereins 1848 und ist Initiator, Wegbereiter und Direktor des Roßlauer Schifffahrts- und Schiffbaumuseums. Dass der Mann vom Jahrgang 1936 viel erzählen kann, liegt auf der Hand, wie auch Hans Friedrich (Jahrgang 1940). Beide Ingenieure haben von den 150 Firmenjahren gut sechs Jahrzehnte miterlebt.

Die Filmcrew war nicht nur an der reinen Fakten interessiert, „die wollten wissen, welche Action wir erlebt haben“, erzählt Herrmann begeistert. Erinnert sich etwa, als das „verrückte Huhn“, die Sängerin Nina Hagen, in den 70er Jahren in der Schiffbauhalle auf einer extra gebauten Bühne stand.

Schleppdampfer Woltmann wurde 1904 in Roßlau gebaut und fährt heute noch in Hamburg

„Das war toll, da war was los“, schwelgt Herrmann in Erinnerung. Eine CD mit den Aufnahmen von damals hat er dem Filmteam mitgegeben. Ob das in der gut 30 Minuten langen Dokumentation am Dienstagabend eine Rolle spielt?

Erzählt hat er auch, dass er zur 20-köpfigen Überführungscrew gehörte, die durch den Westen die Schiffe bis nach Hamburg bringen durfte und nicht selten zwischen die politischen Fronten geriet. Aber auch Geschichten aus der jüngeren Vergangenheit konnten er und Hans Friedrich beisteuern. Denn ein Holländer war im letzten Vierteljahr in Roßlau auf den Spuren seines Großvaters unterwegs, weil der hier Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg war. „Das Filmteam hatte ihn in Holland gefunden“, ist Herrmann auch darauf stolz.

Wie auch auf den Ausflug nach Hamburg. Denn dort, gaben er und Hans Friedrich zuvor dem Filmteam einen Tipp, fährt der Schleppdampfer Woltmann noch heute. „1904 wurde er in Roßlau gebaut. Der war schon außer Dienst gestellt, doch ein Verein hat ihn wieder flott gemacht.“ Keine Frage, dass diese Geschichte in der Fernsehreportage wohl auf keinen Fall fehlen darf. (mz)

Der Osten - Entdecke wo du lebst: Der weite Weg zum Meer - Schiffbau in Roßlau; Dienstag, 9. Oktober, 20.45 Uhr, MDR