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Unikat aus Dessau Unikat aus Dessau: Unternehmer lässt Junkers F 13 wieder abheben

Von Lisa Garn 11.10.2016, 11:03
Der Jungfernflug in der Schweiz am 15. September.
Der Jungfernflug in der Schweiz am 15. September. Rimowa

Dessau/Köln - Dieser eine Tag im Leben des Dieter Morszeck bleibt ewig als ein fantastischer in Erinnerung. An einem sonnigen Nachmittag im September hob der Kölner zum ersten Mal mit seiner Junkers F 13 ab. Auf einem Flugplatz in der Schweiz, umringt von Gästen, sogar Bernd Junkers, der Enkel von Hugo Junkers, war dabei.

In diesem Moment sind all die Tiefen dieses einzigartigen Projekts vergessen, die Höhen umso präsenter. Der 63-Jährige hat eine Legende wiederbelebt: Sieben Jahre lang hatte er die F 13 flugfähig nachbauen lassen, die einst in den Dessauer Junkers-Werken entwickelt worden war.

Flugzeug mit Pionierrolle

Die Maschine hob 1919 das erste Mal ab und war bahnbrechend für die Geschichte der Verkehrsluftfahrt. Das erste Ganzmetallflugzeug der Welt spielte eine Pionierrolle bei der Entwicklung des kommerziellen Luftverkehrs.

97 Jahre später will Morszeck mit seinem neuen und trotzdem historischen Flugzeug nun Deutschland und umliegende Länder bereisen. Auch Dessau liegt auf der Route. Und perspektivisch könnte die F 13 auch einmal in Serie gehen.

„Es war einer der wichtigsten Tage in meinem Leben“, sagt Morszeck über seinen Jungfernflug. „Wenn man jahrelang bei einem Projekt mitgefiebert hat, dann war dieser erste Flug die einzigartige Krönung der langen Wartezeit.“ Eine große Leidenschaft sei das Fliegen schon seit seiner Kindheit. Seit über 30 Jahren ist er Privatpilot.

Dass er ausgerechnet die F 13 nachbauen ließ, hat vor allem mit seiner Familiengeschichte zu tun, die auch die Erfolgsgeschichte eines Betriebes ist. Morszeck ist Chef des Kölner Kofferherstellers Rimowa. Sein Vater hatte 1950 den ersten Tropenkoffer aus Duralumin gebaut - aus demselben Material also, aus dem auch die Junkers-Flugzeuge gefertigt waren. Das gewellte Luftfahrtaluminium ist bis heute das Markenzeichen von Rimowa.

So aufwendig war der Nachbau der F 13

Für den Nachbau der F 13 war vor allem die Recherche aufwendig. „Es gab kein Flugzeug, das wir wieder aufbauen konnten. Und - was vielleicht noch gravierender war: Es gab keinen einzigen Satz vollständiger Baupläne“, erklärt Morszeck. Vom Deutschen Museum bekam sein Team zwar einige Originalpläne, der Rest aber musste neu berechnet werden. „Im Pariser Luftfahrtmuseum konnten wir deren F 13 zerlegen und mit Laserscannern neu vermessen.“

Ein Büro in der Schweiz erstellte aus den Daten die Pläne. Gebaut hat die Maschine dann eine Gruppe von Spezialfirmen - in nur eineinhalb Jahren. Ein gutes weiteres Jahr brauchte es für Ausrüstung und Tests. „Annelise 2“ heißt Morszecks Flugzeugtraum, in Erinnerung an eines der ersten Junkers-Flugzeuge.

Nur fünf Exemplare weltweit

In den Jahren 1919 bis 1932 waren etwa 320 dieser Ganzmetall-Flugzeuge gebaut worden. Zur F 13 gehörte eine beheizbare geschlossene Kabine, in der Platz für vier Passagiere war. Pilot und Mechaniker saßen zunächst in einem offenen Cockpit. Heute gibt es weltweit nur noch fünf Exemplare, auch in Dessau steht eine Wiederaufgebaute. Flugfähig ist keines von ihnen.

Für seinen Nachbau hat Morszeck nachgebessert. Seine F 13 ist nicht mit einem Reihenmotor ausgestattet, sondern mit einem 450-PS-Sternmotor. „Wir haben uns auch deshalb dafür entschieden, weil es für dieses Triebwerk noch genügend Ersatzteile gibt.“ Aber es ist durchaus auch historisch korrekt: Damals waren einige Versionen des Flugzeugs ebenfalls mit einem Sternmotor ausgestattet. Außerdem hat der Nachbau ein Heckrad und ein gebremstes Fahrwerk. „Beides war auf den Flugplätzen vor fast hundert Jahren noch nicht nötig“, so Morszeck. Mit gemütlichen 130 Stundenkilometern ist die Maschine unterwegs.

Was das Flugzeug gekostet hat, will Morszeck nicht sagen. Ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag wird es allerdings schon gewesen sein.

Derzeit steht die F 13 auf einem Flugplatz in der Schweiz. Noch in diesem Jahr soll sie nach weiterer Erprobung behördlich zugelassen werden. Hauptsächlich will Morszeck damit Flugtage im Inland, aber auch im nahen europäischen Ausland besuchen. Er sieht das Projekt aber auch als Teil einer Erinnerungskultur. „Unsere F 13 ist eine Botschafterin für das Reisen. Sie erinnert uns an die Ursprünge der Verkehrsfliegerei, die ohne sie und ihren genialen Erfinder Hugo Junkers nicht möglich gewesen wäre.“ Pläne für eine Kleinserienfertigung bestehen ebenso, die über die Rimowa Flugzeugwerke AG im schweizerischen Dübendorf laufen soll.

Dessau steht auf der Liste

Die Dessauer jedenfalls haben die Entwicklungen um die neue alte F 13 mit Spannung verfolgt. „Wir wollen Herrn Morszeck kontaktieren und zum Flugplatzfest 2017 einladen“, erklärt Michael Otto, Vorsitzender des Fördervereins Technikmuseum. Dass mal eine F 13 auf dem Platz landet, das wäre schon eine schöne Vorstellung, sagt Otto. Sie könnte wahr werden. „Dessau als Sitz der Junkers Flugzeugwerke und des Bauhauses“ stehe mit auf der Liste der Orte, die Morszeck anfliegen will. (mz)

Hoch die Gläser: Die F 13 hebt zum ersten Flug ab.
Hoch die Gläser: Die F 13 hebt zum ersten Flug ab.
Rimowa
Dieter Morszeck (r.) mit dem Junkers-Enkel Bernd Junkers (l.).
Dieter Morszeck (r.) mit dem Junkers-Enkel Bernd Junkers (l.).
Rimowa