Verein pachtet und saniert Turnhalle
Dessau/MZ. - Doch nicht jeder Verein findet sich damit ab. Ein Beispiel dafür ist die "Schule der Asiatischen Kampfkünste Dessau", bisher bekannt unter dem Namen "Kleine Schule des Shaolin". Dieser 62 Mitglieder zählende Verein übernahm nach langem Ringen per Pachtvertrag über 20 Jahre die ehemalige Sporthalle des geschlossenen Europa-Gymnasiums in Nord.
Seit Juni 2004 verbrachten die Mitglieder, allen voran der Vorsitzende Michael Lang und Kassenwart Knut Kießling, fast jede freie Minute in der Halle, um diese wieder für den Sport nutzbar zu machen. Das Resultat nötigt Respekt ab. Ohne städtische Unterstützung, von der Zusammenarbeit mit dem Amt für Immobilien- und Gebäudemanagement abgesehen, sanierten die Kampfsportler das Objekt allein. Der Sanitärbereich wurde von Grund auf erneuert und modernisiert, das Parkett abgeschliffen und neu versiegelt.
"Als wir hier anfingen, war die Halle demoliert. Die Beleuchtung kaputt, Türen eingetreten und die Verglasung zerschlagen", erinnert sich Lang noch gut an den Beginn. Seitdem investierte der vor fünf Jahren gegründete Verein nicht nur rund 2 500 Arbeitsstunden seiner Mitglieder in das Projekt, dem in Dessau durchaus Pilotcharakter zukommt, sondern auch über 20 000 Euro. Ohne öffentliche Fördergelder dafür erhalten zu haben. "Das meiste kam von Sponsoren", betont Kießling.
Natürlich sind sich Lang und Kießling bewusst, welches Risiko ihr Verein mit der Übernahme der Halle auf sich genommen hat. "Viele haben uns schon von vornherein klar gemacht, dass sie uns das nicht zutrauen", meint Lang und zuckt mit den Schultern. Den Beweis, dass sie es doch können, kann sich jeder Skeptiker am Sonnabend ansehen, wenn die Halle um 10 Uhr offiziell mit dem traditionellen "Löwentanz" der Kung Fu-Kämpfer eröffnet wird.
Natürlich haben sich Lang und Kießling vorher schlau gemacht, was der Unterhalt einer solchen Sporthalle kosten wird. "Wir konnten uns die entsprechenden Unterlagen des Europa-Gymnasiums ansehen und haben dann kalkuliert. Denn selbstverständlich müssen wir die Kosten im Blick behalten", sagt Lang. Doch vorerst gilt ihre ganze Aufmerksamkeit der Eröffnungsfeier am Sonnabend. Zu dieser haben sich die Dessauer Gäste eingeladen, ihre Kung Fu-Familie aus Neu-Ulm und ihren Lehrer Shi Fu Alexander Czech.
Ob Großmeister Huang Chien Liang, zu dessen Ehren in der Halle auch ein Altar eingerichtet wurde, aus den USA anreisen wird, wissen die Dessauer nicht. "Da lassen wir uns überraschen", sagt Kießling.
Überrascht sein werden, da sind sich der Kassenwart und sein Vorsitzender einig, am Sonnabend einige, wenn die Halle erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. "Wir sind einfach stolz drauf", so Kießling.