Umweltbundesamt in Dessau Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau: Erweiterungsbau feiert Richtfest ohne Dach

Dessau - Das Grau ist so trist, wie es grau Anfang November sein kann. Claus Anderhalten weiß das. „Was Sie sehen, ist ein Stück Autobahn“, erklärte der Berliner Architekt ein Detail. Vor ein paar Monaten noch sind Autos über diesen Beton gerast. Vielleicht sogar der Fiat Dino von Anderhalten, dessen Ankunft in Dessau Oldtimerfans faszinierte. Mindestens so wie der Beton, der geborgen und recycelt wurde - und nun dem Erweiterungsbau des Umweltbundesamtes in Dessau Halt gibt.
Das wichtigste Stück am Rohbau des erweiterten Umweltbundesamts in Dessau-Roßlau fehlt noch
„Das wichtigste Stück“, beruhigte Anderhalten, „fehlt noch.“ Es ist die Fassade, die Gebäudehülle, Witterungsschutz und Energieproduzent zugleich sein soll - und später einmal leicht bläulich schimmert. 2017 ist die Fertigstellung des „Kraftwerks“ geplant. Ende kommenden Jahres sollen die 106 neuen Büros auf vier Etagen für die Kollegen des Umweltbundesamtes bezugsfertig sein. Bislang arbeiten die noch im Fürst-Leopold-Carré.
Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das da für fast 14 Millionen Euro direkt neben dem großen Umweltbundesamt entsteht. „Die Latte lag hoch“, gab Architekt Anderhalten zu. 2012 hatte sich die Jury für seinen Entwurf entschieden. Angekündigt hatte sich das Projekt im Frühjahr mit einer violetten und zwei Kilometer langen Rohrleitung, die durch Nord zur Elbe gezogen wurde.
145 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde wurden abgepumpt, um das Fundament legen zu können für das Plus-Energie-Haus, für das nach der Grundsteinlegung im April am Montag Richtfest gefeiert wurde, obwohl die Dachbalken noch fehlten. „Wir sind ein wenig im Verzug“, bestätigte Klaus Teichert, Chef des Landesbetriebs Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt. „Wir versuchen, das aber noch aufzuholen.“
So innovativ ist der Erweiterungsbau des Umweltbundesamts.
Das Umweltbundesamt hat seit 2006 seinen Sitz in Dessau. Das mit viel Lob bedachte neue Hauptgebäude hat das Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton entworfen. Es war damals ein ökologischer Vorzeigebau, der nach vielen Anlaufproblemen den hohen Erwartungen auch energetisch gerecht wurde. Viele Auszeichnungen zeugen davon.
Der Erweiterungsbau muss nun noch höhere Anforderungen erfüllen. Das Ziel: Ein Plus-Energie-Haus, bei dem umweltverträgliche Baustoffe wie Recyclingbeton und Hanfdämmung genutzt werden und das mit Hilfe von Photovoltaikanlagen und Erdwärme seine benötigte Energie zu 100 Prozent selbst erzeugen soll.
„Mit dem Bau sind wir ein bis zwei Schritte voraus in Sachen Innovationen“, sagte Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. „Es ist ein Bau für die Zukunft, ein Vorbild und Aushängeschild für das Bauwesen im Land“, fand Klaus Klang. Der Staatssekretär in Sachsen-Anhalts Finanzministerium hob in Dessau vor allem eines hervor: Aufträge in Höhe von 4,9 Millionen Euro für den Erweiterungsbau sind in Sachsen-Anhalt geblieben. Den Rohbau zum Beispiel hat die Firma Partner Bau aus Quedlinburg errichtet. „Ich hoffe, dass sich der positive Trend bei den Vergaben fortsetzt.“
„Wir freuen uns über das Gebäude, weil wir mehr Platz brauchen“, sagte Maria Krautzberger, Präsidentin des Dessauer Umweltbundesamtes. Mit den 106 Büroarbeitsplätzen wolle man so intelligent wie möglich umgehen - und die Konferenzräume nutzen, um mehr und auch internationalere Konferenzen in Dessau abzuhalten. „Was jetzt noch fehlt, ist eine gute Bahnverbindungen in die Hauptstadt“, wiederholte Krautzberger eine altbekannte Klage. Der Beifall zeigte einmal mehr, wie dringend diese Bitte ist. Bis zur geplanten Eröffnung Ende 2017 hat die Bahn noch über ein Jahr Zeit, hier für Abhilfe zu sorgen. (mz)