1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Unfallschwerpunkt B184: Unfallschwerpunkt B184 am Ortseingang Roßlau: Idee für Elbebrücke erntet erst Lob - dann Kritik von der Stadt

Unfallschwerpunkt B184 Unfallschwerpunkt B184 am Ortseingang Roßlau: Idee für Elbebrücke erntet erst Lob - dann Kritik von der Stadt

Von Sylke Kaufhold 14.08.2019, 05:00
Die Ortseinfahrt Roßlau auf der Elbebrücke ist in einer langen S-Kurve erreichbar. Ein Unfallschwerpunkt.
Die Ortseinfahrt Roßlau auf der Elbebrücke ist in einer langen S-Kurve erreichbar. Ein Unfallschwerpunkt. Thomas Ruttke

Dessau - Mit allem hätte Bernd Warzecha gerechnet, aber mit einer solchen Antwort des Oberbürgermeisters nach sechswöchiger Wartezeit ganz sicher nicht. „Dieses Schreiben widerspricht völlig den Aussagen, die der OB und andere mir im Stadtrat gegeben haben. Alle wollten mit mir reden“, schüttelt der Dessauer ungläubig den Kopf. Und ist verärgert.

Warzecha hatte sich Gedanken gemacht und brachte konkrete Vorschläge in den Stadtrat mit

Was ist passiert? Bernd Warzecha hatte in der Bürgersprechstunde der Stadtratssitzung im Mai einen Umbau der B184 südlich der Elbebrücke gefordert, um die Gefahrensituation zu entschärfen. Wenige Tage zuvor waren dort drei Menschen bei einem Unfall ums Leben gekommen. Es waren nicht die ersten Opfer.

Warzecha hatte sich Gedanken gemacht und brachte konkrete Vorschläge mit, wie die gefährliche S-Kurve entschärft werden könnte. Sowohl Oberbürgermeister Peter Kuras als auch Stadtrat Ralf Schönemann, damals noch Vorsitzender des Bauausschusses, äußerten Interesse an seinen Entwürfen. „Wir sind in der Verwaltung zu ähnlichen Überlegungen gekommen und sehen ebenfalls Handlungsbedarf“, antwortete Kuras damals wörtlich.

„Wir werden Kontakt zur Landesstraßenbaubehörde aufnehmen und eine Lösung suchen“, kündigte er an. Seiner Meinung nach sei an der Brücke durch die Spureinengung eine ungünstige und schwierige Situation geschaffen worden. Kuras sah eine Geschwindigkeitsreduzierung weit vor der Brücke als eine mögliche wichtige Maßnahme an.

Belehrung über standardisierte Betriebsmerkmale für Bundesstraßen statt Abhilfe

Anders sechs Wochen später: Gesprochen hat mit Bernd Warzecha niemand. Stattdessen kam die schriftliche Antwort, in der er zunächst „belehrt wurde“, dass es standardisierte Betriebsmerkmale für Bundesstraßen, die Knotenpunkte, Kurvenradien, Längsneigungen betreffend, gibt. Im Brief heißt es weiter, dass die Elbebrücke im Zuge des vierspurigen Ausbaus der B184 zwischen Dessau und Roßlau nicht erneuert worden sei.

Der Ausbau endete in südlicher Richtung vor der Brücke, so dass im Anpassungsbereich eine sogenannte Verziehung vom vierstreifigen Querschnitt mit Mittelschutzstreifen auf den dreistreifigen Querschnitt erfolgen musste. „Um diesen Bereich zu entschärfen, wurde unter anderem vor der Brücke die Geschwindigkeit auf 50 km/h reduziert und eine zusätzliche Profilmarkierung in Form eines Rüttelstreifens aufgebracht“, heißt es im Brief.

„Das Hauptproblem ist die Schleudergefahr durch die S-Kurve, die begrenzt werden muss, nicht die Geschwindigkeitshöhe“, hält Warzecha dagegen. Dass es die Stadt in sechs Wochen nicht geschafft hat, mit der Landesstraßenbaubehörde Kontakt aufzunehmen, ist für den Dessauer „ein Unding“. Er will sich mit der Antwort nicht zufrieden geben.

