1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Tüv für die Lüfte: Tüv für die Lüfte: Luftsport Service-Center Ost prüft Flugzeuge am Dessauer Flugplatz

Tüv für die Lüfte Tüv für die Lüfte: Luftsport Service-Center Ost prüft Flugzeuge am Dessauer Flugplatz

Von Heidi Thiemann 15.04.2018, 12:00
Geschäftsführer Christian Bernius (l.) und Techniker Jan Landes in der Werft des Luftsport-Service Centers Ost, die im Januar in Betrieb genommen wurde. Jetzt können auch im Winter Reparaturen durchgeführt werden.
Geschäftsführer Christian Bernius (l.) und Techniker Jan Landes in der Werft des Luftsport-Service Centers Ost, die im Januar in Betrieb genommen wurde. Jetzt können auch im Winter Reparaturen durchgeführt werden. Lutz Sebastian

Dessau - Ist das Fahrwerk in Ordnung? Wie ist es um die mechanischen Steuerungselemente bestellt? Funktioniert der Funk? - Jan Landes arbeitet Stück für Stück die Checkliste ab. „Das Segelflugzeug bekommt eine Wartung“, erklärt der Techniker, „die Lufttüchtigkeit wird abgenommen.“ Das ist Routine. Doch die Arbeit kann er seit Januar unterm Hallendach verrichten. Denn die Luftsport Service-Center Ost GmbH (LSCO) am Dessauer Flugplatz hat nun eine eigene Werft.

„Die verfügt über eine umfassende Ausrüstung“, sagt Geschäftsführer Christian Bernius, „so dass an vielen gängigen Mustern Wartungskontrollen und Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden können.“ Segelflugzeuge, Motorsegler, Ultraleichtflugzeuge, aber auch Cessna der 100er Serie, 28er Piper und andere Fabrikate gehören dazu. Wie auch die Wilga.

Solch ein Schleppflugzeug polnischen Fabrikats steht ebenfalls im ehemaligen Flugzeughangar, wird gecheckt, damit es bald wieder Segelflieger gen Himmel ziehen kann. Doch bevor es die Werft gab, blieb solche Arbeit in der kalten Jahreszeit liegen.

Um Luftsport ausüben zu können, sind zahlreiche Vorschriften, nationale und europarechtliche Regelungen einzuhalten

Seit zehn Jahren gibt es die LSCO in Dessau. Gegründet wurde die Firma 2008 von den Luftsportverbänden der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und ist sozusagen der „Tüv“ für Luftsportler und Vereine. Dass sich die Vereine als Gesellschafter zusammengeschlossen hatten, hatte einen einfachen Grund: „Der Luftsport soll finanzierbar sein auf breiter Ebene“, erklärt Bernius.

Um Luftsport ausüben zu können, sind zahlreiche Vorschriften, nationale und europarechtliche Regelungen einzuhalten. Die LSCO achtet darauf, dass alles sicher ist - die Luftfahrzeuge und Rettungsfallschirme die geltenden Anforderungen erfüllen. Doch nicht nur alle zwei Jahre - wie beim Auto - geht es zum „Tüv“.

Jährlich gibt es die vorgeschriebene Wartung, dazu kommen beispielsweise Kontrollen nach 50, 100 oder 200 Stunden. Auch nach jeder Instandhaltung muss das Luftfahrzeug freigegeben werden. „Bis zur letzten Schraube wird alles genau dokumentiert“, sagt Bernius, dass ein strenges Qualitätsmanagement einzuhalten ist. Und mit den Jahren seien „die europäischen Vorschriften, der Verwaltungsaufwand viel größer geworden“.

Seit 15 Jahren schon ist Thomas Leszczenski Leiter für Lufttüchtigkeit und Instandhaltung

Aber nicht nur Instandhaltung, Wartung, Reparatur gehören zum Aufgabenspektrum der Firma am Dessauer Flugplatz, auch Aus- und Weiterbildungen der Prüfer und die Lizenzierung des technischen Personals.

Erster Ansprechpartner ist für viele Flugsportler, Vereine und Flugschulen, wenn es um technische und sonstige Fragen rund um Segelflugzeuge, Motorsegler und Motorflugzeuge geht, Thomas Leszczenski, sagt Bernius anerkennend. Seit 15 Jahren schon ist Leszczenski Leiter für Lufttüchtigkeit und Instandhaltung bei der LSCO. Bernius ist erst relativ neu in der Firma. Der Jurist aus Halle und passionierte Flieger, der 2008 die Ausbildung zum Piloten machte, ist seit November Geschäftsführer.

Rund 1.200 Flugzeuge betreut die LSCO im Jahr

Rund 1.200 Flugzeuge betreut die LSCO im Jahr. Freilich werden nicht alle in Dessau geprüft. „Dazu haben wir gegenwärtig 51 Prüferinnen und Prüfer vor Ort, die die Prüfungen auf Lufttüchtigkeit und die Freigaben vornehmen“, so Bernius. Viele machen das nebenberuflich.

Und neu ist wie beschrieben die Werft. Die kann in Teilen auch angemietet werden, damit Flugsportler und Vereine selbst Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durchführen können. „Wir stehen mit Fachkunde, Rat und Tat zur Seite“, sagt der Chef. (mz)