Träume aus der Schokoladenwelt
Dessau/MZ. - Doch Konditormeister Manfred Bechstein (Staßfurt) will es genauer wissen. Er zückt sein Küchenmesser und schneidet eines der Tortenstücke an, schiebt es sacht in seinen Mund und wirkt am Ende doch versöhnlich. Sein Urteil: "Da kann man absolut nicht meckern - das schmeckt."
Während am Dienstag im Dessauer Berufsschulzentrum Eltern, Großeltern und Geschwister vor den Türen der Ausbildungsräume Daumen drückten, legten angehende Konditoren ihre Gesellenstücke einer Prüfungskommission vor. Auf den Tischen türmten sich die leckersten Sachen. Es wurden süße Träume umgesetzt in Etagentorten, in mehrfarbige Weingelees, in Obstdessertstreifen, Konfekt, Petit Fours oder kleine Geschenktorten. Selbst, wer Süßes verschmäht, fand die zierlich gespritzten Käse Fours, gefüllt mit Cremes, als Alternative. Doch diese im Prüfungsraum waren - bis auf Ausnahmen - leider nur Schaustücke.
In all diese süßen Leckereien, die die angehenden Konditoren als Pflichtkonzert ihrer Gesellenprüfung anzufertigen hatten, stecken zwölf Stunden Arbeit und mitunter viel Phantasie. So setzte Philipp Klemm (Azubi Konditorei Mrosek Dessau) seinem weißen Tortentraum eine Erdkugel aus dunkler und heller Schokolade auf. Schade nur, dass die Wärme im Prüfungszimmer den Erdenball leicht ins Bett aus zuckersüßem Machwerk versinken ließ.
Lob erntete Sandra Thiemann (Schlosskonditorei Zerbst) für eine Minitorte mit wunderschönem Schokoladendekor. Besondere Aufmerksamkeit dürfte Anne Heinrich (Konditorei Schade, Halle) bei der Prüfungskommission mit ihren frischen Kreationen geweckt haben. Die Schokoladentorte mit Johannisbeeren entstand unter ihren Händen ebenso, wie eine Vielzahl Petits Fours und Käse Fours. "Diesen Arbeiten merkt man an, dass sich der Prüfling mit seinen Aufgaben auseinander gesetzt hat", lobte Ausbilder Norbert George.
Insgesamt, so die Jury mit ihrem Urteil, sei dies ein durchschnittlicher Jahrgang. Alle hatten am Dienstag die Prüfung bestanden, doch "es gab in den Jahren davor noch mehr überdurchschnittliche Leistungen angehender Gesellen".
Gelungene und auch weniger gelungene Arbeiten waren bei den angehenden Fachverkäuferinnen zu sehen. Nicole Andree (Konditorei Rödel Köthen) ist eine, die "ein 1-A-Verkaufsgespräch absolviert hat", war Prüferin Petra Fuchs am Dienstag beeindruckt. Auch das von der 19-Jährigen gestaltete Schaufenster lässt Struktur erkennen. Es gibt Blickfänge und liebevolle Details, die für Nicoles Geschmack "vielleicht manchmal ein bisschen groß geraten sind", weist sie auf einen sprudelnden Schokoladenbrunnen. Die Betrachter stört dies keineswegs. Träumen sie doch allesamt davon, ein Waffelhörnchen in diesen Brunnen zu tauchen.