OB Kuras äußert zweifel am Vorschlag von Bernd Warzecha

Und hat einen professionellen Verkehrsplaner eine Machbarkeitsstudie unter Berücksichtigung aller DIN-Normen erstellen lassen. „Meine Überlegungen wurden bestätigt“, sagt Warzecha. Demnach könnte die Fahrbahnführung mit der leichten Linkskurve am Ortsausgang Roßlau in Richtung Dessau begradigt und bis zur Abfahrt Elbzollhaus einspurig geführt werden. „Damit würde Raum geschaffen, um die S-Kurve auf der anderen Fahrbahnseite wegzunehmen“, erklärt der Dessauer seine Überlegungen. Den Aufwand schätzt er „moderat“ ein.

Kuras’ Meinung nach hätten die von Warzecha vorgeschlagenen Veränderungen Auswirkungen auf die vorhandenen Kurvenradien, auf den Dammbereich, der verbreitert werden müsste und auf vorhandene Privatgrundstücke, wie er im Antwortbrief schreibt. „Möglicherweise liefe es auf einen Ausbau/Neubau der Brücke hinaus“, schließt Kuras auch das nicht aus. Inwieweit die erforderlichen Ausbauparameter mit diesen Veränderungen noch eingehalten würden, habe sich in der Kürze der Zeit nicht ermitteln lassen. Hierfür fehlten die erforderlichen Daten.

Bernd Warzecha kündigt an, noch einmal vor den Stadtrat treten zu wollen

Der OB äußert Zweifel, ob sich mit der Umgestaltung das Fehlverhalten der Autofahrer verhindern ließe oder ob durch die gerade Linienführung Fahrzeugnutzer eher verleiten würde, mit hoher Geschwindigkeit über die Elbebrücke zu fahren. „Mir geht es nicht um die Raser, sondern um das Gefahrenpotenzial, das durch die Fahrbahnführung erzeugt wird“, so Bernd Warzecha. „Hier werden Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen.“

Der Dessauer kündigt an, noch einmal vor den Stadtrat treten zu wollen, um für sein Anliegen zu kämpfen. Die Stadt, so heißt es im Brief des OB, will den Vorschlag Warzechas zum Umbau der B184 an die Landesstraßenbaubehörde weiterleiten, da ein Ausbau in deren Zuständigkeit läge. (mz)

In den vergangenen sieben Jahren haben sich auf oder vor der Elbebrücke drei schwere Verkehrsunfälle ereignet, bei denen fünf Menschen starben.

Drei Tote forderte der Unfall, der Ende April 2019 passierte. Der Opel der Familie, die ihr Leben verlor, soll kurz vor der Brücke ein Fahrzeug rechts überholt haben, ehe er auf die linke Fahrspur wechselte, ins Schleudern geriet und im Gegenverkehr mit einem Kleintransporter zusammenstieß.

Am 27. August 2012 gegen 5.35 Uhr kollidierten zwei Autos. Vier am Unfall beteiligte Personen wurden schwer verletzt. Einer der Schwerverletzten starb am späten Nachmittag des Unfalltages im Krankenhaus. Laut Ermittlungen der Polizei war ein VW-Fahrer auf der B184 in Richtung Roßlau unterwegs. Kurz vor der Elbebrücke kam er nach links von seinem Fahrstreifen ab und kollidierte mit dem im Gegenverkehr befindlichen Peugeot.

Im Juli 2014 wurde eine Fußgängerin von einem Pkw erfasst und tödlich verletzt.

Weil in Höhe der Elbebrücke oft sehr hohe Geschwindigkeiten gefahren wurden, hatten Polizei und Straßenverkehrsbehörden 2012 zunächst ein Tempolimit festgelegt und größere Ortseingangsschilder aufgestellt. Zur Erhöhung der Aufmerksamkeit wurde das 70er Tempolimit auf weißen Trägerplatten kenntlich gemacht, die Schutzleitplanken im Kurvenbereich wurden rot-weiß markiert.

Bernd Warzecha zeigt seine Entwurfsskizzen.
Bernd Warzecha zeigt seine Entwurfsskizzen.
Thomas Ruttke