Ungewöhnlicher Anblick Ungewöhnlicher Anblick: Warum ist die Mulde bei Dessau derzeit so grün?

Dessau - Der Anblick ist ungewöhnlich: Seit wenigen Tagen ist die Mulde in Dessau nicht mehr blau, sondern grün. Doch was hat es damit auf sich? Nach Aussagen des verantwortlichen Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) ist der Bereich zwar noch nicht beprobt worden.
Die Behörde geht aber davon aus, dass es unter den derzeit herrschenden meteorologischen und hydrologischen Bedingungen zu einer sogenannten „Algenmassenentwicklung“ in dem flussaufwärts liegenden Muldestausee gekommen ist. Ein vergleichbares Algenwachstum gab es bereits in den Jahren 2016 und 2017.
„Diese Algen werden über den Auslauf aus dem Stausee ausgetragen und in der Mulde auch bis in den Raum Dessau verdriftet. Es ist daher anzunehmen, dass dies auch zum jetzigen Zeitpunkt die Ursache für die Verfärbung ist“, so Martina Große-Sudhues vom LHW. Also alles nur eine harmlose Verfärbung?
Für den Muldestausee gibt es bereits seit einigen Tagen eine Blaualgen-Warnung
Offenbar nicht, denn in den Vorjahren wurde im Muldestausee auch die Blaualge mit dem Namen Microcystis aeruginosa nachgewiesen. Dabei handelt es sich um eine häufige Art in nährstoffreichen Seen - und um eine toxische, also giftige Form. Bei Hautkontakt können Hautreizungen auftreten. Beim Verschlucken oder auch bei längerem Hautkontakt können Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Fieber oder Atembeschwerden auftreten.
Während der Gewässerkundliche Landesdienst des LHW gegenüber dieser Zeitung ankündigte, zeitnah Wasserproben in den betroffenen Bereichen zu entnehmen und die chemischen und biologischen Analysen in der nächsten beziehungsweise übernächsten Woche vorzulegen, gibt es für den Muldestausee bereits seit einigen Tagen eine Blaualgen-Warnung.
Nach Aussagen des Gesundheitsamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld habe man bei der Überprüfung der Wasseralgen Cyanobakterien festgestellt. Diese Bakterien bilden einen grünen oder grün-blauen Film auf der Wasseroberfläche, der meist durch den Wind an einem Uferbereich zusammengetrieben wird und dort Schlieren bildet.
Die Bakterienbelastung im Wasser kann übrigens noch andere Auswirkungen haben
Für den Stausee wurde vorsorglich ein Badeverzicht ausgesprochen. Da Kinder besonders gefährdet sind, sollten sie weder baden noch im Uferbereich spielen. „Bei auftretenden gesundheitlichen Beschwerden sollte umgehend ein Arzt aufgesucht und das Gesundheitsamt informiert werden“, heißt es. Und: Auch Tiere können schwer erkranken. Daher wird darauf hingewiesen, dass man Hunde vom Wasser fernhalten soll.
Die Bakterienbelastung kann übrigens noch andere Auswirkungen haben. Denn wenn die Einzeller massenhaft absterben, wird bei der Zersetzung viel Sauerstoff im Wasser verbraucht. Dadurch kann es zum Fischsterben kommen, da die Sauerstoffkonzentration im Wasser nicht mehr ausreichend ist. (mz)