Verbraucherzentrale Verbraucherzentrale: Ein Jahr am neuen Standort
dessau/MZ. - Es riecht neu in der Alten Bäckerei in der Johannisstraße 17. Seit rund einem Jahr ist in die einstige Ruine wieder neues Leben eingezogen. Auch durch die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, die dort nun ihr Domizil hat.
"Es ist ein sehr viel schöneres Arbeitsklima hier als in den alten Räumen in der Hobuschgasse", lobt Dörte Kohrs, Beratungsstellenverantwortliche, die neuen Bedingungen. Alles sei hell und freundlich, jeder habe seinen abgegrenzten Arbeitsplatz.
"In der alten Stelle saßen wir zu dritt in einem Raum, das war nicht nur für uns schwierig, sondern auch für die Verbraucher nicht angenehm." Denn bestimmte Themen wie etwa Partnervermittlungsverträge oder Beratungen zu Kredit- und Geldanlagen erforderten Diskretion. Und die sei jetzt optimal gegeben.
Auf zwei Etagen sind die Beratungsräume der Verbraucherzentrale verteilt. "Alle, die hier waren, äußerten sich begeistert, auch von dem schönen alten Haus", freut sich Dörte Kohrs über den positiven Zuspruch. Zwanzig Jahre war die Verbraucherzentrale in der Hobuschgasse zu Hause. Das hat sich bei den Dessauern eingeprägt. "Es kommt immer noch vor, dass Verbraucher dorthin gehen", weiß Köhrs, dass die neue Adresse noch nicht bei allen bekannt ist. "Aber wir weisen immer wieder und überall darauf hin."
Dennoch hatten die Berater im vergangenen Jahr nicht weniger zu tun. "Die Beratungsthemen waren wieder sehr breitgefächert", blickt Dörte Kohrs zurück. Sie selbst ist Beraterin für Finanzdienstleistungen und Versicherungen.
"Ein großes Thema war im vorigen Jahr die Riester-Rente, die war ja in den Medien heftig in die Kritik geraten. Da kamen viele, die ihre Verträge bewerten lassen wollten." Kohrs bestätigte die Kritik, denn es seien in der Tat viele Riesterprodukte nicht günstig für den Verbraucher.
Beim Thema Geldanlage schlug sich vor dem Hintergrund der Insolvenz von Pauly Biskuit auch in der Verbraucherzentrale ein trauriges Kapitel auf. "Viele Anleger fragten uns zu ihren Anleihen, wir konnten ihnen nur raten, ihre Ansprüche geltend zu machen. Aber die Gerichtsverfahren laufen ja noch."
Viel Ärger bescherten Verbrauchern wie Beratern Telekommunikationsverträge, sowohl Festnetz, Handy oder Internet betreffend. Hier waren es vor allem jüngere Verbraucher, im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, die Ärger hatten.
Bürger im Seniorenalter waren im vorigen Jahr mehrfach Opfer von Haustürgeschäftemachern. "Zeitungsabos sind wieder im Kommen", weiß Dörte Kohrs, "da wurden die Leute sogar auf der Straße überredet." Aber auch Vertreter von so genannten Billig-Stromlieferanten versuchten vermehrt an Haustüren Verträge abzuschließen. Außerdem seien die so genannten "Pillen-Abos" ein heißes Thema geworden.
Ältere Verbraucher würden am Telefon mit Probepackungen gelockt, Nahrungsergänzungsmittel auszuprobieren und verpflichteten sich damit zu einem Jahresabo, das sie rund 100 Euro kostet. "Hier kann man die Senioren nur warnen, denn auch die Qualität dieser Mittel ist sehr fraglich."
Auch Gewinnspiele sind bei den Senioren immer noch ein Thema. Welche Altersgruppe Rat in der Verbraucherzentrale sucht, so Kohrs, "das ist sehr themenspezifisch." Handy, Internet, aber auch Versicherungsfragen, wie die nach der Berufsunfähigkeitsversicherung sind für die 20- bis 30-Jährigen von Interesse. Lebensversicherungen und Geldanlagen interessieren wiederum mehr die bis 60-Jährigen.